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Der Arzt aus dem Rucksack

fj; 19. Oct 2015, 15:07 Uhr
Bilder: privat --- Dr. Thomas Aßmann hat seine Parxis in Lindlar.
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Der Arzt aus dem Rucksack

fj; 19. Oct 2015, 15:07 Uhr
Lindlar – Dr. Thomas Aßmann setzt seit Beginn des Monats auf die Telemedizin – Dabei übernimmt eine medizinische Fachangestellte die Hausbesuche, der Arzt wird per Videokonferenz zugeschaltet, die Daten via Bluetooth übertragen.
Es hat etwas von Science-Fiction: Beim Hausbesuch erscheint der Arzt auf dem Bildschirm eines Computers, per Videokonferenz unterhält er sich mit dem Patienten während Daten wie Blutdruck oder Zuckerwerte via Bluetooth in die Arztpraxis übertragen werden. Der „digitale Doktor“ ist aber längst Realität und Oberberg eine Pilotregion. Dr. Thomas Aßmann, Hausarzt in Lindlar, ist „Erfinder“ des Telearztes und setzt seit diesem Monat auf die Telemedizin. Er ist sich dabei sicher: „Bald wird es dieses Angebot flächendeckend geben.“


[Aßmanns Assistentin Frauke von Wirtz  übernimmt die Hausbesuche. Mit dabei ist der Telemedizin-Rucksack.]

Zurzeit richtet sich das Angebot nur an die Patienten seiner Praxis und ersetzt – wo möglich – den klassischen Hausbesuch. Insbesondere Senioren haben es oftmals nicht leicht, in die Praxis zu kommen und so verbringt der Landarzt viel Zeit hinterm Steuer, um seine Patienten zu besuchen. Für viele Leistungen, die bei diesen Besuchen erbracht werden, ist aber gar kein Arzt notwendig. Den Blutdruck messen und die Zuckerwerte bestimmen kann auch eine medizinische Fachangestellte, erklärte der Hausarzt aus Lindlar. Also setzt sich Aßmanns Assistentin Frauke von Wirtz hinters Steuer und besucht die Patienten. Immer dabei ist der Telemedizin-Rucksack, darin enthalten sind unter anderem eine Waage, ein Blutzuckermessgerät oder ein EKG. Alle Geräte sind bluetoothfähig und übertragen die Daten in die Praxis.



Aßmann kann durch Kamera und Tablet-Computer zugeschaltet werden. „Somit bin ich praktisch vor Ort. Ich bin präsent und meine Patienten sehen und hören mich. Das ist meiner Meinung nach der Grund, warum die Telemedizin so gut ankommt: Ich bin mit im Raum“, so Aßmann. Er spart dadurch viele Stunden Zeit, die er sonst hinterm Lenkrad verbracht hat. Diese Zeit kommt nun den Patienten zugute. Auch darum ist er vom Erfolg seines Projekts überzeugt: „Im Oberbergischen ist der Ärztemangel ja schon längst Realität. Durch die Telemedizin können die verbliebenen Kollegen effektiver arbeiten, da sie ihre Zeit besser nutzen können.

Derzeit werden die Besuche des digitalen Doktors wie ein normaler Hausbesuch mit den Krankenkassen abgerechnet. Aßmann befindet sich aber derzeit in Verhandlungen mit den Kassen und dem Deutschen Hausärzteverband. „Wenn alles gut geht, wird der Telearzt ab kommenden Jahr in Nordrhein-Westfalen und Bayern flächendeckend eingesetzt“, zeigte sich Aßmann optimistisch. Gemeinsam mit Nicole Richter vom Hausärzteverband hat Aßmann dafür eine eigene Tele-Arzt GmbH gegründet. Mit dabei ist auch der Dienstleiter „Vitaphone“, von dem die Hard- und Software stammt. Doch trotz gesicherter Datenleitungen, bluetoothfähiger Geräte und Videokonferenzen weist Aßmann darauf hin, dass der Telearzt den klassischen Arztbesuch nicht ersetzen wird: „Die Telemedizin kann den Hausarzt unterstützen, nicht ablösen. In ernsteren Fällen kommt man trotz aller Technik nicht am Arztbesuch vorbei“, erklärt Aßmann, dass er Diagnosen nicht per Computer stellen darf.

Weitere Informationen unter www.telelandarzt.com.
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