Bilder: Christian Herse, privat (1,2) --- Antonia Knüsting (v.l.), Tobias Frommold, Johannes Ufer und Christian Herse waren über drei Tage lang beim Ruhr Reggae Summer im Einsatz. Auf dem Bild fehlt Kristina Stramm, die nach ihrem ersten Einsatztag krankheitsbedingt abreisen musste.
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Drei Tage im Einsatz bei 'Love, Peace & Music'
Oberberg Fünf Helfer des DRK Oberberg waren beim Ruhr Reggae Summer in Mülheim im Einsatz, um ihre Kollegen bei dem 12.000 Besucher-Festival zu unterstützen.
Unbarmherzig kletterte das Thermometer in die Höhe. Beim Laufen über das Gelände zogen die Füße eine Staubwolke hinter sich her. Während die Besucher langsam in Richtung Festivalbühne zogen, machten sich die Helfer aus dem Oberbergischen mit Rucksack und mobiler Sauerstoff-Flasche auf zum Campingplatz.
[Max Herre war der Hauptact am vergangenen Wochenende.]Am Freitagmorgen hatten sich die Rettungssanitäter des DRK Oberberg von Lindlar auf den Weg nach Mülheim an der Ruhr gemacht. Dort sollten sie wie im Vorjahr auch schon ihre Kameraden des dortigen Roten Kreuzes beim Ruhr Reggae Summer unterstützen. An drei Tagen stand der Ortsteil Styrum dabei ganz im Motto von Love, Peace & Music. Über 12.000 Festivalbesucher zählten die Veranstalter am vergangenen Wochenende, eine Rekordmarke, die bei dem Wetter aber auch entsprechende Risiken mit sich brachte. Die meisten Gäste reisten am Freitag an und bevölkerten die Wiesen unterhalb der A40. Auch die Oberberger erreichten das Gelände in den Mittagsstunden und bezogen ihre Feldbetten in einem Zelt in unmittelbarer Nähe zum Bereitstellungsraum der Sicherheitskräfte. Zeit zum Verschnaufen blieb allerdings kaum. Bereits eine Stunde nach Eintreffen begann die erste Schicht.
In zwei Teams zogen die Helfer über das Gelände und hielten Ausschau nach Besuchern, die ihre Hilfe benötigten. Vor allem Insektenstiche lösten bei zahlreichen Musikfans unangenehme Schwellungen und Ausschläge aus, die behandelt wurden. Aber auch leichtere Verbrennungen durch unvorsichtiges Spiel mit dem Feuer riefen die Retter auf den Plan. Am Freitagabend ließen die Sanitäter schließlich die erste Patientin ins Krankenhaus einliefern, nachdem diese sich beim Angeln einen Wiederhaken bis auf den Knochen in einen Finger gehauen hatte. Gegen drei Uhr endete schließlich der erste Dienst.
[Zahlreiche Rettungsfahrzeuge von DRK, Feuerwehr und Polizei standen in Bereitschaft, wurden aber glücklicherweise kaum in Anspruch genommen.]
Der Samstag stand hingegen ganz im Zeichen der Entspannung. Als Privatpersonen genossen die Oberberger das Festival, mussten sich jedoch von einer Sanitäterin verabschieden, die krankheitsbedingt die Heimreise antreten musste. Weniger ruhig verlief der Dienst indes für ihre Kollegen, die abends mehrere bewusstlose Besucher nach dem vermeintlichen Genuss von Haschisch-Keksen behandeln mussten. Mehrere Rettungswagen-Besatzungen und Notärzte kümmerten sich um die Menschen, während die Polizei binnen kürzester Zeit die vermeintlichen Verbreiter der zu hoch dosierten "Genuss-Backwaren" festnehmen konnte.
Um zwölf Uhr traten dann auch die oberbergischen Sanitäter wieder ihren Dienst an. Bei schweißtreibenden 34 Grad kümmerten sie sich um mehrere Besucher mit Kreislaufproblemen. Auch der Veranstalter setzte zwischenzeitlich einen Feuerwehrschlauch zum Abkühlen der Gäste ein, die trotz der Hitze in der Sonne feierten.
Erneut überschlugen sich dann in den Abendstunden wieder die Ereignisse. Eine Imbiss-Mitarbeiterin musste mit Herzrasen und Taubheitsgefühlen behandelt und per Rettungswagen abtransportiert werden. Auf dem Zeltplatz kam es zu einer Schlägerei mit einer schwerverletzten Person. Eine volltrunkene hilflose Person durften ihren Rausch ebenfalls im Krankenhaus ausschlafen. In den frühen Morgenstunden mussten die Mülheimer Kräfte zudem zeitgleich eine unterzuckerte Festivalbesucherin betreuen, während nur ein Zelt weiter ein nicht mehr ansprechbarer junger Mann aufgefunden wurde, der offenbar verschiedene Drogen zeitgleich konsumiert hatte. Beide wurden in umliegende Kliniken eingeliefert. Während dieser Zeit wurden auch die Oberberger aus ihrer eigentlichen Nachtruhe gerissen und mussten wieder Einsatzbereitschaft herstellen, um bei weiteren Ereignissen eingreifen zu können - was glücklicherweise jedoch nicht mehr nötig war.
Es waren drei anstrengende, aber zugleich auch tolle Tage, findet Gruppenführer Johannes Ufer. Die Arbeit mit den Kameraden aus Mülheim hat wie schon in 2012 viel Spaß gemacht und ausgezeichnet harmoniert. Mit diesen Einsätzen, die von allen Beteiligten ehrenamtlich durchgeführt werden, pflege man nicht nur die Kameradschaft, sondern sammle zudem neue Erfahrungen über Einsatztaktiken in anderen Regionen. Wir sehen keinen Grund, warum diese hervorragende Zusammenarbeit nicht auch im kommenden Jahr fortgesetzt werden sollte, sprach sich Ufer im Namen aller Beteiligten für eine Fortführung dieses kreisübergreifenden Projekts aus.
