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Der „robuste Oberberger“ - nur ein Märchen?

nh; 24. May 2013, 13:25 Uhr
Grafiken: Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung --- Eine Trendwende? Im vergangenen Jahr war der Gesamtkrankenstand im Oberbergischen Kreis erstmals höher als im Rheinland.
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Der „robuste Oberberger“ - nur ein Märchen?

nh; 24. May 2013, 13:25 Uhr
Oberberg - Erstmals sind die Zahlen für das Oberbergische bei der Fehlzeitenanalyse schlechter im Vergleich zum gesamten Rheinland - Psychische Erkrankungen weiter auf dem Vormarsch.
Von Nils Hühn

Galt der Oberberger aus Sicht der Krankenkassen jahrelang als besonders robust und selten krank, so hat sich dieses Bild in den vergangenen Jahren verändert. „Wo sind die robusten Oberberger“, fragte sich Ralf Schmallenbach, Regionaldirektor der AOK Rheinland/Hamburg, angesichts der Arbeitsunfähigkeitsdaten 2012. Jährlich erstellt das Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) im Auftrag der AOK eine Fehlzeitenanalyse der AOK Versicherten für die Region Oberberg. Immer lag der Oberbergische Kreis beim Gesamtkrankenstand zum Vergleich mit dem Rheinland besser dar. Doch 2012 lag der Wert für die Region Oberberg mit 5,26 Prozent um 0,09 Prozentpunkte über dem Rheinland. „Die Unterschiede sind zwar marginal, aber der Trend ist eindeutig“, so Schmallenbach.


Die Ursachen für diese Trendwende sieht Schmallenbach als sehr komplex an. Daher zog er auch den Gesundheitsreport 2012 Rheinland hinzu, da dieser eine Auskunft über alle Versicherten wiedergibt und nicht nur das der versicherten Arbeitnehmer. Im gesamten Rheinland liegt der Oberbergische Kreis bei den Sterbefällen durch Ischämische Herzkrankheiten auf Platz zwei, zudem haben die Oberberger den fünftschlechtesten Body-Mass-Index und von 100 Menschen in Oberberg sind 18 fettleibig. Auch dies ist der zweitschlechteste Wert. „Unsere Aufgabe muss also lauten, die Menschen zu mehr Bewegung zu animieren“, erklärte Schmallenbach. Zwar investiere die AOK schon viel Geld in die betriebliche Gesundheitsprävention, aber alle Arbeitnehmer könne man nicht erreichen.


[Die häufigsten Krankheitsarten sind weiterhin Muskel- und Seklett, Atemwegs- und psyichische Erkrankungen.]

Bei den Krankheitsarten der knapp 33.000 bei der AOK versicherten Arbeitnehmer, die damit ein Drittel der oberbergischen Arbeitnehmer repräsentieren, sind wie in den Vorjahren ähnlich. An der Spitze liegen die Muskel- und Skeletterkrankungen, gefolgt von Atemwegs- und psychischen Erkrankungen. Wie immer ist die Fallzahl an Muskel- und Skeletterkrankungen in Oberberg höher als im Rheinlad. „Dies lässt sich unter anderem darauf zurückführen, weil immer noch viele Arbeitnehmer im gewerblichen Bereich beschäftigt sind“, so Dr. Julia Schröder von der BGF.


[Anhand dieser Grafik sieht man sehr deutlich, dass die Zahl an psychischen Erkrankungen kontinuierlich ansteigt.]

„Der Anstieg bei den psychischen Erkrankungen ist jedoch ein Trend, der sich über mehrere Jahre und bundesweit erstreckt“, erklärte Dr. Schröder weiter. Chefärztin Dr. med. Beate Baumgarte, Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie im Klinikum Oberberg, glaubt, dass diese Entwicklung nicht nur auf eine Enttabuisierung von psychischen Problemen zurückzuführen ist, sondern eher am Diagnoseverhalten der Ärzte liege, die mittlerweile eine verbesserte Erkenntnislage zu psychischen Störungen“ hätten.

Die These, dass es den „robusten Oberberger“ nicht mehr gibt, wird durch die Statistik zur Fallhäufigkeit (siehe unten) von erkrankten Personen gestärkt. Mittlerweile sind über 58 Prozent der oberbergischen Arbeitnehmer mindestens einmal im Jahr krank. Im gesamten Rheinland liegt die Zahl bei knapp über 52 Prozent. In der Vergangenheit waren die oberbergischen Werte in dieser Kategorie auch deutlich besser. „Diese Trends sind besorgniserregend“, meinte Ralf Schmallenbach.

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