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Ein Sirtaki mit Dieter Schliwka

bd; 16. Jul 2013, 12:38 Uhr
Bilder: Fenja Jansen --- Die Schüler der Förderschule Vollmerhausen lauschten gespannt den Erzählungen des Autors Dieter Schliwka.
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Ein Sirtaki mit Dieter Schliwka

bd; 16. Jul 2013, 12:38 Uhr
Gummersbach - Mit einem Koffer voller selbst geschriebener Bücher tauchte Autor Dieter Schliwka in der Abschlussklasse der Förderschule Vollmerhausen auf, um mit den Schülern über sein Werk „Hakenkreuz und Gänseblümchen“ zu reden.
Selten waren die Schüler so erstaunt wie dann, als ihnen mitgeteilt wurde, dass ein 73-jähriger Autor, der seit Jahren keine Lesungen mehr hält, sie als so wichtig empfindet, dass er sie besucht. „So viel Aufmerksamkeit wird ihnen selten entgegengebracht“, erklärte Schulleiter Hans-Georg Bever. Dieter Schliwkas Besuch war für die Klassenlehrer ein großer Trumpf: So ist es ihnen gelungen, die Schüler von Handy, iPod & Co. wegzulocken und ihnen die Freude am Lesen zu vermitteln, die hoffentlich lange währt. Und tatsächlich waren die Schüler sehr neugierig, stellten viele Fragen zu den Hintergründen des Buches, tanzten sogar mit Schliwka einen Sirtaki, einen griechischen Tanz. Doch als der Autor begann, von seinem Roman „Hakenkreuz und Gänseblümchen“ zu sprechen, der die Geschichte von dem bosnischen Mädchen Jela erzählt, herrschte betretene und zugleich gespannte Stille im Klassenraum: Jela muss zusehen, wie ihre Eltern und Brüder nacheinander von Soldaten umgebracht werden. Nur das Mädchen wird verschont und von Flüchtlingen aufgenommen, mit denen sie erst nach Österreich, dann nach Deutschland gelangt.  


[Dieter Schliwka mit seinem Buch "Sirtaki", zu dem er neben "Hakenkreuz und Gänseblümchen" Einiges erzählte.]

Im Anschluss brach wieder eine Diskussion los: „Warum hat das Buch ein offenes Ende?“, fragten die Schüler. „Ich möchte, dass man darüber nachdenkt“, lautete Schliwkas Antwort. Einem der Schüler passte diese Antwort gar nicht - er hatte dem Buch ab einer bestimmten Stelle kurzerhand ein alternatives Ende angedichtet. „Er wollte das Ende gar nicht hören, sondern die Geschichte selbst weiterschreiben“, verriet die Klassenlehrerin Ingelore Dillenburg. Natürlich brachte er die sechs Seiten mit in die Lesung ein und bekam von seinen Mitschülern und Schliwka den angemessenen Respekt gezollt. „Ich kann mir vorstellen, dass dein Ende besser angekommen wäre als meins“, lobte Schliwka seinen neuen Co-Autor und lies sich dessen Text sofort kopieren.
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