Bilder: Nils Hühn --- Piere Andre Gundlach ist am Ziel angekommen. Seit diesem Jahr ist er festangestellter Stablerfahrer beim Gartencenter Bergerhoff in Wiehl Alperbrück und hat damit den Sprung von der Behinderten Werkstatt Oberberg auf den allgemeinen Arbeitsmarkt geschafft.
ARCHIV
Traum vom Job auf dem 1. Arbeitsmarkt erfüllt
Oberberg - In diesem Jahr schafften vier Menschen mit Behinderung den Sprung von den Behinderten Werkstätten Oberberg in den allgemeinen Arbeitsmarkt - Stolz und Glücksgefühle überwiegen, Schwierigkeiten bleiben.
Von Nils HühnMittlerweile arbeiten 770 Menschen mit Behinderungen an den drei Standorten der Behinderten Werkstätten Oberberg. Neben dem Ziel, den Menschen eine sinnstiftende Aufgabe zugeben, soll in der Werkstatt auf die Tätigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Nur ein sehr geringer Prozentsatz der BWO-Angestellten ist durch die eigene Erkrankung in der Lage, einer Beschäftigung auf dem 1. Arbeitsmarkt nachzugehen. Aber mit viel Unterstützung und einem guten Konzept versucht die BWO seit dem Inkrafttreten der Inklusionsgesetze 2008 verstärkt, ihren Mitarbeitern die vollständige Teilhabe in der Gesellschaft zu ermöglichen.
Extra dafür wurde der Posten des Integrations-Begleiters geschaffen, den Magnus Liebetanz seit mehreren Jahren ausfüllt und eine Art Brückenbauer ist. In diesem Jahr haben gleich vier Werkstattmitarbeiter den Übergang geschafft. Mir war von Beginn an klar: Ich will raus aus der BWO, so der 23-jährige Pierre Andre Gundlach. Was sich nach einer Flucht aus der Werkstatt anhört, ist allerdings nur ein intensiver Wunsch, nach einem weitestgehend normalen Leben, wozu aus Sicht des Reichshofers auch ein Job auf dem 1. Arbeitsmarkt gehört.
Nach seinem Beginn in der Behinderten Werkstatt wollte Gundlach schnellstmöglich einen der Außenarbeitsplätze haben. In diesem Modell ist man bei einer Firma außerhalb der BWO beschäftigt, aber weiterhin Werkstattmitglied. Man gehört dem engmaschig betreuten Netz der Einrichtung an. Fünf Jahre lang arbeitete Gundlach in diesem Modell beim Gartencenter Bergerhoff in Wiehl-Alperbrück. Laut Geschäftsführer Stefan Bergerhoff war Gundlach stets zuverlässig. Durch den Erwerb des Staplerführerscheins in der Werkstatt war er eine wichtige Fachkraft für das Gartencenter. In diesem Jahr wagte Gundlach dann den Schritt auf den allgemeinen Arbeitsmarkt. Stolz und glücklich ist er jetzt, da er sich den eigenen Traum erfüllen konnte.
Ich wurde bei Bergerhoff immer gut behandelt und fühle mich sehr wohl, erklärt Pierre Andre Gundlach (Bild). Der größte Einschnitt für nach dem Wechsel sei für ihn das Problem mit Weg zur Arbeit. Außerhalb der Schulferien fährt er mit einem Schulbus nach Brüchermühle und von dort mit dem Linienbus weiter nach Wiehl. In den Ferien und an Samstagen springen die Eltern oder Kollegen ein. Mit meinen Eltern habe ich ausgehandelt, dass sie für ihre Fahrdienste 50 pro Monat bekommen, muss er jeden Tag nach der Arbeit von Brüchermühle mitgenommen werden. Der Transport zum Unternehmen ist das größte Problem im ländlichen Raum. Der öffentliche Nahverkehr ist zu schwach ausgebaut, so BWO-Geschäftsführer Dietmar Groß.
Für Florian Andersson ist dies keine Schwierigkeit. Ich fahre mit meinem Roller zur Arbeit, ist er in diesem Punkt sehr selbstständig. Bei der Morsbacher Firma IBS Filtran machte Andersson ein sechsmonatiges Praktikum. Dies lief so gut, dass er sich um eine feste Anstellung bewarb. Für uns ist Florian ein Angestellter wie jeder andere auch. Es hat einfach gut gepasst, ist Personalleiterin Monika Lohr froh, seit Juli einen neuen Mitarbeiter begrüßen zu dürfen. Bislang hatten wir nur Aufträge an die BWO gegeben, ist Lohr von der neuen Kooperation angetan.
Neben Gundlach und Andersson haben Yakup Mustu bei Sabo und Carsten Ufer bei Gartenbau Lüdenbach einen Job gefunden. Von allen unseren Mitarbeitern, die gewechselt sind, wissen wir, dass sie nicht nur fair behandelt werden, sondern auch gut aufgehoben sind, so Liebetanz. Die Unternehmer erlebten einen Mehrgewinn des Selbstbildes durch die Übernahme sozialer Verantwortung. Eine klassische Win-win-Situation für alle Beteiligten, so der Integrationsbeauftragte. Und unsere Ehemaligen können jederzeit zu uns zurückkommen, erklärt Monika Reif von BWO-Berufsbildungsbereich, dass der Kontakt niemals abbreche.