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Es werde Licht - Krieg und Strom im Bergischen

js; 25. Mar 2014, 09:00 Uhr
Bilder --- Jessica Schöler --- Museumsleiter Michael Kamp, Kuratorin Anka Dawid und Dr. Thomas Schleper (Leiter des Verbundsprojekts) präsentierten die neue Ausstellung im Freilichtmuseum.
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Es werde Licht - Krieg und Strom im Bergischen

js; 25. Mar 2014, 09:00 Uhr
Lindlar - Ab dem 28. März zeigt eine Ausstellung im LVR-Freilichtmuseum, wie die Elektrizität im ländlichen Raum Einzug hielt - Neben interessanten Fakten gibt es auch allerhand Kurioses zu sehen.
In einem Verbundprojekt setzten sich Museen des Landschaftsverband Rheinland (LVR) mit dem Ersten Weltkrieg und den Auswirkungen auf das Rheinland auseinander. Das Freilichtmuseum Lindlar beschäftigt sich mit den Anfängen der bergischen Stromversorgung und den damit einhergehenden kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Aspekten. Die interaktive Ausstellung mit dem Titel „Krieg und Licht – Zur Dynamik der ländlichen Elektrifizierung um 1914“ ist zwischen dem 28. März und 14. Dezember zu sehen.


[Im Bergischen erhielten die Trafohäuschen ein regionales Design und beschäftigten sogar eigens beauftragte Architekten.]


„Während des Ersten Weltkriegs mussten viele Kraftwerke für die Rüstungsindustrie gebaut werden. Nach dem Krieg musste die Überkapazität anderweitig verteilt werden“, fasst Kuratorin Anka Dawid die Elektrifizierung des ländlichen Raums zusammen. Museumsleiter Michael Kamp ergänzt: „Im Krieg fehlten wichtige Ressourcen. Die Kupfereinfuhr wurde gedrosselt, der Mangel musste kompensiert werden. Die Herstellung des Ersatzstoff Aluminium benötigte leistungsstarke Kraftwerke.“ Der Ausbau begann, Kraftwerke wurden aus dem Boden gestampft. Nach dem Krieg stellte sich die Frage, wohin mit dem Strom? Zunächst als zu kostenintensiv abgestempelt, begannen die Stromversorger mit dem Ausbau im ländlichen Raum. Um kritische Stimmen zu besänftigen, die eine „Verschandelung der Landschaft“ befürchteten, setzten die Stromversorger auf ein regionales Design der Trafohäuschen. Architektenbüros beschäftigen sich mit bergischer Trikolore, Schiefer und passenden Dachziegeln.


[Kuratorin Anka Dawid präsentiert eine abenteuerliche Konstruktion zum Betrieb von Landmaschinen.]


Nachdem die optischen Zweifel beseitigt waren, fand der zunächst als unsichtbare und geruchlose Gefahr abgetane Strom größeren Anklang und wurde zum dringend benötigten Motor für die Landwirtschaft. Die Elektrizität ersetzt Knecht und Muskelkraft. Die Bauern versehen ihre sonst von Hand betriebenen Gerätschaften mit einem Motorenwagen, der an die Überlandleitungen angeschlossen werden kann. Diese Konstruktion war nicht ganz ungefährlich, sorgte aber für Arbeitserleichterung. Auch in anderen Bereichen befördert die Stromversorgung kuriose Ideen. Die Ausstellung zeigt eine Dauerwellen-Maschine, die heute eher abenteuerlich als innovativ anmutet. Dawid verrät, dass die ersehnte Lockenpracht vermutlich mit Schmerzen einherging.


Trotz hoher Kosten hält der Strom langsam auch im Privaten Einzug, Glühbirne und Bügeleisen sind die Vorreiter im häuslichen Bereich. „Nach 1918 ist eine sprunghafte Elektrifizierung zu beobachten. Ende der 1920er Jahre sind 90 Prozent der Haushalte mit Strom ausgestattet“, so Kamp.


Wer sich die kuriosen und interessanten Exponate rund um die Elektrifizierung ansehen möchte, sollte das LVR-Freilichtmuseum Lindlar besuchen. Zwischen dem 28. März und 14. Dezember vermittelt die interaktive Ausstellung interessante und wissenswerte Informationen für die ganze Familie. Erwachsene zahlen 6 €, Kinder bis 18 Jahre haben freien Eintritt. Die Öffnungszeiten sind auf der Homepage des Freilichtmuseums zu finden.
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