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Chaos in der Freibad-Kneipe

fn; 30. Oct 2013, 11:22 Uhr
Bilder: Fabian Nitschmann, privat (3) --- Im Vorjahr präsentierte die örtliche Theatergruppe das wilde Lustspiel 'Turbulenzen im Dreimädelhaus'.
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Chaos in der Freibad-Kneipe

fn; 30. Oct 2013, 11:22 Uhr
Morsbach – An sechs Abenden im November präsentiert die Theatergruppe „Vürhang up“ ihr diesjähriges Stück „Cola, Cash und Kaugummi…“ - In der Vorbereitung fielen vor allem der Gruppenzuwachs und eine Verjüngungskur ins Gewicht.
Von Fabian Nitschmann

Die Texte sitzen, die gröbsten Vorbereitungen sind geschafft. Und doch stehen bis zur Premiere des Stückes „Cola, Cash und Kaugummi“ von Bernd Gombold, das dieses Jahr von der Theatergruppe „Vürhang up“ aus Morsbach aufgeführt wird, noch viele Aufgaben an. Am kommenden Wochenende werden im Gertrudisheim Bühne und Deko aufgebaut. In acht Tagen folgt die Generalprobe, die, wie das Sprichwort schon sagt, meistens in die Hose geht. Und dann möchte das 21-köpfige Ensemble in gleich sechs Vorstellungen rund 1.200 Gäste begeistern.


[Meistens wendet sich alles zum Guten. Ob dies im Fall der Nessie-Schänke auch so ist, wollte aber noch niemand verraten.]

Bereits zum 13. Mal steht die Gruppe in diesem Jahr mit einem Dreiakter auf der Bühne. Begonnen hat alles im Jahr 1997. Marlies Roth gründete damals die lange Zeit namenlose Theatergruppe, die zunächst mit kleinen Stücken und deutlich weniger Aufwand in verschiedenen Räumlichkeiten im Morsbacher Gemeindegebiet den ein oder anderen Schwank zum Besten gab. Im Jahr 2000 wagte man dann den Sprung auf die größeren Bretter und hinein ins Gertrudisheim, wo man vor immerhin 240 Zuschauern pro Vorstellungen spielen kann.



Die Vorbereitungen für die diesjährigen Aufführungen begannen kurz nach Karneval. „Wir bestellen uns beim Theaterverlag meist sechs bis acht Stücke, um uns gemeinsam für eins zu entscheiden“, sagt Roth, die nicht nur Gründerin, sondern bis heute auch Leiterin der Gruppe ist. „Jeder sieht sich dann beim Lesen schon in seiner Rolle. Bis zur Entscheidung dauert es oft lange. Manchmal muss man ein tolles Stück auch wegen der Besetzung weglegen“, so Jens Mauelshagen, der seit vielen Jahren in der Gruppe Theater spielt und sich zunehmend um organisatorische Dinge kümmert.

Das Problem der Besetzung hat sich in den vergangenen Jahren allerdings entspannt. Denn „Vürhang up“ erfreut sich speziell in Morsbach großer Beliebtheit. Eine Folge der großen und bekannten Aufführungen ist unter anderem auch, dass sich derzeit 21 Schauspieler im Team engagieren. „Wir haben inzwischen drei, fast vier Generationen unter einem Dach. Die älteste Darstellerin, Franziska Vierbücher, ist 87. Der Jüngste ist gerade 16 geworden“, berichtet Roth, die in den Altersunterschieden viele Vorteile sieht: „Die Älteren sehen, wie viel Energie auch die Jüngeren mitbringen.“


["Vürhang up" ist seit der vergangenen Aufführung im März 2012 größer und jünger geworden.]

Eine Besonderheit der Morsbacher Theatergruppe, die innerhalb des Heimatvereins organisiert ist, ist die Tatsache, dass fast alles ehrenamtlich und aus eigener Hand geregelt und gebaut wird. „Wir haben einen Tischler (Norbert Kötting) und einen Elektriker (Karl-Josef Reifenrath) dabei. Dadurch können wir jedes Jahr erfolgreich eine eigene Bühne bauen“, sagt Roth, die viel Wert auf die Details legt. Ebenfalls fest ins Team eingebunden sind Marion Klein und Gerda Kleusberg, die für die auch gerne aufwendige Maske zuständig sind. Darüber hinaus werden die gespielten Stücke gerne auch ein wenig angepasst, um das Geschehen direkt nach Morsbach zu holen und auch aktuelle Gemeindethemen aufzugreifen.

So spielt „Cola, Cash und Kaugummi“ in der Morsbacher Version im Freibad, genauer der erfundenen „Nessie-Schänke“. Bürgermeister Anton Knackig und sein Stellvertreter sind hier regelmäßige Gäste und leiten von dort ihre Amtsgeschäfte nach Gutsherrenart. Doch sowohl eine Gruppe junger Leute aus dem Nachbarort, als auch die dreiköpfige „Schrullenversammlung“ wollen die Wirtschaft auf den Kopf stellen. Als plötzlich ein fingierter amerikanischer Investor auftaucht, kommen die Dinge nochmals anders, als erwartet.


[Das Stück "Hüttenzauber und andere Geheimnisse" sorgte 2009 für sehr viel Spaß im Gertrudisheim. Vor allem Norbert Kötting (li.) und Karl-Josef Reifenrath hinterließen damals bleibenden Eindruck]

Dass das diesjährige Stück komödiantisch sei und für reichlich Spaß sorgen soll, betonen Roth und Mauelshagen gerne. Der bisherige Kartenvorverkauf zeigt, dass auch die Gäste auf das Gespür und Können der Gruppe vertrauen. Rund 1.100 Karten wurden bisher verkauft. „Es sind zwar noch Karten übrig, aber da wir inzwischen sechs Aufführungen anbieten, ist das gleichzeitig ein Rekord“, berichtet Mauelshagen, der auch in Zukunft mit Komödien im Morsbacher Gertrudisheim auf die Bühne steigen will.

„Wir hegen keine Professionalisierungstendenzen. Das ist und bleibt unser Hobby, nicht der Beruf. Wir wollen weiterhin im Gertrudisheim bleiben und im kommenden Jahr dort fünf Aufführungen zeigen. Und wir wollen auch nichts anderes machen, als unsere Komödien“, so Mauelshagen. Bisher hat man damit genau den Geschmack des Publikums getroffen und auch viele Gäste aus anderen Gemeinden angelockt.

Ob diese Zuschauer immer alles verstanden haben, ist allerdings fraglich. Denn auch eine gewisse Nähe zur Morsbacher Tradition und dem Mueschbejer Platt sind typisch für „Vürhang up“. „Die Waldbröler bekommen dieses Jahr durchaus auch einiges ab, das darf man ruhig schon verraten“, erwähnt Roth auch den allgemeinen Zwist der Morsbacher mit der Nachbarstadt, der im diesjährigen Stück aufgegriffen wird. Waldbröler Zuschauer seien aber natürlich dennoch gern gesehene Gäste.

Karten zum Preis von 8 Euro sind auch weiterhin im Vorverkauf beim Buchladen Lesebuch (Tel.: 02294/ 99 38 99) erhältlich. Die Aufführungen finden am 8., 9., 14., 15. und 16. November jeweils um 19 Uhr und am 10. November um 16 Uhr statt. Einlass ist jeweils eine Stunde vorher.

  
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