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Fußball-Stichtag: Ein Leben lang beim SVF

Red; 6. Jan 2013, 00:10 Uhr
Oberberg Aktuell
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Fußball-Stichtag: Ein Leben lang beim SVF

Red; 6. Jan 2013, 00:10 Uhr
Gummersbach - Frank Winkler mit einem Porträt über Ulrich Strauss - Das Urgestein des SV Frömmersbach feiert heute seinen 70. Geburtstag.
Ulrich Strauss wurde am 6. Januar 1943 im ostpreußischen Stuhm geboren. Kurz vor Ende des 2. Weltkriegs entschloss sich die Familie mit dem knapp zwei Jahre alten Jungen zur Flucht und kam über Umwege ins Oberbergische, wo sie im Gummersbacher Ortsteil Lantenbach eine neue Heimat fand. Im Alter von 14 Jahren schloss sich Strauss dem benachbarten Sportverein SV Frömmersbach an, wo er in der Folge die entsprechenden Jugendmannschaften durchlief.

Nach seinem altersbedingten Sprung in den Seniorenbereich gehörte er aufgrund seiner Fähigkeiten dem Stamm der 1. Seniorenmannschaft an, die zu diesem Zeitpunkt in der höchsten oberbergischen Fußballklasse, der 1. Kreisklasse, spielte. Zwar musste der SV am Ende der Spielzeit 1962/63 als Vorletzter den Gang in die 2. Kreisklasse antreten, doch dort hielt sich der SV nur ein Jahr auf, ehe man als Staffelmeister wieder den Sprumg nach oben schaffte. Dieses Szenario wiederholte sich in den nächsten Jahren noch zweimal. Am Ende der Saison 1969/70 belegte Frömmersbach den vorletzten Tabellenplatz, um im nächsten Jahr als glorreicher Meister wieder zurückzukehren.

Besonders tragisch erwies sich der nächste Abstieg. Am Ende der Spielzeit 1976/77 stand der SV Frömmersbach auf einen normalerweise beruhigenden elften Tabellenplatz. Bisher hatte dieser immer ausgereicht, um die Klasse zu halten. Da aber ausgerechnet in diesem Jahr mit dem RS 19 Waldbröl, dem SV Morsbach und dem VfR Marienhagen gleich drei oberbergische Vereine aus der Bezirksklasse Mittelrhein in die 1. Kreisklasse abgestiegen waren, musste auch Frömmersbach in die 2. Kreisklasse absteigen.

Nach dem vierten Aufstieg in der Kreisliga A hatte zur Spielzeit 1978/79 Dietmar Krumpholz das Traineramt von Rolf Semrau übernommen und fand eine hoch motivierte und homogene Mannschaft vor. Am Ende sollte es die beste Saison in der Vereinsgeschichte werden, auch wenn letztlich der ganz große Erfolg ausblieb. Zunächst erreichte der SV zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte das Endspiel um den Kreispokal, wo man im Mai 1979 auf den zwei Klassen höher spielenden Landesligisten SSV Bergneustadt traf. In einem großartigen Spiel mit zwei Teams auf Augenhöhe stand es am Ende der regulären Spielzeit 2:2. Als Günter Gerheim in der 95. Minute den SV mit 3:2 erstmals in Führung schoss, bahnte sich eine Überraschung an. Doch der SSV bewahrte kühlen Kopf. Angetrieben von Spielertrainer Willi Rehbach, schaffte Bergneustadt den Ausgleich. Dieter Joost traf in der 108. Minute zum 3:3.



Eine Woche später standen sich beiden Mannschaften im Wiederholungsspiel gegenüber. In der ersten halben Stunde spielte der Landesligist zwar überlegen, ohne jedoch wirklich gefährlich zu werden. Dann hatte auch der Kreisligist in das Spiel gefunden. Angeführt von ihrem überragenden Spielmacher Dietmar Krumpholz übernahm der Außenseiter mehr und mehr die Initiative. Die knapp 300 Zuschauer sahen einen schwachen SSV und einen forsch aufspielenden Kreisligisten. Fünf Minuten nach Wiederanpfiff schloss Gert Buschmann einen Konter des SSV mustergültig ab und überwand SV-Torwart Jürgen Cronrath zur glücklichen 1:0-Führung. Die Frömmersbacher spielten jedoch unverdrossen weiter und kamen in der 64. Minute durch Veith zum verdienten Ausgleich.

Nach Angaben des SV-Vorsitzenden Bremicker wurde anschließend der Schiedsrichter zur entscheidenden Person auf dem Platz. Zunächst habe er beim Stand von 1:1 den Tatort eines Elfmeterfouls an Krumpholz vor den Strafraum verlegt. Kurz darauf sei Krumpholz nach einem normalen Pressschlag, den der Unparteiische als Foul wertete, mit einer Zehn-Minuten-Strafe belegt worden. Die numerische Überlegenheit nutzte der SSV aus. Fünf Minuten vor Schluss brachte Helmut Naß den SSV erneut in Führung. Die Frömmersbacher versuchten zwar noch einmal, alle Kräfte zu mobilisieren, mit einem Spieler weniger gelang dies jedoch nicht. Mit dem letzten Angriff sorgte Anton Schotok für die endgültige Entscheidung und bescherte Bergneustadt einen glücklichen Sieg.

Trotz dieser Enttäuschung blieb der SV in der Meisterschaft eine Macht. In der Abschlusstabelle der 1. Kreisklasse belegte man punktgleich mit dem SSV Wildbergerhütte und dem BV 09 Drabenderhöhe den ersten Tabellenplatz. Damals zählte das heute übliche Torverhältnis nicht, denn hier hatte der SV die Nase vorne und wäre somit aufgestiegen. Auch die Drei-Punkte-Regelung war noch nicht eingeführt, denn auch in diesem Fall hätte der Aufsteiger SV Frömmersbach geheißen. So setzte der Kreis eine Aufstiegsrunde an. Im ersten Spiel hatte der SSV Wildbergerhütte den BV 09 Drabenderhöhe mit 2:0 besiegt. In der zweiten Partie unterlag der SV Frömmersbach Wildbergerhütte mit 0:1 und musste den Traum vom Aufstieg begraben.

Strauß spielte noch weiter in der 1. Seniorenmannschaft, ehe er seine Laufbahn, die er über ein Vierteljahrhundert hinweg bei nur einem Verein erlebte, Anfang der 1980er Jahre langsam ausklingen ließ. Mit fast demselben Aufwand an Zeit und körperlicher Anstrengung war Strauss fortan bei den „Alten Herren“ des Vereins aktiv und ist auch mit 70 Lenzen einer der Dauerbrenner beim Training - in den vergangenen Jahren vielleicht etwas bedächtiger, aber weiterhin mit viel Ehrgeiz. Noch dazu fungierte er lange Zeit als Betreuer und Teammanager der „Alten Herren“.

Wer mit Frank Winkler in Kontakt treten möchte, kann dies unter oberberg-fussball@gmx.de tun. Auf seiner Homepage zum Fußball im Oberbergischen (www.oberberg-fussball.de) sind weitere Informationen zu finden. 
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