Archiv

Bei Schalke 04 ging’s los

Red; 17. Dec 2012, 00:10 Uhr
Oberberg Aktuell
ARCHIV

Bei Schalke 04 ging’s los

Red; 17. Dec 2012, 00:10 Uhr
Oberberg - Frank Winkler widmet dem ehemaligen Kicker Hans-Jürgen Liedtke, der heute seinen 75. Geburtstag feiert, ein Porträt.
Hans-Jürgen Liedtke wurde am 17. Dezember 1937 in Friedrichsberg (Westpreußen) geboren. Als am Ende des 2. Weltkriegs die russische Armee in Westpreußen einrückte, musste die Familie fliehen und siedelte sich im Ruhrgebiet an. In Gelsenkirchen verbrachte Liedtke seine weitere Jugend. Dort meldete sich der fußballbegeisterte Junge beim FC Schalke 04 an. In der Schülermannschaft spielte er zusammen mit den späteren Größen Willi Koslowski, Waldemar Gerhardt oder Helmut Laszig. Mit 18 Jahren zog Liedtke aus familiären Gründen ins Oberbergische. In seinem neuen Wohnort Bergneustadt erhielt er wenig später eine Arbeitsstelle beim örtlichen Großunternehmen Dr. Hermann Müller. In dieser Firma arbeiteten natürlich auch viele Spieler des örtlichen Fußballvereins SSV 08 Bergneustadt, der unter ihrem bayerischen Trainer Curt Kreile in der Landesliga Mittelrhein spielte. Zu diesem Zeitpunkt handelte es sich dabei um die vierthöchste Spielklasse in Deutschland.

Als die 1. Mannschaft aufgrund einer Grippewelle zu wenig Leute hatte, erinnerten sich die Mitarbeiter an den ehemaligen Jugendspieler des FC Schalke 04 und erreichten in einigen Gesprächen, dass er sich beim SSV anmeldete, um schon am Wochenende in einem Meisterschaftsspiel in Schlebusch mitwirken zu können. Aufgrund seiner Fähigkeiten wurde Liedtke als Stürmer schnell Stammspieler in der Mannschaft. Ende der 50er Jahre gehörte der SSV zu den etablierten Vereinen im Mittelrhein. Nach sehr erfolgreichen Jahren in der Landesliga musste auch der SSV der zunehmenden Überalterung in der Mannschaft Tribut zahlen. Am Ende der Spielzeit 1960/61 belegte Bergneustadt mit zwei Punkten Rückstand auf die TuRa Köln, die auf dem ersten Nichtabstiegplatz stand, den drittletzten Tabellenplatz und musste damit in die Bezirksklasse absteigen.

Nach diesem Abstieg verließ auch Liedtke den Verein und schloss sich zur neuen Spielzeit dem neuen Ligakonkurrenten VfL Gummersbach an, der dabei war, eine starke Mannschaft aufzubauen.  Vielleicht mag sich Liedtke in diesem Zusammenhang ein klein wenig geärgert haben, als der VfL am Ende der Spielzeit 1962/63 mit nur einem Punkt Rückstand auf dem Staffelmeister den Aufstieg knapp verpasste, und der Meister dann auch noch SSV 08 Bergneustadt hieß. In den nächsten Jahren spielte der VfL eine starke Rolle in der Bezirksliga, ohne dass der große Erfolg gelingen wollte. Entschädigt wurde Liedtke mit einigen hochkarätigen Freundschaftsspielen, darunter eine ehrenvolle 0:4-Niederlage in der heimischen Lochwiese gegen den Bundesligisten 1. FC Köln. Hennes Löhr, Hans Sturm und Toni Regh hießen die Torschützen für die Domstädter.

Am Ende der Spielzeit 1966/67 belegte der VfL Gummersbach in seiner Staffel punktgleich mit dem TuS Lindlar den ersten Tabellenplatz. Am 21. Mai 1967 gewann der VfL das angesetzte Entscheidungsspiel und den damit verbundenen Aufstieg in die Landesliga Mittelrhein vor 5.000 Zuschauer in Engelskirchen gegen Lindlar knapp mit 1:0. Zur Pause stand es in einem recht ausgeglichenen Spiel noch torlos 0:0 unentschieden. Erst zwölf Minuten vor Schluss erzielte Siegfried Siegel nach schöner Vorlage von Dieter Huland das entscheidende Tor für den VfL.

Liedtke wurde darüber hinaus in die Kreisauswahl berufen. Am 11. Juli 1967 verlor diese Mannschaft vor 1.500 Zuschauer in der Gummersbacher Lochwiese gegen den Bundesligisten MSV Duisburg mit 0:7. Torschützen für den MSV waren unter anderem die Nationalspieler Erwin Kostedde, Hartmut Heidemann oder Michael Bella. Im nächsten Jahr empfing der VfL Gummersbach wieder einmal den 1. FC Köln zu einem Freundschaftsspiel. Wolfgang Overath, Carl-Heinz Rühl und Co. gewannen vor 5.500 Zuschauer in der Lochwiese mit 10:0. In den folgenden Jahren spielte Liedtke nur noch sporadisch in der Landesligamannschaft, aktiv war er vor allem in der Reserve, deren Trainer er zeitweise war. Bis 1973 sah man den 35-Jährigen im blauen Trikot des VfL.

Anschließend suchte er sich eine neue Herausforderung und wurde Trainer beim TuS Eckenhagen (2. Kreisklasse Oberberg). Sein Engagement zahlte sich für den Verein sofort aus, denn am Ende dieser Spielzeit belegte der TuS mit zehn Punkten Vorsprung auf die Reservemannschaft des SSV 08 Bergneustadt den 1. Tabellenplatz und stieg damit in die 1. Kreisklasse, der höchsten Spielklasse im Kreis auf. Zwei Jahre betreute er die 1. Mannschaft, als er im Verlauf der Saison 1975/76 sein Amt aus gesundheitlichen Gründen zeitweise aufgeben musste.

Als dann im Juli der folgenden Spielzeit das Training beim TuS Eckenhagen wieder anfing, stand Liedtke in alter Frische als Trainer an der Linie. Am Ende dieser Spielzeit war der Verein jedoch vom Glück verlassen. In der Schlusstabelle belegte der TuS Eckenhagen mit einem Punkt Rückstand auf den SV Frömmersbach den zwölften Tabellenplatz, der normalerweise für den Klassenerhalt ausgereicht hätte. Da aber ausgerechnet in dieser Spielzeit drei oberbergische Vereine aus der Bezirksklasse Mittelrhein in die 1. Kreisklasse abstiegen, musste Eckenhagen sich in die 2. Kreisklasse verabschieden.

Hierauf beendete Liedtke seine Tätigkeit als Trainer und schloss  sich wieder dem VfL Gummersbach an, wo er in der Alte-Herren-Mannschaft aktiv war. Dort sah man ihn noch mit 57 Jahren auf den oberbergischen Sportplätzen dem Ball hinterherrennen - mehr oder weniger zumindest, was für einen Stürmer der alten Fußballschule durchaus üblich war.
Wer mit Frank Winkler in Kontakt treten möchte, kann dies unter oberberg-fussball@gmx.de tun. Auf seiner Homepage zum Fußball im Oberbergischen (www.oberberg-fussball.de) sind weitere Informationen zu finden. 
WERBUNG