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Fachkräftemangel: Betriebe müssen umdenken

tk; 14. Jun 2012, 14:02 Uhr
Bilder: Tillmann Koll --- Stephan Schulte, Bernd Mertens, Günter Prediger und Michael Kirchner bekämpfen den Fachkräftemangel auf dem Elektro-Arbeitsmarkt.
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Fachkräftemangel: Betriebe müssen umdenken

tk; 14. Jun 2012, 14:02 Uhr
Lindlar – Elektrikermeister Günter Prediger ermöglicht einem seiner „Angelernten“ die Ausbildung – Die Bundesagentur für Arbeit unterstützt solche Initiativen und will so dem Fachkräftemangel begegnen.
Von Tillmann Koll

Seit knapp einem Jahr ist Michael Kirchner bei der Firma „Elektrotechnik Prediger“ in Lindlar beschäftigt. Angefangen hat der mittlerweile 28-Jährige als Hilfskraft. Jetzt ermöglicht Günter Prediger ihm, eine Ausbildung zum Elektriker zu machen. Als bislang sogenannter „Geringqualifizierter“ ist das für Kirchner, der verheiratet ist und Kinder hat, eine große Chance. Erfreut über die Qualifizierung sind auch Stephan Schulte und Bernd Mertens von der Bundesagentur für Arbeit.


Bedingt durch den Fachkräftemangel fehlt es in der Elektrobranche deutlich an Arbeitskraft. Der Ruf nach geschulten Kräften und qualifizierten Auszubildenden ist groß. Auf einen Arbeitssuchenden im Elektronikbereich kämen zwei freie Stellen, wie Stephan Schulte, Teamleiter in der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach, darlegt. Günter Prediger ist unzufrieden darüber, wie teilweise mit dem Problem umgegangen wird. „Man muss schon selber Initiative ergreifen, wenn man am Fachkräftemangel konkret etwas ändern will“, meint der Elektrikermeister.

Das entsprechende Programm der Bundesagentur für Arbeit  heißt „WeGebAu“ (Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter Älterer in Unternehmen) und wird seit 2007 angeboten. Zwei Drittel der für die Ausbildung benötigten Zeit werden dabei von der Agentur gefördert. Der Vorteil für Umschüler besteht darin, dass das Arbeitsentgelt weitergezahlt wird. Gerade für ältere Bewerber wie Kirchner, die bereits eine Familie ernähren müssen, ist das von großer Bedeutung. Neben der Ausbildung ist auch die Weiterbildung im Förderprogramm enthalten.

[Michael Kirchner (rechts), ehemals Hilfskraft, macht jetzt seine Ausbildung zum Elektriker – Günter Prediger profitiert ebenfalls unterm Strich.]

Mit der durch das Förderprogramm erhöhten Attraktivität von Aus- und Weiterbildung will die Arbeitsagentur erreichen, dass langzeitlich gesehen wieder genug Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt vertreten sind. Gerade mittlere und kleine Unternehmen können von einer solchen Qualifizierung profitieren. Außerdem wird so auch „Geringqualifizierten“, die ansonsten große Schwierigkeiten hätten, die Chance geboten, eine Ausbildungsstelle zu bekommen.

Obwohl die meisten seiner Mitschüler etwa zehn Jahre jünger sind, hat Kirchner laut Eigenaussage keine Probleme mit dem Besuch der Berufsschule. Vor seiner Beschäftigung bei Prediger war er teilweise arbeitslos gewesen. Mit der jetzt erfolgenden Qualifizierung hat der Familienvater gute Aussichten, nicht nur nie wieder bei der Arbeitsagentur vorstellig werden zu müssen, sondern darüber hinaus mit Engagement und Weiterbildungen zu einer der begehrten und dringend benötigten Fachkräfte zu werden.

Die Initiative von Günter Prediger, der gezielt auf die Agentur zugekommen war, bezeichnet Arbeitsvermittler Bernd Mertens als „Idealfall“. „Im Jahr 2011 haben wir über 100 solcher Aus- und Weiterbildungsfälle im Kreis gefördert“, ergänzte Stephan Schulte, „Trotzdem muss die Möglichkeit noch weiter publik gemacht werden, damit immer mehr Betriebe diese gewinnbringende Initiative ergreifen können.“ Letztlich sind sich alle Beteiligten einig: Die Ausbildung von Michael Kirchner ist eine Win-Win-Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer  – und entlastet zusätzlich den Arbeitsmarkt.
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