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Positive und negative Rekordwerte

db; 14. Feb 2011, 19:37 Uhr
Bilder: Christian Herse (Archivbild), Daniel Beer (2), Polizei OBK (3,4,5).
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Positive und negative Rekordwerte

db; 14. Feb 2011, 19:37 Uhr
Oberberg – Die Zahl der verletzten und getöteten Verkehrsteilnehmer ist so niedrig wie seit 35 Jahren nicht mehr – Rekordhoch bei Verkehrsunfällen – Junge Autofahrer und Motorradfahrer nach wie vor die Sorgenkinder.
Von Daniel Beer

„Es ist nicht alles Gold, was glänzt“, betonte Landrat Hagen Jobi heute bei der Vorstellung der Verkehrsstatistik für das vergangene Jahr. Neben positiven Veränderungen gab es auch einige negative Ausschläge und altbekannte Probleme zu vermelden. Auf den oberbergischen Straßen starben im vergangenen Jahr acht Menschen, 784 wurden leicht und 241 schwer verletzt. Der volkswirtschaftliche Gesamtschaden belief sich auf 89.431.114 Millionen Euro. Damit verzeichnete man die niedrigsten Werte seit 35 Jahren. Das bedeutet allerdings nicht, dass es weniger gekracht hat. Im Gegenteil: 7.168 Unfälle (2009: 6.617) ereigneten sich im Oberbergischen, der höchste Wert seit der statistischen Erfassung.


[Landrat Hagen Jobi (v.l.), Direktionsleiter Henning Setzer und Frank Rösner (Führungsstelle).

Laut Direktionsleiter Henning Setzer hängt das aber unter anderem mit den Witterungsbedingungen im vergangenen Dezember zusammen: „Allein in diesem Monat passierten 200 Unfälle. Beim überwiegenden Teil handelte es sich aber um Bagatellfälle“. Die Unfallhäufigkeit liege mit 2.536 (auf 100.000 Einwohner) immer noch deutlich unter dem Landesschnitt von 3.257. Negativer Ausreißer ist Waldbröl (3.345). Ein Grund könnten die vielen Baustellen in der Stadt sein, vermutet Setzer.  


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Sorgenkinder bleiben immer noch die jungen Autofahrer und die Motorradfahrer. „Das treibt uns die Schweißperlen auf die Stirn“, so Hagen Jobi. Die Zahl der Motorradunfälle ist mit 105 fast unverändert hoch, zwei Menschen starben. Statistisch liege der Oberbergische Kreis hier auf dem vorletzten Platz, nur in Euskirchen (Eifel) sehen die Zahlen noch düsterer aus. In den drei nördlichsten Kommunen Wipperfürth, Hückeswagen und Radevormwald verunglückten besonders viele Kradfahrer (64).  „72 Prozent dieser Fahrer hatten ein Kennzeichen aus anderen Kreisen“, erklärte der Landrat das starke Nord-Süd-Gefälle. Besonders in den Sommermonaten tummeln sich viele Biker aus dem Rhein- und Ruhrgebiet im Oberbergischen. Intensive Kontrollen an Wochenenden und bei „Motorrad-Wetter“ sollen hier Abhilfe schaffen. Häufig liege die Ursache der Unglücke aber bei den Fahrern, die ihre Maschinen nicht unter Kontrolle haben.                

Ähnlich sieht es bei den jungen Autofahrern aus. Jobi: „Sie sind weiterhin überproportional oft an Unfällen beteiligt, davon ein Drittel alkoholbedingt“. Der Kreis wird sich deshalb am Landesprojekt „Crash Kurs NRW“ beteiligen. Eindringliche Erlebnisberichte von Beteiligten sollen bei Jugendlichen zwischen 16 und 19 Jahren nachhaltig Wirkung erzielen. „Da erklärt zum Beispiel ein Arzt, wie er noch am Unfallort einen Arm amputieren musste“, so Henning Setzer. Das Projekt stamme ursprünglich aus Großbritannien und habe dort bereits Wirkung gezeigt. Senioren bewegen sich vergleichsweise sicher durch den Verkehr und waren an 90 Unfällen beteiligt.   



Häufigste Unfallursachen sind Geschwindigkeitsüberschreitungen (461), Fehler beim Abbiegen (563) oder Vorfahrtsmissachtungen (224). Alkohol war in 120 Fällen im Spiel, hinzu kommen elf Unfälle aufgrund von Drogen. 1.282 Mal flüchteten Beteiligte vom Ort des Geschehens. Setzer: „Das bedeutet, in 18 Prozent der Fälle haut einer ab“. Die Aufklärungsquote liege mit 55,9 Prozent (Verkehrsunfall mit Flucht) beziehungsweise 78,8 Prozent (Fluchten mit Personenschaden) auf sehr hohem Niveau. „Eine Flucht ist hier also mit einem hohen Risiko verbunden“. Im Jahr 2009 wunderten sich die Verantwortlichen noch über die ungewöhnlich hohe Zahl (36) von Kindern, die als Fußgänger im Straßenverkehr schwer verletzt wurden. Inzwischen ist dieser Wert auf 16 gesunken. Als aktiver Verkehrsteilnehmer wurde zum Glück seit zwei Jahren kein Kind mehr getötet.  

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