Die Handballsaison 2010/11 steht kurz bevor und OA beleuchtet Veränderungen, Neuverpflichtungen, Abgänge und Chancen der oberbergischen Vertreter im Handballverband Mittelrhein - Heute: Oberligist SSV Nümbrecht.

Von Bernd Vorländer

In Oberbergs Süden war handballerisch meistens Kontinuität Trumpf. Insofern ist der Trainerwechsel, den der SSV Nümbrecht am Ende der vergangenen Saison vollzogen hat, schon etwas Besonderes. Für den langjährigen Erfolgscoach Holger Faulenbach steht jetzt der frühere Weltklassespieler Alex Orlov am Ruder. Und der muss eine ganze Reihe neuer Spieler integrieren.

Kommen und Gehen

Dass der SSV bereits frühzeitig auf seiner Kommandobrücke Vollzug vermelden konnte, war dem guten Draht des 2. Vorsitzenden André Lattek zu verdanken. Der hat viele Jahre Handballerfahrung beim TuS Ferndorf hinter sich, ehe er in Nümbrecht heimisch wurde. Und da der ehemalige weißrussische Nationalspieler Alex Orlov gerade nach einer neuen Herausforderung suchte, wurde man sich rasch handelseinig. Orlov ist der unumstrittene Star der neuen Nümbrechter Mannschaft. Auch wenn er nicht selbst aufläuft, hat er neue Begeisterung entfacht und eine gewisse Professionalisierung bei Training und Spielvorbereitung eingeführt.


[Mit Alex Orlov steht ein ehemaliger Nationalspieler auf der Kommandobrücke des SSV Nümbrecht.]

Die Nümbrechter Drehtür bei der Abgabe und Neuverpflichtung von Spielern stand in diesem Sommer kaum still. Mit Philipp Winkler und Michael Rösner legten beide etatmäßigen Torhüter eine Handballpause ein, was für den SSV einen herben Verlust darstellt. David Debus und Nils Kreiss werden künftig in der zweiten Mannschaft auflaufen, Oliver Dax hat seine Karriere beendet, und Mirko Fohrmann wechselte bereits während der vergangenen Saison nach Bonn. Nicht mehr zur Verfügung stehen auch Alexander Winkler und Michael Fuchs sowie Mats Hilger, während Eric Tiziani jetzt für den TuS Opladen die Schuhe schnürt. Und Sven Georgewitsch schloss sich noch im Juli dem Liga-Konkurrenten aus Derschlag an.

Insofern mussten die SSV-Verantwortlichen um Handballchef Jörg Weber und André Lattek reagieren, und verpassten der Mannschaft in Teilen ein neues Gesicht. Mit dem reaktivierten Sven Achenbach und dem aus der Zweitvertretung aufgestiegenen Tobias Hartlieb präsentiert man ein neues Keeper-Gespann. Rückraumspieler Björn Lefherz kam aus Derschlag, der frühere Bergneustädter Thorsten Krauss aus Netphen. Große Hoffnungen setzt man in Nümbrecht in Tim Hartmann, der vom Nachbarn CVJM Oberwiehl in den Kurort wechselte und vor allem das  Angriffsspiel beleben soll. Mit Kevin John konnte man ein hoffnungsvolles Talent aus der A-Jugend des TuS Ferndorf nach Nümbrecht locken.


[Mit der Hilfe der Neuzugänge hofft der SSV Nümbrecht, sich bereits frühzeitig im Mittelfeld der Oberliga platzieren zu können.]

Hinzu kommen mehrere Talente aus dem eigenen Nachwuchsbereich: Stefan Bitzer aus der Reserve ist für viele auf Linksaußen der Gewinner der Vorbereitung, und auch Harry Roth und Mario Weißner wollen in der neuen Saison auf sich aufmerksam machen. Abgeschlossen sind damit die Personal-Aktivitäten des SSV noch nicht. „Wir schauen uns weiter auf dem Markt um“, so der 2. Vorsitzende, André Lattek.

Stärken und Schwächen

Der Verlust beider Torhüter nach der abgelaufenen Saison ist ohne Frage eine Schwächung, und es bleibt abzuwarten, ob sich die neuen Keeper sofort zu einem Rückhalt entwickeln. Auch der Weggang von Eric Tiziani scheint nicht vollständig kompensiert worden zu sein, denn gerade auf der Kreisläuferposition fehlt dem SSV eine überzeugende Option. Dagegen dürften die Außenpositionen stark besetzt sein, und auch im Rückraum ist man nominell mit Kevin Schieferdecker, Björn Lefherz, Tim Hartmann und Mario Jatzke für viele Tore gut. Allerdings gibt es gerade für diesen Mannschaftsteil keinen zweiten Anzug, weshalb eine weitere Verpflichtung gerade hier Sinn machen würde. Ein großes Plus ist natürlich Trainer Alex Orlov, der die junge Mannschaft weiterbringen dürfte. Der SSV will vor allem die Heimauftritte für sich entscheiden und dort eine Macht werden, um sich möglichst rasch ins gesicherte Mittelfeld zu verabschieden. Allerdings ist die Oberliga durch die Absteiger Dormagen und Rheinbach stärker geworden, und Nümbrecht muss schnell in die Erfolgsspur finden, soll bei den vielen jungen Spielern nicht Nervenflattern einsetzen.


[Das Vorstandsteam um Jörg Weber (re.) und André Lattek hat mit dem neuen SSV Nümbrecht noch viel vor.]

Fazit

Mit neuem Trainer und vielen jungen Akteuren geht der SSV Nümbrecht in seine dritte Oberligasaison. Und die dürfte nicht einfach werden. Nur wenn man im Abwehrbereich früh zu einer Einheit findet und man mit dem Rückhalt des begeisterungsfähigen Publikums die heimische Halle zu einer Festung ausbauen kann, dürfte Trainer Alex Orlov in Ruhe mit dem Team weiter arbeiten können. Dann sind auch durchaus Überraschungen gegen Favoriten denkbar.

Tests und Tore
SSV - TSV Bonn rrh 33:23
RSV Eiserfeld – SSV 33:35
SSV - RW Lüdenscheid 29:27
SSV – HSG Siebengebirge (hohe Niederlage)
TV Leichlingen – SSV 42:27
TV Forsbach – SSV 37:34
HSG Niederpleis/St.Augustin – SSV 27:20
SSV – TV Strombach 34:29
SSV - TuS Ferndorf II 32:28
HSG Siebengebirge – SSV (Niederlage mit vier Toren Differenz)
SSV – MTVD Köln 26:25

Abgänge
Philipp Winkler (Handballpause)
Michael Rösner (Handballpause)
David Debus (II. Mannschaft)
Nils Kreiss (II. Mannschaft)
Mirko Fohrmann (während der vergangenen Saison zum TSV Bonn rrh.)
Alexander Winkler
Michael Fuchs
Eric Tiziani (TuS Opladen)
Mats Hilger

Zugänge
Harry Roth
Mario Weißner (beide eigene Jugend)
Tobias Hartlieb (II. Mannschaft)
Sven Achenbach (reaktiviert)
Björn Lefherz (TuS Derschlag)
Thorsten Krauss (Netphen)
Tim Hartmann (CVJM Oberwiehl)
Kevin John (TuS Ferndorf A-Jugend)
Stefan Bitzer (II. Mannschaft)

Spielerkader
Tor:
Sven Achenbach
Tobias Hartlieb

Feld:
Markus Bitzer
Christoph Bitzer
Daniel Funk
Kevin Schieferdecker
Mario Jatzke
Nico Keyser
Erhard Roth
Harry Roth
Mario Weißner
Björn Lefherz
Thorsten Krauss
Tim Hartmann
Kevin John
Stefan Bitzer

Trainer:
Alex Orlov