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TuS Lindlar: Füting zieht die Zügel an

lo; 5. Aug 2009, 00:30 Uhr
Bilder: Björn Loos --- Der Kader des TuS Lindlar ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich größer geworden.
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TuS Lindlar: Füting zieht die Zügel an

lo; 5. Aug 2009, 00:30 Uhr
Lindlar – Gelingt es den TuS-Kickern, das Image von den 'Unaufsteigbaren' endlich abzulegen? Trainer Hansi Füting ist froh, wieder mehr Alternativen an Bord zu haben.
Von Björn Loos


Der TuS Lindlar und die Bezirksliga – eine unendliche Geschichte? Jedenfalls gelang es der Mannschaft auch im vergangenen Jahr nicht, die hochgesteckten Erwartungen zu erfüllen. Bereits in der Winterpause war der Zug nach oben praktisch abgefahren, so dass der Rest der Saison zu einem - mal mehr und mal weniger erfolgreichen - Schaulaufen wurde. Die sportlichen Darbietungen rissen eher selten vom Hocker. Die Lindlarer spielten zu unbeständig und die Defensive präsentierte sich nur in Ausnahmefällen als sattelfest. Das größte Problem war allerdings die enormen personellen Probleme, mit dem Trainer Hansi Füting fast jede Woche zu kämpfen hatte. Bis zu sieben Stammkräfte fielen dauerhaft aus, was mit dem quantitativ relativ überschaubaren Kader nicht zu kompensieren war. In diesem Jahr kann die Personallage nicht mehr als Alibi herhalten.

Kommen und Gehen

Füting hatte bereits in der Schlussphase der Rückrunde angekündigt, dass der Verein das Aufgebot wieder erweitern wird. Routinier Christoph Chylla führt das Feld der Neuen an. Der 33-Jährige hat Regionalliga-Erfahrung vorzuweisen und soll der neue Leitwolf der Mannschaft werden. Im bisherigen Spiel- und Trainingsbetrieb hat er diese Rolle schon fast wie selbstverständlich angenommen. „Er wird gerade unseren jungen Burschen extrem weiterhelfen“, sagt Füting. Zu diesen Jungspunden gehören Bastian Schönfeld und Niklas Liehn, die beide aus der Verbandsliga A-Jugend des SSV Bergneustadt zum TuS wechseln und von Füting als „supertalentierte Jungs“ bezeichnet werden.

Mit Leon Teschendorf, der vom FV Wiehl zurückkehrt und sogar noch ein Jahr bei den A-Junioren spielen dürfte, steht ein weiterer hoffnungsvoller Nachwuchsmann bereit. Darüber hinaus rücken aus der eigenen Bezirksliga-A-Jugend einige Spieler nach, die sich ebenfalls Chancen auf einen Platz im Stammkader ausrechnen können. Ein Schock für alle Beteiligten war die Last-Minute-Abmeldung von Stürmer Henk Heßlenberg, den es in die Kreisliga A zum TSV Ründeroth zog. Sogar noch eine Klasse tiefer wird künftig Defensivspezialist Daniel Steiner spielen.

[Gelingt Hansi Füting in seinem fünften Trainerjahr beim TuS der Aufstieg?] 

Tim Voßkämper und Torwart Philiph Cürten wechseln zum Nachbarn und Ligakonkurrenten SV Frielingsdorf. Als Ersatz für Cürten reaktivierte der TuS Markus Klee. Ob beziehungsweise wann der bislang mit einer Gastspielberechtigung ausgestattete Christian Beckmann ins Geschehen eingreifen wird, ist offen. Er hat sich in einem Vorbereitungsspiel an den Adduktoren verletzt. „Wir müssen abwarten, wann er körperlich wieder soweit ist. Er hält sich aber auf jeden Fall bei uns fit“, verrät Füting. Abdu Turan (Kreuzbandriss) wird noch im Verlauf der Hinrunde sein Comeback feiern, Claudio Comito (Schien- und Wadenbeinbruch) erst im neuen Jahr.  

Mannschaft, Taktik, Spielsystem

Eine einschneidende Änderung wird es im Abwehrverbund geben, wo Füting definitiv auf die Viererkette umstellen will. Nach den vielen Gegentoren in der abgelaufenen Spielzeit sicherlich ein Risiko, aber in der Vorbereitung erledigte die Defensive ihren Job bis auf vereinzelte Ausnahmen (Anfangsphase im Test gegen Bergneustadt) ausgezeichnet. „Ich bin überrascht, wie schnell die Spieler das angenommen haben. Dadurch, dass wir davor mit zwei Sechsern spielen, kommen wir auf diese Weise viel schneller in Überzahlsituationen“, betont der Coach. Chylla wird eine der beiden zurückgezogenen Positionen im Mittelfeld übernehmen, ansonsten ist der Konkurrenzkampf vollends entbrannt. An Kapitän Bastian Hagen und dem in ausgezeichneter Frühform befindlichen Peter Schnickmann führt dabei nach jetzigem Stand indes kein Weg vorbei. Im Angriff werden die Karten neu gemischt, zumal Füting dazu tendiert, mit zwei offensiven Außenspielern und einem zentralen Stoßstürmer zu agieren.

Aufgrund der taktischen und personellen Neuerungen erwartet Füting, „dass nicht auf Anhieb alles eingespielt ist. Wir haben etliche neue Leute dabei. Da müssen wir erst einmal die Konstanz finden.“ Stichwort Konstanz: Die ging den Lindlarern im vergangenen Jahr völlig ab. Ausgezeichneten Leistungen wie beim 2:1-Sieg gegen den späteren Aufsteiger SV 09 Bergisch Gladbach II folgten unerklärliche Aussetzer. Hieran werden Mannschaft und Trainer genauso arbeiten müssen wie an der Ausbeute auf auswärtigen Ascheplätzen. Füting: „Von 33 möglichen haben wir dort sieben Punkte geholt. Das ist eine katastrophale Bilanz. Die Mannschaft muss lernen, ihr Handwerk auch auf diesem Untergrund mit Freude zu betreiben.“

Saisonziel und Umfeld

Der TuS Lindlar nimmt den nächsten Anlauf zum Aufstieg in die Landesliga. Dass die Konkurrenz dabei vielleicht noch größer ist als in den Vorjahren, hat Füting registriert. „Für mich besitzt Worringen das Potenzial, eine Rolle wie Schlebusch in der letzten Saison zu spielen. Dahinter sehe ich fünf bis sieben Mannschaften, die praktisch auf einem Level sind. Der zweite Platz wird heiß umkämpft sein“, prognostiziert er. Füting ist froh, endlich wieder über mehr Personal verfügen zu können, denn die Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr haben bei ihm für Ernüchterung gesorgt. „Mir waren wegen des kleinen Kaders die Hände gebunden. Wenn ich aber jetzt sehen sollte, dass jemand nicht die hundertprozentige Einstellung zeigt, findet derjenige sich ganz schnell bei der Reserve wieder.“

Füting wird die Zügel also deutlich anziehen und seinen Führungsstil verändern. „Es geht darum, bei den Spielern für ein etwas professionelleres Denken zu sorgen. Ohne den Spaßfaktor geht es nicht, aber den Jungs muss klar sein, wann sie sich auf Fußball konzentrieren müssen und wann Späßchen machen angesagt ist.“ Drei Derbys und zwei Asche-Auftritte in Köln stehen den TuS-Kickern zu Beginn als anspruchsvolle Prüfungen ins Haus. Das Duell gegen den Nachbarn SV Frielingsdorf am 2. Spieltag sorgt dabei natürlich auch im Hauptort für Gesprächsstoff. Der Ausgang der Partie könnte Signalwirkung für den restlichen Saisonverlauf haben. Genauso wie sein Trainerkollege aus Frielingsdorf will Füting nicht zuviel in das Gemeindederby hineininterpretieren. „Am Sportplatz wird sicherlich jede Menge los sein und das ist auch gut so. Letztlich geht es aber auch in diesem Spiel nur um drei Punkte.“ 

[Füting mit (stehend v.l.) Christoph Chylla,Bastian Schönfeld, Leon Teschendorf, Tobias Hübner sowie (kniend v.l.) Christian Beckmann, Fabian Selbach, Marcel Besgen und Jendrik Müller.]


Zugänge
Christoph Chylla (Hilal Maroc Bergheim)
Niklas Liehn (SSV Bergneustadt A-Jugend)
Bastian Schönfeld (SSV Bergneustadt A-Jugend)
Leon Teschendorf (FV Wiehl A-Jugend)
Said Bouchafrati (eigene Jugend)
Tobias Hübner (eigene Jugend)
Jendrik Müller (eigene Jugend)
Fabian Selbach (eigene Jugend)
Marcel Besgen (eigene Jugend)
Markus Klee (reaktiviert)

Abgänge
Henk Heßlenberg (TSV Ründeroth)
Daniel Steiner (SV Linde)
Philiph Cürten (SV Frielingsdorf)
Tim Voßkämper (SV Frielingsdorf)
Denes Viszkok (Fußballpause)

Spielerkader

Tor
Markus Klee
Sascha Nußbaum
Marcel Besgen

Abwehr
Michael Karger
Stefan Pilgram
Marco Theisen
Tobias Hübner
Niklas Liehn
Jendrik Müller

Mittelfeld
Marco Buchholz
Claudio Comito
Christoph Chylla
Bastian Hagen
John Klabuhn
Martin Reif
Fabian Selbach
Peter Schnickmann
Abdu Turan
Markus Ubl
Daniel Werner

Sturm
Said Bouchafrati
Sebastian Hollstein
Christian Lenzhölzer
Bastian Schönfeld
Leon Teschendorf

Trainer
Hansi Füting (wie bisher)
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