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Der Familie eine Stimme geben

uh; 1. Dec 2013, 22:51 Uhr
Bilder: Martin Hütt.
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Der Familie eine Stimme geben

uh; 1. Dec 2013, 22:51 Uhr
Gummersbach - Beim ersten Jahresempfang der katholischen Kirche in der Aula des Gymnasiums Moltkestraße in Gummersbach stand das Thema „Familie“ im Mittelpunkt.
Kreisdechant Christoph Bersch begrüßte am Samstagmorgen die Anwesenden und ganz besonders die Ehrengäste, Landrat Hagen Jobi, Superintendent Jürgen Knabe,  Bundestagsabgeordnete Michaela Engelmeier-Heite und den stellvertretenden Landrat Dr. Friedrich Wilke in der Aula des Moltke-Gymnasiums.

[Dr. Ursula Nothelle-Wildfeuer hält die Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer noch für schwierig.]

Nach einem Morgengebet und gemeinsam gesungenem Lied übergab er das Wort an Dr. Tim Lindfeld vom Katholischen Bildungswerk. „Familie, das ist ein Ort, an dem gelebt und auch gestritten wird. Die Seelsorge ist dafür da, menschliche Beziehungen zu stärken“, betonte Lindfeld. Vorbild seien hierbei nicht die zerstrittenen Brüder Kain und Abel, sondern die friedliche, verlässliche Familie.  Dr. Ursula Nothelle-Wildfeuer, Professorin für Christliche Sozialwissenschaft und selbst zweifache Mutter, referierte ausführlich zum Thema Familie: „Deutschland gilt, im Vergleich zu anderen Ländern, als kinderarme Nation. Statistisch gesehen hat jede Frau in Deutschland nur 1,3 Kinder.“

Ein Drittel der heute 40-Jährigen habe überhaupt keine Kinder, 40 Prozent der Akademikerinnen bekommen ebenfalls keine. Aber, eine Frau, die hierzulande ein Kind erwartet, freut sich sehr wahrscheinlich später auch noch einmal über ein zweites. „Familie, das ist der Ort, an dem man sozialen Rückhalt und emotionale Unterstützung erfährt. Der Kinderwunsch der 12- bis 25-Jährigen ist angestiegen“, führt Nothelle-Wildfeuer aus.


Beruflicher Erfolg und Familiengründung schließen sich jedoch weiterhin in der hiesigen Gesellschaft aus. Mehrere Kinder bedeutet häufig auch ein höheres Armutsrisiko.

Die Aussage von Bundeskanzler Konrad Adenauer, dass „die Leute Kinder sowieso kriegen“, sei heute nicht mehr haltbar. Die zentrale Frage beim Jahresempfang war entsprechend, was diese Entwicklung für die Zukunft Deutschlands bedeutet und wie man dieser gegenwirken kann. Das angestrebte Ziel ist es weiterhin, Kinder und Karriere miteinander zu verbinden. Das Elterngeld sei hier ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.



Bei der anschließenden Diskussionsrunde erklärte Ansgar Nowak, Leiter der Psychologischen Beratungsstelle in Wipperfürth, dass sich viele Familien überfordert fühlen. Eltern gäben sich selbst die Schuld, was zu einer Überlastung führe. Lilsa-Marie Kuntze aus dem Vorstand des Bundes Deutsche Katholische Jugend (BDKJ) leitet oft Sommerfreizeiten für Kinder aus benachteiligten Familien. „In den meist einwöchigen Sommercamps erfahren die Kinder Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Eine positive Veränderung, eine Stärkung der Persönlichkeit ist oft schon nach wenigen Tagen zu bemerken“, merkte sie an.



Dr. Jorg Nürmberger, Sozialdezernent des Kreises, betonte, dass Oberberg attraktiv sein müsse für Familien und deren Kinder. Der Kreis habe viele Arbeitszeitmodelle und sei zertifiziert als familienfreundlicher Arbeitgeber. Nothelle-Wildfeuer ergänzte, dass Väter, welche die Elternzeit in Anspruch nehmen, eine absolute Alusnahme darstelle. Eine Auszeit von über zwei Monaten würde sich bereits bei ihnen nachteilig auf die Karriere auswirken. Pfarrer Thomas Jablonka aus Wipperfürth verwies auf die Familiengottesdienste, die für alle offen sind.

Das Bühnenprogramm am Nachmittag wurde von der Musikgruppe des St. Josef Hauses in Eckenhagen „Massive Lärmbelästigung“ und dem „Bergischen Jung“, Willibert Pauels gestaltet, der auf den Bühnen des Karnevals zu Hause ist, mittlerweile aber wieder als Diakon arbeitet.
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