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Schindler lässt den VfL jubeln: 26:26 in Kiel

pl; 19. Dec 2010, 18:24 Uhr
Archiv-Bilder: Michael Kleinjung --- Christoph Schindler (2. von links) und Goran Stojanovic (rechts) hatten heute maßgeblichen Anteil am sensationellen Remis in Kiel.
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Schindler lässt den VfL jubeln: 26:26 in Kiel

pl; 19. Dec 2010, 18:24 Uhr
GM/Kiel – Die Handballer des VfL Gummersbach entführen nach einem echten Bundesliga-Krimi völlig verdient einen Punkt aus Kiel (AKTUALISIERT von 16:34 Uhr).
Von Peter Lenz

Ein sensationell aufgelegter Schlussmann Goran Stojanovic zwischen den Pfosten, ein in der dramatischen Schlussphase nervenstarker Christoph Schindler und eine famos kämpfende Deckung waren die Parameter, die dem VfL zum grandiosen Remis in der Kieler Sparkassenarena verhalfen. Während die erfolgsverwöhnten Norddeutschen um Trainer Alfred Gislason durch den Punktverlust im Titelrennen weiter an Boden verlieren (3. mit 25:7 Zählern), bringt das Unentschieden die Gummersbacher als Achte (18:14 P.) wieder zurück auf die Erfolgsspur.

THW Kiel – VfL Gummersbach 26:26 (12:13). 

Zwei Minuten vor Schluss hat der Rekordmeister aus Kiel alle Trümpfe in der Hand, nach durchwachsener Vorstellung doch noch beide Punkte in der Heimat zu halten. Shooter Christian Zeitz schmettert die Kugel bei seinem einzigen Tor des Tages zum 25:24 in die Gummersbacher Maschen. Glück für den VfL, dass auf der anderen Seite Adrian Pfahl nach einem Fehlversuch seines Kollegen Christoph Schindler den Abpraller zu packen bekommt und ausgleicht. Doch die Freude währt nicht lange, zwölf Sekunden vor Ultimo schafft Kiels Kreisläufer Robert Arrhenius das in der Halle umjubelte 26:25.


[Drago Vukovic , hier von Momir Ilic bedrängt, steigerte sich nach der Pause und steuerte am Ende sieben Tore zum Erfolg in Kiel bei.]

VfL-Coach Sead Hasanefendic nimmt die Auszeit und stellt seine Männer auf die verbleibenden drei Sekunden ein. „Schindler auf Pfahl, zurück auf Schindler und Wurf“, lautet die Anweisung. Und genau so machen es die Protagonisten. Mit der Schlusssirene zirkelt Christoph Schindler das Leder am herausstürmenden Daniel Kubes vorbei und unhaltbar für THW-Keeper Thierry Omeyer in den Winkel. Ausgelassener Jubel und Freudentänze in Blau-Weiß auf fremdem Parkett, während die Kieler Superstars fassungslos und mit hängenden Köpfen aus der Halle trotten.

Angesichts des Spielverlaufes ein völlig verdienter Punktgewinn der Gummersbacher, die über weite Strecken das Geschehen bestimmt hatten. Bereits zu Beginn der Partie hatte der VfL keinen Zweifel aufkommen lassen, hier und heute den kühlen Nordlichtern ordentlich einzuheizen: Adrian Wagner per Siebenmeter und Ole Rahmel legten schnell mit 2:0 vor. Hinten stand der zuletzt so gescholtene Keeper Goran Stojanovic wie eine Eins, sodass auch nach zwölf Minuten die Gäste aus dem Oberbergischen vorne lagen (5:3). 23 Minuten waren gespielt, als Kiel erstmals in der Partie in Führung gehen konnte (10:9). Doch die VfL-Profis ließen sich nicht beirren und konterten durch die beiden Kreisläufer Patrick Wiencek und Jörg Lützelberger zum 11:10. Und auch zur Pause hatte Gummersbach knapp die Nase vorn. Nicht zuletzt weil Teufelskerl Stojanovic bis dahin bereits 16 Paraden zu Buche stehen hatte.


[24 Paraden gegen die Kieler Superstars - Goran Stojanovic hat eindeutig sein Formtief nach seiner langen Verletzungspause überwunden.] 

Nach dem Seitenwechsel wuchs auch Drago Vukovic über sich hinaus. In Durchgang eins noch mit drei Fahrkarten bei einem Tor völlig neben sich, markierte der Kroate zwei Treffer in Folge zum 15:12 (31.). Als dann auch noch Jörg Lützelberger nach Zeitz-Fehlwurf per Tempogegenstoß auf drei Tore erhöhte, war es plötzlich mucksmäuschenstill an die Kieler Front. Bis zum 22:19 (46.) hielten die VfL-Cracks den THW auf Distanz, ehe langsam etwas die Kräfte und die Konzentration schwanden. Beim 22:22 waren die Hausherren dank eines starken Individualisten Filip Jicha acht Minuten vor Schluss wieder im Rennen. Pfahl und Vukovic auf der einen, zweimal Momir Ilic auf der anderen Seite läuteten mit den Treffern zum 24:24 die spannende Schlussphase ein – der Rest ist bekannt.


[Grippegeschwächt kam Vedran Zrnic heute nur zu einem Kurzeinsatz, als seine Vertretung Ole Rahmel für zwei Minuten die Sünderbank drücken musste.] 

„In den vergangenen Spielen mussten wir viele knappe Niederlagen einstecken, das wollten wir in Kiel unbedingt vermeiden. Heute hatten wir dann endlich das letzte Quäntchen Glück, das wir uns aber auch hart erkämpft haben. Wir müssen in solchen Spielen über eine geschlossene Mannschaftsleistung kommen. Und heute haben wir das wieder geschafft. Diesmal auch mit einem ganz starken Torhüter Goran Stojanovic. Und das Christoph so einen auspackt, ist sensationell. Die nächsten drei Aufgaben in der Bundesliga wollen wir positiv bewältigen und dann können wir zufrieden in die WM-Pause gehen“, strahlte unmittelbar nach dem Abpfiff ein überglücklicher Adrian Pfahl, der mit sieben Treffern neben Drago Vukovic bester Torschütze war. „Matchwinner“ Christoph Schindler kam am Ende auf fünf Tore, vier Treffer steuerte Jörg Lützelberger von Linksaußen oder aber eingelaufen vom Kreis bei. Rechtsaußen Ole Rahmel, der über weite Strecken den grippegeschwächten Vedran Zrnic vertrat, und Kreisläufer Patrick Wiencek trafen je einmal, während Adrian Wagner nur zu zwei Siebenmetern eingesetzt wurde und dabei einen versenkte. 24 Paraden von Goran Stojanovic sprechen indes für sich.

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