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Jazz-Sonntag mit zwei altbewährten Ensembles

vma; 6. May 2013, 10:15 Uhr
Bilder: Vera Marzinski --- Mit dem typischen Barrelhouse-Beat und der sprichwörtlichen Spielfreude kam die Barrelhouse Jazzband beim Publikum gut an.
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Jazz-Sonntag mit zwei altbewährten Ensembles

vma; 6. May 2013, 10:15 Uhr
Wiehl – Gleich zweimal präsentierten die 24. Internationalen Wiehler Jazztage Ensembles, die 60 Jahre Jazzgeschichte geschrieben haben – zum Frühschoppen „Woodhouse“ und abends die grandiose „Barrelhouse Jazzband“.
Von Vera Marzinski

Der typische Barrelhouse-Beat und die sprichwörtliche Spielfreude haben die „Barrelhouse Jazzband“ beim Publikum zur beliebtesten deutschen Band des traditionellen Jazz werden lassen. Die Band, die im Mai 1968 die Ehrenbürgerschaft („Honorary Citizen of New Orleans“) der Stadt New Orleans verliehen bekam, startete in Wiehl mit einem New Orleans Klassiker: „When my dreamboat comes home“. Das mutete zunächst etwas Dixieland-mäßig an, aber schon mit dem zweiten Stück zeigten die sieben Musiker ihre Vielfältigkeit. Von der Insel Gouadeloupe stammt der Song "Moune à ou cé moune à ou" zu dem Bandleader Reimer von Essen die Hintergründe erläuterte. Beim „Shreveport Stomp“ erfuhr das Publikum einiges über die Verbindung von kreolischer Musik und Jazz und so ging es durch die Geschichte des Jazz.



Die Spielweise der „Barrelhouse Jazzband“ ist exzellent und sie haben Spaß dabei. Immer wieder übernimmt einer den Solopart und gemeinsam beeindrucken sie zudem mit Kompositionen der Bandmitglieder Horst Schwarz und Reimer von Essen, deren Stücke neue Klangfarben in die Welt des Jazz bringen und zeigen, wie zeitlos aktuell er sein kann. Nicht minder beeindruckend ist ein Blick auf die Jahre, in denen die drei Bläser zur "Barrelhouse Jazzband" stießen: Horst Schwarz ist seit 1959 dabei, Frank Selten seit 1961 und Reimer von Essen seit 1962. Im Vergleich hierzu sind Gitarrist Roman Klöcker (seit 2000 Bandmitglied), Drummer Michael Ehret (seit 2005) und Pianist Christof Sänger (seit 2010) quasi Neulinge. Cliff Soden zupft seit 1989 den Bass und gibt dem Ganzen ein rhythmisch-harmonisches Fundament.


[Reimer von Essen und Harriet Lewis beeindruckten am Sonntagabend gemeinsam mit der "Barrelhouse Jazzband" das Publikum in der Wiehltalhalle.]

„I’m on my way“ – damit kommt Sängerin Harriet Lewis ins Programm der „Barrelhouse Jazzband“. Mit ihrer fulminante Stimme und ihre Ausstrahlung nimmt sie das Publikum sofort für sich ein. Sie flirtet mit den Bandmitgliedern, besonders mit Pianist Christof Sänger, und ist die geballte Kraft aus Soul, Witz und Charme. Ihre Mimik ist grandios und ihr Humor steckt an – insbesondere wenn dann das rote Strumpfband unter ihrem Glitzerkleid hervor blitzt, und sie damit ein wenig kokettiert. Aber am beeindrucktesten ist ihre Stimme – sie ist eine explosive Mischung aus Jazz, Blues, Soul und Gospel. Und mit einem Gospel – „Oh when the saints“- verabschieden sich die Sängerin und die exzellente Band nach einem wunderbaren zweieinhalbstündigen Konzert vom Publikum.


[So muss ein Jazzfrühschoppen sein: strahlender Sonnenschein und eine Band mit vielen Jazzklassikern im Programm.]

Guter gepflegter Frühschoppen-Jazz, die Sonne dazu – perfekt für den Frühschoppen der Wiehler Jazztage. Genau das bekamen die Gäste im Biergarten des Hotel Platte am Sonntagvormittag. Das Ensemble „Woodhouse“ mit Sängerin Gaby Goldberg kam mit großer Spielfreude und einem abwechslungsreichen, spannenden Programm. Genau das Richtige für einen swingenden Jazzfrühschoppen am Sonntagvormittag. Und wie könnte man so einen Frühschoppen genialer eröffnen, als mit dem Stück „Sunday“.

Drummer Rolf Drese arrangiert für „Woodhouse“ die Stücke. Bereits 1953 wurde die Band gegründet – von den Gründungsmitgliedern ist aber keiner mehr dabei. Doch ihren eigenen Stil hatte „Woodhouse“ schon immer. Sie standen in den letzten 60 Jahren mit vielen internationalen Gastsolisten auf der Bühne. Angefangen von Paul Kuhn über Bill Ramsey, Helge Schneider, Till Brönner bis zu Matthias Schriefl. Gastsängerin Gaby Goldberg hat mit Paul Kuhn zusammen eine CD produziert, zu der er die schönsten Standards aussuchte, sie liebevoll arrangierte und sich selbst für die Aufnahme an den Flügel setzte. Dabei ist Gaby Goldberg keineswegs eine Neuentdeckung, sie hat nur in der Vergangenheit ihre Talente vornehmlich in den Dienst anderer Künstler gestellt. Sie war auf Tour mit Udo Jürgens und hat CDs für andere Musiker mit gestaltet. Auch in Wiehl überzeugte sie mit ihrem hervorragenden Gesang bei Stücken wie „Stardust“ oder „Once I had a secret love“.

Perfekt passte sie zu den sechs Herren. Am Bass ganz ruhig und hinten in der Ecke versteckt Andy Scheel, auch Arrangeur und Drummer Rolf Drese hielt sich im Hintergrund. Vorne die Bläser-Fraktion mit Hinderik Leeuwe (Trompete und Flügelhorn), Waldemar Kowalskie (Klarinette, Tenor- und Altsaxophon) sowie Horst Janßen (Posaune). Georg „Schröder“ Derks am Piano spielt auch in der „Maryland Jazz Band of Cologne“ mit der er mehrfach in New Orleans war.

Woodhouse hat sich im Laufe der Jahre immer wieder erneuert. Personell wie musikalisch. Sie spielen beste Live-Musik, nicht aus der Konserve und ohne viel Firlefanz. Und damit wird so ein Jazzfrühschoppen zum wahren Genuss – und war in Wiehl ein gutes Vorwärmen für einen tollen Jazzabend mit der „Barrehouse Jazzband & Harriet Lewis“.   

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