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Der tägliche Kampf gegen den inneren Schweinehund

mho; 8. Apr 2009, 00:00 Uhr
Oberberg Aktuell
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Der tägliche Kampf gegen den inneren Schweinehund

mho; 8. Apr 2009, 00:00 Uhr
(mho/24.3.2009-21:10) Von Martina Hoffmann
Wiehl - Sparkassenforum in Wiehl beleuchtete die Notwendigkeit zur Bewegung - Inspirierende Talkrunde um Kalorien, Kilometer und die Motivation, die Lebensqualität dauerhaft zu verbessern.
[Bilder: Christian Melzer, Martina Hoffmann --- Das Sparkassenforum ist bereits gute Tradition in Wiehl.]

Vorstandsvorsitzender Sparkassendirektor Manfred Bösinghaus konnte zum 27. Homburger Sparkassen-Forum in der Wiehltalhalle nicht nur den Hausherrn, Bürgermeister Werner Becker-Blonigen und Stellvertreter Wilfried Bast, sondern auch die zahlreich vertretene politische Prominenz sowie Mitarbeiter der Sparkasse und gut 600 interessierte Gäste begrüßen, die unter dem Titel `Fit for Life` Inspirierendes und Nützliches zum harmonischem Zusammenspiel von Lebensführung, Bewegung und Ernährung erfuhren.

[Sparkassen-Chef Manfred Bösinghaus freute sich, dass das Tagesthema des Forums bei allen Gästen auf große Resonanz stieß.]

Auch Manfred Bösinghaus hatte sich zu dem Thema seine Gedanken gemacht und zitierte Theresa von Avila, die vor Jahrhunderten schon erkannte: 'Tu deinem Leib etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.' Nun sei dies allerdings nicht immer so einfach, wie es scheine. Die Balance zu halten und ganzheitlich zu leben sei gerade in immer schnelllebigeren Zeiten schwierig. „Wir sind ein Volk von Sitzern“, so der Bankchef. Dazu hätten auch die vielen technischen Erleichterungen im Leben beigetragen, ob Bus und Bahn, Auto Fahrstuhl oder auch die Fernbedienung, die einem tägliche Fußwege abnehmen. „Statistisch gesehen, haben wir seit Einführung der Fernbedienung drei Prozent an Körpergewicht zugenommen“, so der Sparkassenchef.

Um Anstöße, Anregungen und Motivation zu erhalten waren Professor Dr. Thomas Wessinghage, Dr. med. Claudia Hennig und Professor Dr. Klaus Baum zum Sparkassenforum gekommen. „Ich hoffe, sie erhalten Inspiration, wie sie das tägliche Chaos aus Beruf, Familie und Freizeit besser bewältigen“, so Bösinghaus,der unumwunden zugab: “Auch vor meiner Tür sitzt ein kleines, graues Tier…namens `Gewohnheit`, dass ich versuche einfach nicht zu beachten.“

[Groß war wie immer das Interesse am Sparkassenforum in der Wiehltalhalle.]

Moderator Ralf Henscheidt vom WDR Studio Bonn erkundigte sich dann noch nach der Gesundheit der Sparkassenmitarbeiter. „Neben regelmäßigen Untersuchungen des Betriebsarztes, bieten wir Rückenschulungen und Fitnesstests an, denn die Führsorge für den Mitarbeiter ist ebenso selbstverständlich wie sinnvoll“, so der Sparkassenchef. Ein gesunder, motivierter Mitarbeiter arbeite nun einmal besser.

Einen Weg sich fit zu halten, oder zu werden, zeigte dann eindrucksvoll Dr. Thomas Wessinghage auf. Der Ausnahmeathlet, mehrfacher Europameister und Rekordhalter auf der Mittelstrecke, ist Facharzt für Orthopädie und physikalische und rehabilitative Medizin. Sein TV Projekt `Von Null auf 42`, bei dem er Nichtläufer aller Altersschichten in einem Jahr zum New York Marathon führte, gilt als Paradebeispiel für individuelle Trainingspläne und Motivation. „Das ist kein Hexenwerk“, so Wessinghage. „Jeder kann körperliche Leistung erbringen, meine Aufgabe war es, einen verständlichen Trainingsplan zu erstellen und die Protagonisten mit den herrlichen Aussichten auf den New Yorker Centralpark zu motivieren, den Rest haben sie alleine gemacht.“ „Es geht aber auch kürzer“, so der Mediziner. Zwei bis drei Trainingseinheiten von einer halben Stunde in der Woche, seien schon empfehlenswert, um sich fit zu halten. Nach seinem eigenen Laufrhythmus befragt, gab Wesssinghage zu: “Ich bin zwar grundsätzlich diszipliniert, nur nicht beim Essen, daher laufe ich genug, um mir jedes Essen leisten zu können.“ Dabei stünden durchaus auch Pommes, Cola und Burger auf dem Plan.

[Die Dreierbande: Drei Bürgermeister beim Versuch der Bewegungs-Koordinierung.]

Zum Thema Super Sixe und XXL war Dr. Claudia Hennig, Fachärztin für Allgemeinmedizin und Anti Aging-Präventionsmedizin. „Gerade in punkto Ernährung spielt die frühe Prägung, aber auch die Macht der Gewohnheit eine besonders große Rolle“, so Hennig. Übergewicht und die Begleiterscheinungen, wie Bluthochdruck oder Zucker, seien zur Volkskrankheit mutiert, der es gelte schon im frühsten Kindesalter zu begegnen. „Gesünder Leben muss geplant werden“, so Hennig, nur dann könne auch die veränderte Lebensführung zur guten Gewohnheit werden. Auch sie sehe sich häufig im Fadenkreuz zwischen Familie und Job und müsse sich dann ganz bewusst um Ausgleich, Sport und ausreichende Schlafphasen kümmern. „Das Burn-out-Syndrom wird häufiger, weil die Menschen die Gesundheit nicht mit einplanen“, warnt die Expertin.

Der Biologe, Sportwissenschaftler und Physiologe Prof. Dr. rer. nat. Klaus Baum ließ dann das Publikum tätig werden. Als Koordinations-Coach der deutschen Handball Nationalmannschaft hat er schon die Weltmeister in Balance gehalten und gab nun den Wiehlern gute Tipps: “Stellen sie sich beim Zähneputzen auf ein Bein, das trainiert die allgemeine Koordination ungemein“, riet der Physiologe. Nach einer Übungsphase könne man dies auch mit geschlossenen Augen probieren. Das allerdings ließ in Wiehl noch die Reihen wanken. „Grundsätzlich gilt: Suchen Sie sich einen Sport aus, der Ihnen Spaß macht und halten sie Maß. Wenn Sie für zwei laufen, aber für drei essen, dann nützt das beste Training nichts.“

Auch Wessinghage ist überzeugt: “Mit zwei Stunden Bewegung pro Woche kann man die Risikofaktoren schon enorm beeinflussen.“ Bedenke man, dass der durchschnittliche Fernsehkonsum bei dreieinhalb Stunden täglich liege, müsse eigentlich jeder in der Lage sein, diese Trainingszeit abzuknapsen. „Es gibt Leid und light – entscheidend ist, dass Sie Bewegung als etwas schönes entdecken“, so Motivator Baum. Sparkassenchef Bösinghaus verriet dann noch seinen Trick, um täglich die Macht der `schlechten` Gewohnheit zu besiegen.“ Jeden Tag deponiere ich meine Zahnbürste an einem anderen Ort. Auf der morgendlichen Suche danach, durchbreche ich schon eine Routine und erinnere mich meiner Vorsätze“, schmunzelte der Bänker.

[Ex-Laufstar Dr. Thomas Wessinghage appellierte daran, über die Bewegung ein neues Lebensgefühl zu bekommen.]

Ob nun Laufen, Walken oder Fahrradfahren, selbst Konsolenspiele galten den Fachleuten als Bewegungseinheit, entscheidend sei die Regelmäßigkeit. „Wir motivieren so lange, bis die Bewegung zur Gewohnheit wird“, so Wessinghage. „Schön ist es, wenn schon während der Motivationsphase der Gewinn an Lebensqualität erkannt wird. Das Soziale Umfeld, Gruppen, Sportvereine oder eben auch die Herausforderung einer Spielkonsole können helfen, den entscheidenden Motivationskick zu geben“, erläutert Wessinghage das Individualprinzip im Trainings- und Motivationsbereich. So gelte es auch bei dem Besuch von Fitnessstudios auf die Betreuung zu achten. „Effektiver und gesünder trainieren sie mit einer fachlichen Betreuung und die ist nicht zum Schleuderpreis zu haben“, warnte Trainer Baum.

„Gibt es ein zu alt oder zu dick um mit dem Sport anzufangen?“, die abschließende Frage von Manfred Bösinghaus. „Das ist immer eine relative Sache“, strahlt Fachmann Wessinghage. „Die Veränderung der Bilanzierung ist entscheidend, sie müssen immer nur ein wenig mehr laufen als sie essen,“ macht der Professor nicht nur den Bänkern Mut Ihre eigenen Bilanzen zu bereinigen und ein ganz neues Lebensgefühl, eine ganz neue Lebensqualität zu
entdecken.



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