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VfL 'krampft' sich zu knappem 35:32-Heimsieg gegen kampfstarke Füchse

pn; 11. Apr 2008, 00:00 Uhr
Oberberg Aktuell
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VfL 'krampft' sich zu knappem 35:32-Heimsieg gegen kampfstarke Füchse

pn; 11. Apr 2008, 00:00 Uhr
(pn/10.4.2008-1:15) Von Peter Notbohm
Oberberg - Mehr Mühe als erwartet hatte der VfL Gummersbach mit den Füchsen aus Berlin - Erst in der Schlussphase brechen die Gäste ein - Alexis Alvanos macht den Unterschied aus - Im Kampf um die Europapokalplätze bleibt alles beim Alten.
[Bilder: Michael Kleinjung ---- Momir Illic zeigte sich klar verbessert im Vergleich zur Lemgo-Partie, schoss allerdings immer noch zu viele Fahrkarten.]

Trotz des knappen 35:32-Sieges gegen den Tabellenvierzehnten aus Berlin bleibt für den VfL alles beim Alten. Zwar verbesserten die Oberberger ihre Bilanz auf 35:23 Punkte, doch der direkte Verfolger Lemgo sitzt Gummersbach im Kampf um den sechsten Rang nach wie vor im Nacken und hat bei zwei Spielen weniger immer noch einen Minuspunkt weniger als die Kreisstädter.

VfL Gummersbach - Füchse Berlin 35:32 (19:18).

[Ganz anders Geburtstagskind Alexis Alvanos, der heute den entscheidenden Unterschied ausmachte.]

Das hatte sich der VfL wahrscheinlich erheblich einfacher vorgestellt. Gegen die Gäste aus der Hauptstadt taten sich die Oberberger mehr als nur schwer. Weitestgehend einfallslos im Angriff war es eigentlich nur dem Unvermögen der Berliner zu verdanken, dass es in der Schlussphase nicht mehr spannend wurde. Denn 45. Minuten lang waren die Füchse absolut ebenbürtig. Dabei überraschte auch die Anfangsaufstellung, die sich VfL-Coach Alfred Gislason ausgedacht hatte. Publikumsliebling 'Gokir' Sigurdsson blieb zunächst auf der Bank. Stattdessen schenkte der Trainer Fazekas, Krantz, Pungartnik, Illic, Wagner, Gunnarsson und Alvanos das Vertrauen. Doch der ersten Sieben fiel in der Anfangsphase in der Offensive gegen die stämmige Gästedeckung nur äußerst wenig ein. Einzig Torhüter Nándor Fazekas sorgte mit drei Paraden dafür, dass Berlin nach sieben Minuten 'nur' mit 4:2 führte.

Vor allem Christian Caillat bekam man zunächst überhaupt nicht in den Griff. Nachdem jedoch Alexis Alvanos in der neunten Minute für den 5:5-Ausgleich sorgte, lief es plötzlich beim VfL. Zwar fielen die meisten Tore nach wie vor fast nur nach Einzelaktionen aus dem Rückraum, doch gerade Alvanos war dabei kaum noch zu stoppen, während der Berliner Rückraum fast nur noch Fahrkarten produzierte. Die logische Folge war eine eigentlich beruhigende 13:8-Führung (19.). Nachdem Gästetrainer Jörn-Uwe Lommel nun allerdings Bartlomiej Jaszka brachte, geriet die VfL-Defensive abermals ins Schwimmen. Der Spielmacher belebte die Angriffsbemühungen der Füchse erheblich. Der VfL produzierte dagegen leichtfertige Fehler und erlaubte es den Berlinern so den Anschluss wiederzufinden. Bereits beim 14:12 (25.) hatte Gislason genug gesehen und brachte den wendigen Sigurdsson.

[Geoffroy Krantz war stark im Abschluss, blieb als Spielgestalter jedoch blass.]

Aber auch der Kapitän konnte nicht verhindern, dass der VfL in Unterzahl den 15:15-Ausgleich durch Andrius Stelmokas kassierte. Durch Tore von Alvanos, Illic und zwei Mal Sirgurdsson ging Gummersbach aber immerhin mit einer knappen Führung in die Kabine. Die zweite Hälfte ging indes so weiter, wie die erste aufgehört hatte. Beide Mannschaften präsentierten sich in etwa gleichstark, wobei man den Kreisstädtern durchaus den Vorwurf machen musste, dass sie ihre Chancen (zwei Mal Sigurdsson) nicht nutzten, beziehungsweise wahnwitzige Anspiele nicht an den Mann brachten. Als dann der treffsichere Konrad Wilczynski erneut zum 25:25 ausglich, hatte auch Alfred Gislason genug gesehen und bat seine Spieler zu einer Auszeit - und die schien Wunder zu wirken. Doch auch wenn der VfL nun etwas stärker auftrat, half Berlin immer noch kräftig nach.

Kubisztal und Caillat gingen innerhalb von zehn Sekunden auf die Strafbank. Der endgültige Weckruf für den VfL, der nun deutlich besser in der Abwehr stand. Berlin gelang von der 45. bis zur 53. Minute kein Tor mehr und produzierte zahlreiche technische Fehler, so dass es Gummersbach ein Leichtes war von 27:26 auf 32:26 davonzuziehen. Der Rest war nur noch ein munteres Schaulaufen, bei dem vor allem Kjetl Strand mit vier Treffern für die Gäste dafür sorgte, dass das Ergebnis aus Berliner Sicht nicht allzu hoch ausfiel. Ein Unentschieden hätten sich die Füchse vielleicht sogar verdient gehabt, denn außer Alexis Alvanos und mit kleinen Abstrichen Nándor Fazekas sowie Roman Pungartnik hatte sich kein VfL-Spieler wirklich stark präsentiert.

Momir Illic präsentierte sich zwar besser als zuletzt, benötigte für seine acht Treffer aber immer noch 15 Versuche. Die Torhüter erlebten einen durchwachsenen Tag. Goran Stojanovic kam an kaum einen Ball. Nándor Fazekas hingegen zeigte schöne Paraden, ließ aber auch einige unnötige Gegentreffer zu. Geoffroy Krantz erzielte wichtige Tore, zeigte dafür aber so gut wie keine Spielmacherqualitäten. Hier war Sirgurdsson nach seiner Einwechslung wesentlich präsenter, auch wenn seine Wurfquote mit 33 Prozent alles andere als stark war.


[Gudjon Valur Sirgurdsson wurde erst nach 25. Minuten eingewechselt und leistete sich erneut einige Fahrkarten. Alfred Gislason konnte mit dem Auftritt seines Teams daher auch nur bedingt zufrieden sein.]

Völlig allein gelassen wurde dagegen Robert Gunnarsson, der sich aufgrund fehlender Anspiele nur selten in Szene setzen konnte. Auch dies untermauert nur das Kardinalproblem des VfL Gummersbach: Der fehlende Spielmacher. Geoffroy Krantz erfüllt diese Qualität zu selten, Oleg Kuleshov ist zu verletzungsanfällig und 'Gokir' Sirgurdsson nächste Saison in Kronau-Östringen. Und auch wenn Alfred Gislason nach dem Spiel nicht ganz zu Unrecht anmerkte, dass der Sieg zwar sehr knapp, dafür aber verdient gewesen sei, wird es für den VfL Gummersbach schwer im restlichen Saisonverlauf mit der gezeigten Leistung die direkte Qualifikation für das europäische Geschäft zu erreichen. Gegen konsequentere Gegner kann so ein Spiel auch schnell mal verloren gehen. Zumal man so auch keine neuen Zuschauer gewinnen wird. Die knapp 3750 Zuschauern in der erneut recht leeren Kölnarena riss es jedenfalls nur sehr selten von ihren Plätzen.

Trainerstimmen

Alfred Gislason (Gummersbach): „Es war das von mir befürchtete Spiel. Berlin ist in den letzten Monaten immer besser geworden und hat starke Spiele abgeliefert. Bei uns hat man gemerkt, dass die Mannschaft müde ist. In der Deckung haben wir anfangs überhaupt kein Mittel gegen Christian Caillat gefunden. Nachdem wir das Spiel dann im Griff hatten, kam Jaszka und die Abwehr geriet erneut ins Schwimmen. Er hat unsere Deckung auseinander genommen. Mit unserer 6-0 haben wir Berlin nie in den Griff bekommen. Erst in der 5-1-Deckung hatten wir das nötige Glück den ein oder anderen Ball zu bekommen. Am Ende haben wir verdient gewonnen, auch wenn es sehr knapp war.“


Jörg-Uwe Immel (Berlin): „Wir waren 50 Minuten lang ebenbürtig und konnten das Spiel lange offen gestalten. Am Ende sind wir an Kleinigkeiten gescheitert, als dass wir eine Überraschung schaffen konnten. Mit der Leistung bin ich aber zufrieden. Nach vier Wochen Pause fehlte uns auswärts bei einem so starken Gegner wie Gummersbach einfach die Wettkampfstärke. Mit unseren Rückraumwürfen haben wir den VfL zurück ins Spiel gebracht. Um am Ende um die Punkte zu kämpfen, hätten wir mehr Konstanz gebraucht. Meinen Glückwunsch an Alfred und ich hoffe er erreicht noch Platz Sechs.

VfL Gummersbach

Nándor Fazekas (1.-28., 55-60 / 10 Paraden)
Goran Stojanovic (28.-55. / 5 Paraden)

Geoffroy Krantz (5)
Adrian Wagner
Kevin Jahn (2/2)
Kenneth Klev
Denis Zakharov (n.e.)
Roman Pungartnik (6)
Momir Ilic (8/3)
Sverre A. Jakobsson
Robert Gunnarsson (2)
Alexis Alvanos (10)
Gudjon Valur Sigurdsson (2)
Ole Rahmel

Füchse Berlin

Jens Vortmann (30.-50. / 4 Paraden)
Petr Stochl (1.30., 50.-60. / 7 Paraden, darunter ein Siebenmeter)

Michael Kubisztal (3)
Kjetil Ovrelid Strand (6)
Sascha Detlof
Markus Richwien (4)
Frank Schumann (1)
Andrius Stelmokas (4)
Konrad Wilczynski (7/4)
Marc Hartensauer
Mark Bult (1)
Rene Böse
Bartlomiej Jaszka (1)
Christian Caillat (5)


Zuschauer: 3751.

Schiedsrichter: Christopher Biaesch / Frank Sattler

Siebenmeter: 5/6 (Illic scheitert einmal an Stochl) – 4/5 (Wilczynski wirft neben das Tor).

Zeitstrafen: 10:6 Minuten (3x Jakobsson (Rot), 1x Gunnarsson, 1x Jahn – 1x Kubisztal, 2x Caillat).

Beste Spieler: Alexis Alvanos, Nándor Fazekas (erste Hälfte) - Bartlomiej Jaszka, Konrad Wilczynski

Spielfilm: 1:3 (6.) 3:5 (8.) 5:5 (10.) 9:6 (15.) 14:10 (23.) 15:12 (25.) 15:15 (27.) 19:18 (Halbzeit) - 21:19 (33.) 22:22 (38.) 25:25 (44.) 27:26 (46.) 32:26 (51.) 35:30 (58.) 35:32 (Endstand).

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