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Zwölf Millionen Euro-Köder: Lachs soll in Brölbächen wieder heimisch werden

nh; 26. Oct 2007, 00:00 Uhr
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Zwölf Millionen Euro-Köder: Lachs soll in Brölbächen wieder heimisch werden

nh; 26. Oct 2007, 00:00 Uhr
(nh/11.10.2007-17:50) Von Nils Hühn
Oberberg - Heute Mittag trafen sich NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg und Regierungspräsident Hans Peter Lindlar im Ruppichterrother Rathaus, um die Fördermittelbescheide für das Projekt zu überreichen.
[Bilder: Nils Hühn --- Umweltminister Eckhard Uhlenberg (links) und Regierungspräsident Hans Peter Lindlar (rechts) überreichten die Fördermittelbescheide an Michael Richter, Vorstandschef des Aggerverbandes.]

Das Land Nordrhein-Westfalen und die Bezirksregierung Köln unterstützen mit den Fördermittelbescheiden ein Pilotprojekt im Zuständigkeitsbereich des Aggerverbandes. Die Bröl soll zu dem Laichgewässer in Nordrhein-Westfalen entwickelt werden. Um dies bewerkstelligen zu können, bedarf es großer finanzieller Mittel. „Bei der Summe wurde mir kurz schwindelig“, berichtete NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg davon, als er die Zahlen zum ersten Mal gesehen hatte.

Einen Förderbescheid über sieben Millionen Euro übergab Uhlenberg heute an Michael Richter vom Aggerverband. Regierungspräsident Hans Peter Lindlar packte für die Bezirksregierung noch einmal ungefähr 2,2 Millionen Euro oben drauf. Der Aggerverband bringt einen Eigenanteil von 2,8 Millionen Euro auf. Damit stehen in den nächsten drei Jahren zwölf Millionen Euro für die Sanierung der Brölbäche bereit.

[Uhlenberg und Richter freuten sich auf die Zusammenarbeit.]

Ein Großteil des Geldes fließt in den Bau von Retentionsbodenfiltern (RBF). Diese filtern das Wasser mit Hilfe von speziellen Gräsern, wie zum Beispiel Schilf, und durch einen besonderen Versickerungsprozess. Fünf Standpunkte für die RBF´s stehen schon fest. Drei von ihnen liegen im Oberbergischen. Zwei werden am Flusslauf in Waldbröl gebaut und eine Anlage in Homburg-Bröl. „Das ist notwendig, da die Lachse sehr sensible Tiere sind, die äußerst sauberes Wasser benötigen, um erfolgreich laichen zu können“, erklärte Dr. Viktor Mertsch vom Umweltministerium.

Ein weiterer Schritt sei es, „dem Wasser mehr Raum zu geben“, sagte Lothar Scheuer, stellvertretender Vorstand des Aggerverbandes, da in einigen Abschnitten ein unnatürliches Abfluss- und Strömungsverhalten herrsche. Daher werden auch 130 Regenrückhaltebecken installiert, die bei hohem Niederschlag das Strömungsverhalten der Brölbäche kontrolieren sollen, damit das Kiessediment, in den der Lachslaich abgelegt wird, nicht beschädigt wird.

[Ruppichterroths Bürgermeister Hartmut Drawz (links), Lothar Scheuer vom Aggerverband, Umweltminister Eckhard Uhlenberg, Michael Richter, Vorstandschef des Aggerverbandes und Peter Thome , Beigeordneter der Stadt Gummersbach, machten sich ein Bild von der Bröl. Hier sollen in naher Zukunft Lachse geeignete Laichplätze finden.]

Nach den vorlaufenden wissenschaftlichen Untersuchungen folgt in den nächsten Jahren die Phase der Maßnahmenrealisierung. Erste Schritte waren dabei die Fixierung von Totholz, das auf natürliche Weise die Strömungsstruktur verändert. Weitere Schwerpunkte der Gewässerentwicklung werden die notwendigen "Pufferungen diffuser Einträge" sowie die Verbesserung der durch frühere Ausbaumaßnahmen „gebändigten“ Uferstrukturen der Brölbäche sein.

„Das Einzugsgebiet der Bröl ist in Nordrhein-Westfalen am besten für ein Lachslaichgewässer geeignet“, erklärte Umweltminister Uhlenberg, warum besonders diese Region so intensiv unterstützt wird. Außerdem betonte er, dass es sich um ein Pilotprojekt handele und dass die Erkenntnisse hieraus in der Zukunft auch auf andere Laichgewässer in ganz Europa übertragen werden könnten.

Regierungspräsident Lindlar hob in seiner Rede hervor, dass der Lachs vor über 100 Jahren in der Bröl heimisch war: „Mein Großvater stammte aus Hennef und er erzählte mir, dass Lachs früher ein 'arme Leute Essen' war.“ Soweit wird es wohl erst einmal nicht kommen. Doch auch Michael Richter konnte sich mit einem Blick auf die angebotenen „Lachshäppchen“ ein Schmunzeln kaum verkneifen: „Bis diese aus bergischer Produktion kommen, dauert ist wohl noch ein bisschen.“



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