(om/30.1.2000-15:35) Bergneustadt - "Sport ist ein Lebensfaktor von hoher Wichtigkeit für Körper, Geist und das positive Miteinander", begann Bürgermeister Karl Siegfreid Noss am Freitagabend seine Rede zum Neujahrsempfang der Stadt in der Aula des Wüllenweber-Gymnasiums. Eingeladen hatte der Bürgermeister in diesem Jahr unter dem Motto "Sport - die schönste Nebensache der Welt - oder doch mehr?"



"Sie alle wissen", wandte Noss sich an die über 100 Gäste in der Aula, "welche ungeheure Wirkung der Sport in unserem Leben hat, wieviel Aggressionen abgebaut werden." Die 22 Vereine in Bergneustadt mit 5.672 Mitgliedern seien die wesentlichen Träger dieser Arbeit und stünden "in voller Blüte", obwohl viele andere Kulturträger inzwischen Probleme hätten, aktive Mitglieder zu finden. Der Sport aber, erläuterte Noss, "verbindet Menschen aus allen Lebenslagen miteinander, da gibt es keine Unterschiede von Bildung oder Herkunft, Beruf und Gehlatsstufen, ob freiberuflich oder angestellt, Professor oder Schüler."



"Unterbrochen" wurde Noss in seinem Vortrag vom Schulorchester des Gymnasiums unter Letung von Matthias Niemann, das mit klassischen Stücken einen gelungenen Rahmen zum Empfang setzte.



Die soziale Integration junger Menschen, fuhr Noss fort, sei schwieriger geworden: Der Mangel an Ausbildungsplätzen, wachsende Kinder- und Jugendkriminalität und steigender Drogenkonsum drückten dies aus. Darunter leide oft die Familie, andere soziale EInheiten wie Nachbarschaft oder Freundeskreise funktionierten auch nicht mehr so wie früher. "Ich weiss, dass dies die Schattenseite einer langen gesamtgesellschaftlichen Entwicklung ist, die wir nicht mehr umkehren können - wir wollen es auch nicht, denn die individuelle Freiheit, die jeder für sich in Anspruch nimmt, bringt nicht nur Risiken, sondern auch Chancen einer positiven Entfaltung." Das sei sicher Grund genug, so der Bürgermeister, einerseits traditionelle Formen der sozialen Einbindung zu stärken, aber auch neue Formen zu entwickeln, in denen junge Menschen trotz der anonymen Massengesellschaft noch Gemeinschaft erleben könnten.



Dafür dankte Noss den Vereinsvorständen ebenso wie Trainern und Übungsleitern, Gerätewarten, Schiedsrichtern, Industrie und Geldinstituten für die nötige finanzielle Unterstützung, aber auch seinen Mitarbeitern in der Verwaltung und den Stadtverordneten sowie Hanne Beucher, die in der Verwaltung für die Betreuung der sporttreibenden Gruppen verantwortlich zeichnet. Gerade die Ehrenamtlichen müssten oft genug eigene Interessen oder die von Familie und Beruf hintanstellen, um den Jugendlichen den Sport zu ermöglichen. In diesem Rahmen überreichte ISE-Geschäftsführer Gerd Rosendahl einen Scheck über 10.000 Mark an den Stadtsportverbands-Vorsitzenden Ingo Haase.



Der Bürgermeister grüßte auch die Stadtmeister, die erstmals eingeladen worden waren. Zudem die Sportler, die über die Stadtgrenzen hinaus erfolgreich sind: Jet-Ski-Fahrer Marc Sickerling, Kickboxer Yousef Yaqoub, Rollskiläufer Meinolf Koch, die Karateka André Schwarz, Berta Krüger und Alexander Denisow, Schwimmerin Cornelia Wandt, Senioren-Kraftsportler Wilhelm Schmidt, Fünfkämpfer Carsten Bockemühl und Schießsportler Hans-Joachim Moeck sowie die 15-, 20- und 25-fachen Absolventen des Goldenen Sportabzeichens.



Auch eine Reihe von Mannschaften galt es hervorzuheben: der TTC Schwalbe Bergneustadt in der zweiten Bundesliga und weitere Mannschaften bis hernter in die Kreisliga, SSV 08 Bergneustadt in der Landesliga, Baris Spor Hackenberg in der Bezirksliga, die Handballer des TV Bergneustadt in der Verbandsliga Mittelrhein, seine Damen in der Landesliga und die A-Jugend in der Oberliga als höchste Jugenklasse. Beachtenswert fand Noss auch die Leistung der Trampolinspringer des TV Klein-Wiedenest mit ihrem ersten Platz bei den Rheinischen Pokalwettbewerben.



Zu guter Letzt hatte Bürgermeister Noss noch den Großen Stadtdukaten an eine stellvertretende Persönlichkeit aus dem Sport zu übergeben. "1939 geboren, trat mit sieben Jahren in den TV Hackenberg ein", zählte Noss auf. Seit dem 14. Lebensjahr bis heute Übungsleiter im Turnen, Volleyball und Leichtathletik, "10.000 Übungsstunden abgehalten, das sind umgerechnet 6.666 Fußballspiele oder 416 Tage ununterbrochener Sportleitertätigkeit". Noch nich einmal eingerechnet die zahlreichen Veranstaltungen, an denen er als Trainer oder Aktiver teilgenommen habe (bis hin zu Deutschen Meisterschaften), Organisation für "seine" Sportler an auswärtigen Wettbewerben oder bei den eigenen, mehr als 100 Kreis- und Stadtmeistertitel als Trainer und über 30 Top-3-Ergebnisse bei Leichtathletik-Landesmeisterschaften, seit dem Alter von 16 ehrenamtlich im Vorstand des TV Hackenberg, von '72 bis '99 erster Vorsitzender.



Zudem, lobte Noss, sei Ingo Bockemühl seit mehreren Jahren Vize-Vorsitzender des Aggertaler Turngaus, maßgeblich am Bau der alten Sporthalle und des vereinseigenen Sportplatzes beteiligt gewesen und selbst heute noch sportlich erfolgreich: "So wurde er letztes Jahr 60, bestieg den Kilimandscharo und erreichte zwei Kreismeistertitel in der Leichtathletik." Nach dem Umhängen des Stadtdukaten bekannte Bockemühl, sprachlos zu sein. "Ich wusste nicht, dass ich soviel Zeit investiert habe." Den Dukaten widmete er seinerFrau, seinem Sohn und dem TV, "und ich hoffe, noch viele Jahre aktiv zu sein".