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’Die AOK in Oberberg’ präsentiert: Fußball-Landesligist SSV Bergneustadt

lo; 18. Jul 2006, 15:40 Uhr
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’Die AOK in Oberberg’ präsentiert: Fußball-Landesligist SSV Bergneustadt

lo; 18. Jul 2006, 15:40 Uhr
(lo/1.8.2005-0:10) Von Björn Loos
Bergneustadt – Beim Landesligisten SSV Bergneustadt weht auf und neben dem Platz frischer Wind, eine ähnliche Platzierung wie in der vergangenen Saison wird angepeilt - Krämer will Spielsystem umstellen – fehlender "Knipser" könnte zum Problem werden.
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Damit hatten selbst die kühnsten Optimisten nicht gerechnet: mit einer Mannschaft, die vom Papier her in vielerlei Hinsicht Wünsche offen ließ, erreichte der SSV Bergneustadt – im Vorfeld als Abstiegskandidat gehandelt – einen niemals für möglich gehaltenen sechsten Tabellenplatz. Für die Saison 2005/2006 sehen die Vorzeichen etwas anders aus: Der Kader konnte mit erfahrenen Spielern aufgestockt werden, die Zielsetzung ist eine ähnliche Platzierung wie im Vorjahr. Aber Trainer Ingo Krämer warnt: „ Wir fangen wieder bei Null an. Wenn wir nicht mit der gleichen Leidenschaft wie im vergangenen Jahr in die Meisterschaft gehen, bekommen wir Probleme.“ Auf die leichte Schulter wird den SSV jedenfalls niemand mehr nehmen.

[Bilder: Michael Kleinjung --- Der SSV Bergneustadt schickt eine neuformierte Mannschaft ins Rennen.]

Kommen und Gehen

In der Vergangenheit lief es meist so, dass sich die SSV-Verantwortlichen bei der Suche nach Neuverpflichtungen im direkten Umfeld bewegt haben. Diese Vorgehensweise wurde bewusst aufgebrochen. Krämer: „Die Emotionen, die bei den lokalen Wechseln immer wieder hoch kochen, wollten wir vermeiden.“ Mit Michael Pohlscheidt, Stratos Papadopoulos, Christian Amling, Jacek Wieczorek, Dennis Sommer und Marcel Abanoz konnten sechs Akteure von außerhalb des Fußballkreises verpflichtet werden. Dazu kommt der „verlorene Sohn“ Marcel Walker nach nur einem Jahr vom Nachbarn Hackenberg wieder, ist allerdings erst zur Rückrunde einsetzbar. Die Talente aus der eigenen Jugend sowie Lars Rodenbusch und Sanjee Pathmanathan komplettieren den Kader.

Bei aller Erfahrung und Klasse, die von den Neuen eingebracht wird: der SSV Bergneustadt hat schmerzliche Abgänge zu beklagen. So kehrte Tomek Kaczmarek dem SSV nach nur einem halben Jahr wieder den Rücken, was Krämer aber genauso wenig mit Verbitterung sieht wie die Wechsel von Alexander Ochs und Mohammed Younis zum Oberligisten SG Betzdorf. „Wir sehen uns auch als Ausbildungsverein. Und wenn zwei Spieler den Sprung in die Oberliga schaffen, dann beweist das, dass wir alles richtig gemacht haben. Tomek wollte eben etwas anderes machen, das müssen wir akzeptieren.“ Patrick Engelbreit und Tobias Wasem haben den Klub ebenfalls verlassen.

Die Mannschaft

Im Vergleich zur Zitterpartie vor allem zu Beginn der vergangenen Saison, als gerade einmal 16 Spieler im Kader standen, herrschen nun beinahe paradiesische Zustände. Ohne die Teilzeitkräfte Wolfgang Kamp und Wolfgang Runkel hat Krämer 22 Spieler zur Verfügung. „Noch einmal so viel Glück mit Verletzungen und Sperren werden wir nicht haben. Deshalb bin ich über diese Kaderstärke sehr froh“, so Krämer.


[Trainer Ingo Krämer.]

Gleich acht Spieler kämpfen um die vier freien Mittelfeldposten, wobei am ehemaligen Mannschaftskapitän des 1. FC Spich, Christoph Pohlscheidt, auf der zentralen Defensivposition und Dennis Sommer (fünf Jahre beim Nord-Oberligisten TSV Altenholz aktiv) vor ihm wohl kein Weg vorbeiführt. Auch Routinier Christian Amling – langjähriger Spielführer beim FC Geistingen - wird seinen Platz im linken Mittelfeld finden.

Die restlichen Positionen sind hart umkämpft, vor allem für die Außen im Dreier-Angriff, den höchstwahrscheinlich Bogdan Spasic als zentraler Mann anführen wird, und die beiden Plätze neben dem designierten Abwehrorganisator Oliver Rempel stehen die Bewerber Schlange. Gut möglich, dass der ein oder andere Nachwuchsmann reüssiert. Krämers Händchen für Talente ist bekannt.

Taktik und Spielweise

Richtig attraktiv war es selten, dafür ungemein effektiv. Mit einer eher defensiven Ausrichtung erreichte man die gute Platzierung des Vorjahres; das auf Balleroberung und Konterspiel ausgelegte 4-3-3-System führte zum Erfolg. Mit dem nun verfügbaren Spielermaterial wird Krämer umstellen. Hinten agiert eine Dreierkette, davor ein Vierermittelfeld in einer Raute sowie der Angriff mit zwei Außenspielern und einem zentralen Stoßstürmer. „Wir werden dabei komplett auf Raumdeckung umstellen“, erklärt Krämer.

War der lange Ball auf Spasic, der dann auf die Nebenspieler ablegte oder die 1:1-Situation suchte, ein häufig angewandtes Stilmittel, wird nun mehr Wert auf Kombinationsspiel gelegt. Krämer: „Wir wollen ansehnlichen Fußball spielen.“ Um aber nicht ins offene Messer zu laufen, beginnt die Verteidigung schon mit dem beiden Außenstürmern, die bei Ballbesitz des Gegners ins Mittelfeld einrücken. Zudem wird beim Verschieben die Dreierkette mit einem weiteren Mann aus dem Mittelfeld aufgefüllt. Im Gegensatz zum Vorjahr soll hier und da auch mit Forechecking agiert werden.

Stärken und Schwächen

Der SSV Bergneustadt hat durch die erfahrenen Leute und trotz der Abgänge an Qualität hinzugewonnen. Die Integration der Neuen scheint in der kurzen Zeit der Vorbereitung bereits gelungen, beispielsweise erschien fast die komplette Mannschaft am vergangenen Sonntag beim Geburtstag von Vereinschef Dieter Müllenschläder. Vor allem Neuzugang Pohlscheidt sorgt dafür, dass Alt und Neu zusammenwächst. „Das ist schon toll, was vor allem er hier innerhalb kürzester Zeit leistet“, so Krämer.


[Sportkoordinator Marcel Gillen.]

Sein Ruf nach arrivierteren Kickern ist also erhört worden, dennoch liegt der Altersdurchschnitt beim SSV weiterhin bei lediglich 23,1 Jahren. „Damit sind wir wahrscheinlich immer noch die jüngste Mannschaft in der Landesliga.“ Zwar haben bis auf die Jugendspieler sowie Pathmanathan und Rodenbusch alle schon höherklassigere Luft geschnuppert, dennoch wird vor allem in der Abwehr viel Verantwortung auf den Jüngeren lasten. Ob Binner, Will und Co. dem Druck gewachsen sind?

Durchaus „als Problem“ sieht Krämer, dass der SSV weiterhin nicht über einen klassischen Mittelstürmer verfügt. Hüne Spasic versieht seinen Job zwar mit viel Einsatz, er ist aber nun einmal kein Goalgetter. Dass Younis als bester Torschütze nicht mehr zur Verfügung steht und Engelbreit auch kein Thema mehr ist, verschärft die Lage. „Wir müssen unsere Trefferquote verbessern“, klagt Krämer nach den ersten Testspielen.

Bleibt der SSV von größeren Verletzungsmiseren und Sperren verschont, wird es Spieler geben, die sonntags in die Röhre schauen und irgendwie bei Laune gehalten werden müssen. Dass die Reservemannschaft in die unterste Klasse abgestiegen ist, schafft nicht unbedingt einen Anreiz für Leute aus der zweiten Reihe, dort auf sich aufmerksam zu machen.

Trainer und Umfeld

Ingo Krämer sitzt nach dem überraschend guten Abschneiden der Vorsaison fester im Sattel denn je, wobei er sich aber keinen Illusionen hingibt. „Fußball ist ein Tagesgeschäft, aber ich will hier weiter etwas aufbauen.“ Die Mannschaft des Vorjahres hat bei Fans und Verantwortlichen einen Stein im Brett und durch das Theater des vergangenen Sommers verloren gegangenes Vertrauen wieder zurückgewonnen.

Ein Komplettumbau der ersten Elf würde vom kritischen Bergneustädter Publikum deshalb mit Sicherheit zunächst argwöhnisch betrachtet. „Dazu wird es aber nicht kommen“, beteuert der Übungsleiter. Den Verantwortlichen ist es enorm wichtig, eine funktionierende Mannschaft zu haben, die auch sich auch außerhalb des Platzes als Einheit präsentiert.

Der neue Sportkoordinator Marcel Gillen hat die anspruchsvolle Aufgabe übernommen, im SSV-Umfeld einiges umzukrempeln. Vieles lag und liegt brach beim klassenhöchsten oberbergischen Fußballverein. Sei es die Suche nach neuen Spielern oder die Erstellung einer Vereinshomepage - Gillen hat schon einiges auf den Weg gebracht, Projekte wie der Verkauf einer Jahreskarte oder die Schaffung eines Sponsorenpools stehen demnächst auf der Liste. Gillen: „Wir wollen dass der Verein wieder stärker ins Bewusstsein der Bergneustädter rückt.“

Saisonziel

„Auf unserem sechsten Platz können wir uns nicht ausruhen“, betont Krämer, der bescheiden formuliert, „dass der Nichtabstieg gut und ein ähnliches Abschneiden wie in der Vorsaison sehr gut wäre.“ Das Wort Aufstieg nimmt (noch) keiner in den Mund, zumal die Klasse stärker geworden sei. „Wenn wir uns hinter den Favoriten Porz, Hennef, Wesseling-Urfeld und Alfter einreihen können, wäre das schon toll.“ Ein kontinuierlicher Aufbau der Mannschaft vorausgesetzt, sollte aber spätestens zum Jubiläumsjahr der Gang in die Verbandsliga angepeilt werden.

[Das Trainergespann mit den Neuzugängen Sanjee Pathmanathan, Christian Amling, Jacek Wieczorek, Christoph Pohlscheidt, Dennis Sommer, Stratos Papadopoulos (o..v.l.), Marcel Walker, Christopher Lieblang, Lars Rodenbusch, Salvatore Ragusa und Marcel Abanoz (u.v.l.).]

SSV Bergneustadt

Zugänge
Dennis Sommer (TSV Klausdorf)
Christian Amling (FC Geistingen)
Stratos Papadopolulos (FC Geistingen)
Christoph Pohlscheidt (1. FC Spich)
Jacek Wieczorek (1. FC Spich)
Marcel Walker (Baris Spor Hackenberg)
Lars Rodenbusch (FV Wiehl)
Sanjee Pathmanathan (TuRa Dieringhausen)
Christopher Lieblang (eigene A-Jugend)
Salvatore Ragusa (eigene A-Jugend)

Abgänge
Alexander Ochs (SG Betzdorf)
Mohammed Younis (SG Betzdorf)
Tobias Wasem (SSV Wildbergerhütte)
Patrick Engelbreit (Ziel unbekannt)
Tomek Kaczmarek (SpVgg Porz-Gremberghoven)


Spielerkader

Tor
Julius Büscher
Lars Rodenbusch

Abwehr
Johannes Binner
Martin Broszka
Waldemar Konrad
Stratos Papadopoulos
Oliver Rempel
Michael Will
(Wolfgang Kamp)

Mittelfeld
Marcel Abanoz
Christian Amling
Alessandro Gangale
Christoph Pohlscheidt
Roland Rempel
Dennis Sommer
Marcel Walker
Jacek Wieczorek
(Wolfgang Runkel)

Angriff
Moussa Hombach
Christopher Lieblang
Sanjee Pathmanathan
Fisnik Pllana
Salvatore Ragusa
Bogdan Spasic.

Trainer
Ingo Krämer

Co-Trainer
Frank Jaschultowski

Sportkoordinator
Marcel Gillen

Betreuung
Hans-Walter Schneppel
Heinz Schneevogt.

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