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AOK präsentiert Top-Unternehmen in Oberberg: Erzquell-Brauerei

om; 16. Nov 2007, 14:23 Uhr
Oberberg Aktuell
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AOK präsentiert Top-Unternehmen in Oberberg: Erzquell-Brauerei

om; 16. Nov 2007, 14:23 Uhr
(om/23.6.2004-16:45) Von Oliver Mengedoht
Wiehl-Bielstein – In dieser Reihe stellt Oberberg-Aktuell die größten und bekanntesten Unternehmen der Region vor – präsentiert von der AOK Rheinland – heute die Erzquell-Brauerei Bielstein.



Kölsch nur aus der Rheinmetropole? Von wegen - im traditionsreichen oberbergischen Ort Bielstein wird schon seit 1900 Bier gebraut, bereits an der Ortseinfahrt liest man: "Bierdorf Bielstein". Hier hat die Erzquell-Brauerei als "höchstgelegene Kölschbrauerei der Welt" ihre Braustätte. Darf Kölsch nicht nur in den Stadtgrenzen Kölns gebraut werden? Im Prinzip richtig, doch genießen die traditionsreichen Brauereien im Umland, die sich schon immer auf das helle Obergärige spezialisiert haben, einen Bestandsschutz.

Seit vier Generationen im Familienbesitz wurde die Brauerei im Jahr 1900 als "Adler Brauerei GmbH" gegründet und am 5. September 1900 verließ das erste in Bielstein hergestellte Bier die Brauerei. Im Jubiläumsjahr 2000 gab es in Bielstein eine Fülle von Veranstaltungen während des ganzen Jahres, vom Prinzenempfang zu Karneval, einer Kunstausstellung im Sudhaus über Preisverleihungen in Sport, Wissenschaft und Kultur, bis zu den großen Brauerei Open Air-Konzerten, Veranstaltungen mit internationalen Künstlern auf dem Gelände der Brauerei.



Am 5. September wurde in Erinnerung an den Tag der ersten Bierauslieferung eine historische Bierlieferung an die heute noch existierende erste Gaststätte vorgenommen. In original historischen Kostümen marschierten Brauereichef Dr. Axel Haas, sein erster Braumeister Manfred Emmerich sowie vier Brauer, begleitet von einer Pferdekutsche mit Holzfässern von der Brauerei zur heute noch existierenden ersten Gaststätte der Brauerei. Dort begrüßte Haas den ebenfalls historisch gekleideten Wirt und erzählte vor einigen Hundert interessierten Besuchern den Hintergrund dieses Ereignisses: „In diesem Hause kam anno 1899 mein Urgroßvater bei einem Glas Wein auf die Idee, in Bielstein eine Brauerei zu gründen. Am 5. September 1900 wurde hierhin das erste Bier ausgeliefert."

Der ganz große Tag war dann der 9. September: In zwei großen Festzelten und auf zwei Open Air-Bühnen mit 20 Bands und Kapellen, Brauereibesichtigung, Kinderbelustigung, Ochs am Spieß und vielen anderen Attraktionen wurde den ganzen Tag gefeiert, natürlich mit Zunft Kölsch, dem zünftigen Schluck. Über 10.000 grüne Ballons wurden in die Luft gelassen, rund 15.000 Menschen nutzten die Möglichkeit einer Brauereibesichtigung und insgesamt feierten über 40.000 Besucher das Jubiläum auf dem Firmengelände in Bielstein mit.

Bei Weihenstephan gelernt - Wiehltalbahn war ideal



"Aus der Not geboren" - diese Redewendung trifft im wahrsten Sinne des Wortes auf die Gründung der Erzquell-Brauerei vor 100 Jahren zu. Die Spinnerei und Reißerei von Ernst Kind und seinem Schwager Karl Kattwinkel geriet Ende des 19. Jahrhunderts in eine wirtschaftliche Schieflage. Ernst Kind wagte dann trotz seiner 50 Jahre noch einmal den Neuanfang. Mit den vorhandenen Reserven wandelte er die Fabrik in eine Brauerei um.

Die Kunst des Bierbrauens lernte Kind in der bayrischen Brauerschule Weihenstephan. Seinen späteren Neffen Fritz Ehrlicher stellte er als Braumeister ein. Um Quellwasser ins Brauhaus zu leiten, musste zunächst eine mehrere Kilomter lange Wasserleitung gebaut werden. Die 1897 gegründete Wiehltalbahn war ideal, um die notwendigen Rohstoffe angeliefert zu bekommen, gleichzeitig konnte das Bier abtransportiert werden. Am 5. September 1900 verließ das erste Bier der Adler-Brauerei GmbH - so der damalige Name - das Sudhaus in Bielstein. 15.000 Hektoliter Bier wurden im Gründungsjahr gebraut, doppelt soviel Gerstensaft war es bereits 1913.



Im Ersten Weltkrieg gab es Umsatzeinbußen, prompt stellte sich Ernst Kind auf die neue Situation ein: Alu-Bestecke für die Soldaten und Laubmehl für die Heerespferde wurden statt Bier produziert. 70-jährig schied Kind 1920 aus der Unternehmensleitung aus. Schwiegersohn Carl Haas, Großvater des heutigen Firmenchefs Axel Haas, übernahm die Geschäftsführung.



1936 wurde die Adler-Brauerei in eine KG umgewandelt, nachdem man einige Jahre zuvor eine Mehrheitsbeteiligung an der Siegtal-Brauerei Burgmann & Wildenberg übernommen hatte. Doch nicht nur die Gesellschaftsform, auch der Name änderte sich: Weil in Köln ein weiteres Unternehmen unter dem Namen "Adler" firmierte, hieß die Brauerei aus dem Oberbergischen ab sofort "Bielsteiner Brauerei".

Nach dem Zweiten Weltkrieg lief die Produktion 1948 wieder an. Werner Haas übernahm die Geschäftsführung. Unter seiner Leitung wurden umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen vorgenommen und mit "Zunft Kölsch" eine neue Marke etabliert. Die Kooperation mit der Schwesterbrauerei in Siegtal führte zum seit 1979 beibehaltenen Namen Erzquell Brauerei. Nachdem Axel Haas in diesem Jahr die Geschäftsführung der Siegener Braustätte übernommen hatte, wurde er 1983 nach dem Tod seines Vaters auch Geschäftsführer für den Standort Bielstein.



In den 80-er Jahren gab es weitere Investitionen in die Fass- und Flaschenabfüllerei, Höhepunkt war das neue kupferne Sudhaus, das 1987 in Betrieb genommen wurde.

Das Herzstück der Brauerei bildet seit eh und je das Sudhaus mit den kupfernen Kesseln. Hier wird aus den Rohstoffen Wasser, Gerstenmalz und Hopfen Zunft Kölsch und Erzquell Pils eingebraut. In riesigen Gärtanks entwickelt das Bier unter Zugabe von Hefe seinen vollendeten und typischen Geschmack. Bei tiefen Temperaturen reift es im Lagerkeller langsam heran und klärt sich zur vollkommenen Geschmacksabrundung. In der Filtration wird das Bier schonend kristallklar gefiltert.

"Qualitätssicherung und -kontrolle sind in unserem Hause oberstes Gebot", erläutert Haas. Vom Sudhaus bis zur Abfüllung werde Zunft Kölsch im hauseigenen Labor ständig kontrolliert. In der KEG-Abfüllung werden die Fässer für die Gastronomie vollautomatisch gereinigt, kontrolliert und befüllt. Bis zu 40.000 Flaschen pro Stunde können in der modernen, vollautomatischen Flaschenabfüllanlage gereinigt, kontrolliert, befüllt, etikettiert und in Kästen verpackt werden. Frisch aus der Abfüllung wird dann der Gerstensaft verladen und in die Gastronomie und den Handel gebracht.

Nicht nur in der Flasche kommt Zunft Kölsch gut an, auch im Gastronomiebereich ist der zünftige Schluck ein Renner: 40 Prozent des Gesamtausstoßes von über 200.000 Hektolitern werden an die Restaurants, Bistros und Cafés der Region abgegeben. Für die Beliebtheit spiele die Wahl des Wassers eine bedeutende Rolle, erläutert Marketingleiter Oliver Pack "Hier bedient man sich aus einer eigenen Quelle nahe der Brauerei: frisches, weiches und klares Wasser."


"Auch für uns ist das heute nicht alltäglich, denn in den 100 Jahren haben wir verschiedene Biersorten produziert, aber noch kein Bier-Mischgetränk", erklärte Brauereichef Haas 2001 bei der Präsentation von BLACK, dem ersten Kölsch-Mixgetränk, dass eine deutsche Brauerei auf den Markt brachte. Als "tolles neues Geschmackserlebnis für die junge Generation" kam es auf den Markt, zwei Jahre lang hatte Braumeister Jens Hofmann an dem neuen Produkt getüftelt und entwickelt. "Wir haben lange überlegt und geforscht, sind aber nun überzeugt, die optimale Mischung gefunden zu haben", frohlockte Haas.

Auf dem Markt der Mischgetränke habe sich in den letzten Jahren sehr viel getan, erklärte der Brauerei-Chef, "da gibt es ein sehr starkes Wachstum". Er ist sicher, dass Kölsch sich zum Mischen besonders gut eigne, weil es leicht und bekömmlich sei, zudem erfrischend. "Die Zielgruppe ist natürlich die Jugend, die ja immer sehr innovativ ist, aber auch die Autofahrer, denn mit 2,4 Prozent Alkohol zählt es zu den alkoholarmen Erfrischungsgetränken."



Nachdem Erzquell 2002 in Aspen/Colorado für sein Zunft Kölsch den begehrten goldenen "World Beer Cup" der Association of Brewers in der Kategorie "Cologne Style" - 71 Juroren hatten 1.173 Biere von 379 Brauereien aus 38 Ländern beurteilt - verliehen bekam, stellte das Unternehmen letztes Jahr ein weiteres Mixgetränk vor: Zunft Radler, eine Mischung aus Kölsch und Zitronenlimonade. "Seit längerer Zeit hatten unsere Braumeister bereits die Rezepturen für das Radler in der Schublade“, bestätigt Brauereichef Dr. Axel Haas. „Das wussten auch unsere Kunden und so sind wir durch den diesjährigen Super-Sommer und die auch insgesamt verstärkte Nachfrage nach alkoholhaltigen Erfrischungsgetränken zur Entscheidung gelangt, unser Zunft Radler noch in diesem Sommer auf den Markt zu bringen.“

Mit 2,4 Volumenprozent Alkoholgehalt zählt es zu den alkoholarmen Erfrischungsgetränken und wird in einer 0,33 Liter "Longneck"-Flasche verkauft. Das ursprüngliche Radler, Bier mit Zitronenlimonade, ist bereits seit 100 Jahren bekannt und mittlerweile als Klassiker aus dem Sortiment der Gaststätten und Getränkemärkte nicht mehr wegzudenken. Der Münchener Wirt Franz Xaver Kugler gab Anfang des 20. Jahrhunderts dem Radler seinen Namen, als er auf seiner Kugler-Alm den zahlreichen radfahrenden Gästen ein aus Mangel an Gerstensaft zur Hälfte mit Zitronenlimonade versetztes Bier als eigens für die Radfahrer erfundenes "Radlermaß" verkaufte.

Und seit dem Mai bietet die Erzquell-Brauerei zusätzlich zu ihrem bekannten Sortiment ihr Pils unter dem Motto "Eine Legende kehrt zurück" auch wieder in einer 0,5 Liter-Bügelflasche im neuen und modernen 16-er Kasten an. Die Bügelflasche war ursprünglich das erste Bierflaschenformat und wurde erst Mitte der 60-er durch die Kronkorken verdrängt. Lediglich eine Marke blieb bei der Bügelflache, die durch die Comicfigur Werner Brösel wieder populär wurde. Die Retrowelle habe auch die Bierflasche erfasst, erklärte Werbeleiter Oliver Pack, und damit habe die Bügelflasche einen echten Kultstatus bei den Biertrinkern bekommen. "Sie passt heute besser denn je in den Markt, auf dem für die Verbraucher neben der Produktqualität auch eine trendige Verpackung eine große Rolle spielt", ist sich Haas sicher. Im Unterschied zur Produktion vor 30 bis 40 Jahren werden die Bügel aber nicht per Hand geschlossen, sondern mit einer hochmodernen Maschine. Als einzige Brauerei der Region lässt die Erzquell-Brauerei es seitdem wieder "ploppen".



Seinen guten Namen verdankt die Brauerei sicher auch ihrem großen Engagement im Bereich Kultur, Sport und Bildung: So verleiht sie schon seit sieben Jahren den Erzquell-Förderpreis für hervorragende Diplomarbeiten im Fachbereich Informatik an der Fachhochschule Köln, Campus Gummersbach, spendet statt Weihnachtsgeschenke an die Kunden zu verteilen lieber für soziale Zwecke und sponsert sowohl den Handball-Kreispokal als auch die Ü32-Kreismeisterschaft im Fußball.

Sie richtet seit 20 Jahren den Zunft Kölsch-Lauf von Köln nach Bielstein aus und hat mit ihrer Brauerei Open Air-Konzertreihe in den Wiehlauen hinter der Brauerei eine feste kulturelle Veranstaltung etabliert. Neben Bläck Fööss oder Guildo Horn sowie lokalen Vorbands traten hier schon die SAS Band (unter anderem mit Paul Young), T.Rex, Sweet und Slade, The Hollies, Hot Chocolate, die Weather Girls und Creedence Clearwater Revisited auf, in diesem Jahr stehen die Musiklegende von Status Quo und die Kölschrocker von BAP auf dem Programm.



Aktuelle Lage/Ausblick

Haas sieht die Brauerei heute auf einer soliden Basis. Es gelte weiterhin, die regionale Kompetenz von Erzquell zu stärken und die Geschäftspolitik im Sinne eines Familienunternehmens weiter zu betreiben, weil darauf das Vertrauensverhältnis zu den Geschäftspartnern beruhe.

Auch in der derzeit sicherlich nicht einfachen wirtschaftlichen Situation konnte Erzquell mit seinem Hauptprodukt "Zunft Kölsch" seine Marktposition als eine der führenden Kölsch-Brauereien festigen und ausbauen. "Wir konnten bei vielfältigen Aktionen und Veranstaltungen erleben, wie eng die Verbraucher mit unserer Brauerei und unseren Spezialitäten verbunden sind."


In konsequentem Marketing und Vertriebspolitik sieht Haas weitere Gründe für die erfreuliche Entwicklung seines Hauses. "Als heimische Brauerei brauen wir mit einer engagierten Mannschaft und modernster Technik erstklassige Bierspezialitäten. Unser Markt ist die Region, in der wir uns mit unterschiedlichsten Aktivitäten engagieren - das soll auch in Zukunft so bleiben."

Zuversichtlich sieht er aufgrund der positiven Ertragslage auch in die Zukunft. Der Biermarkt werde zwar in den kommenden Jahren sicher nicht einfacher werden, bekannte Haas, "jedoch haben wir eine solide Basis geschaffen, um uns als mittelständische Privatbrauerei den Herausforderungen des Wettbewerbs stellen zu können und damit auch in Zukunft für die Entwicklung unseres Unternehmens positive Aussichten zu haben."

Unternehmens-Historie
1900 Ernst Kind gründet die Adler-Brauerei GmbH
1920 Schwiegersohn Carl Haas übernimmt die Geschäftsführung
1936 Umwandlung und Umbenennung in "Bielsteiner Brauerei" nach Übernahme der Siegtal-Brauerei Burgmann & Wildenberg
1948 Produktion nach dem Zweiten Weltkrieg läuft wieder an; Werner Haas übernimmt die Geschäftsführung
1979 Umbenennung in Erzquell-Brauerei
1983 Dr. Axel Haas übernimmt die Geschäftsführung
1987 Als Höhepunkt großer Investitionen wird das kupferne Sudhaus in Betrieb genommen
2000 Große Jubiläumsfeierlichkeiten über eine ganze Woche zum 100. Geburtstag
2001 BLACK, das erste Kölsch-Mixgetränk einer deutschen Brauerei wird eingeführt
2002 Die Association of Brewers verleiht den World Beer Cup 2002 für Zunft Kölsch in Aspen/Colorado, USA
2003 Zunft Radler wird als alkoholarmes Erfrischungsgetränk (2,4 Volumenprozent Alkoholgehalt) in der 0,33 Liter "Longneck"-Flasche auf den Markt gebracht
2004 Erzquell Pils wird auch wieder in Bügelflaschen angeboten



Unternehmensdaten:

Unternehmensform: Erzquell-Brauerei Bielstein Haas & Co. KG
Leitung: Geschäftsführender Gesellschafter Dr. Axel Haas
Beschäftigte: 60
Produktionsstandorte: Wiehl-Bielstein, Siegen
Produkte: Zunft Kölsch, Zunft Kölsch Light, Zunft Radler, Erzquell Pils, Erzquell Pils alkoholfrei,
Black Kölsch&Cola, Golden Malz, Kupfer Alt
Kunden/Märkte: Getränkefachgroßhandel, Gastronomie und Lebensmittelhandel in Oberberg, Rhein-Berg, Rhein-Sieg, Köln, Siegerland, Kreis Altenkirchen und Westerwald
Sitz der Gesellschaft: Bielsteiner Straße 108, 51674 Wiehl
Internet: www.zunft-koelsch.de




Den Firmenservice der AOK Rheinland, die bei Oberberg-Aktuell die „Top-Unternehmen“ präsentiert, finden Sie hier.


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