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SpaßGesellschaftsAbend: Bei Revue im Stadttheater Spitzennummer vergessen

Red; 19. Nov 2003, 06:22 Uhr
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SpaßGesellschaftsAbend: Bei Revue im Stadttheater Spitzennummer vergessen

Red; 19. Nov 2003, 06:22 Uhr
(Red./7.11.2003-15:55) Gummersbach – Ausverkauftes Haus bei der Eröffnungsrevue der „SpaßGesellschafts- Abende“: Die Zuschauer im Stadttheater wurden von den Künstlern des Kölner Atelier-Theaters in einen Strudel aus mitreißender Unterhaltung und intelligenter Comedy hinein gezogen, ein Abend, der Lust auf mehr machte.
[Bilder: Oliver Mengedoht.]



Totenstille im Theater, obwohl die Vollblut-Kabarettistin Cordula Stratmann, dieses Mal nicht in ihrer Paraderolle als Annemie Hülchrath, normalerweise immer Garantin für Stimmung und gute Laune ist. Sie hatte jedoch eine Spitzennummer schlichtweg vergessen. Sie saß einfach nur da, und das Publikum unterstützte sie schweigend, die Minuten im Programm zu überbrücken, die dafür reserviert waren. Sicher wurde zwischendurch immer wieder gekichert, wenn sie den herben Verlust für die Zuschauer beklagte oder mit gekonntem Augenaufschlag seufzte: „Tja, zwei Minuten sind lang.“

Der Rest ihrer Moderation war jedenfalls prall gefüllt, nicht nur mit genialen Einfällen. Gleich zu Beginn bewies Cordula Stratmann Pfiff, als sie drei Tüten Erdnussflips so aufteilte, dass jeder im Saal, der knuspern wollte, auch etwas abbekam. Die meisten verzichteten – zu schrecklich waren die Schilderungen der edlen Spenderin über die Auswirkungen einer Erdnussallergie.



Ein wenig verstört rutschten die Herren im Publikum auf ihren Stühlen herum, als sie über die Macken menstruierender Frauen informiert wurden. So genau wollten sie es offenbar gar nicht wissen. Aber in diesem Punkt lässt eine Cordula Stratmann nicht locker. Wenn sie „Los Wochos“ habe und ihr Unterleib schmerze, helfe nur eines – wegatmen. Und dabei ließ sie sich erneut vom Publikum helfen, auch vom männlichen.

Stramme Beine zeigten Elfi und Gaby Kutschalla alias Olaf Müller und Heinz L. Jülich-Fein, die bekannten Imbissbuden-Besitzerinnen aus Köln-Bilderstöckchen. Wenn sie ihre A-Kür im Tauchflossen-Stepptanz mit knapp bemessenem Kittelchen vorführen, bleibt kein Auge trocken.



Gleich zu Beginn der Revue stürmten die beiden die Ränge im Theater mal in ganz anderer Aufmachung. Ihre Muskelpakete aus fleischfarbenen Polstern verlockten einfach dazu, einmal hinzulangen. „SpaßGesellschaft“ ist „SpaßGesellschaft“, wer hingeht, muss sehen, wie er das Menü verdaut, das ihm geboten wird. Auch, wenn die Special-Guests „Duotica“, sprich Marion Scholz und Holger Edmaier mit ihren Liedern in Abgründe des städtischen Nachlebens entführen.
Jeder kennt es, das betonte Kopfwegdrehen mit ergänzendem Schnaufer, das beleidigte Mütter erwachsener Töchter, von sich geben, wenn sie demonstrieren wollen, dass ihnen etwas nicht passt. „Das muss in den 60-er Jahren fester Bestandteil sämtlicher Geburtsvorbereitungskurse gewesen sein“, dessen ist sich die Kabarettistin und Pianistin Barbara Ruscher völlig sicher.



Sie weiß auch, dass Mütter und Töchter kommunikativ nicht kompatibel sind und belegte ihre Theorie mit einigen Beispielen. Zum Schreien komisch auch ihr Vergleich der Jugend von heute mit der, die sie selbst erlebt hatte. „Heute sind die ja alle beim Casting, hauen sich abends Energie Drinks in den Kopf und machen Petting mit Pokemon. Nä, wat haben wie gesoffen – Eierlikör und Blue Curacao -, nä, wat haben wir gekotzt.“ Für Daniel Küblböck und all’ die anderen tiefer gelegten Hosen schwärmte sie im Lied von der guten alten Zeit.

Die nahm auch Jochen Malmsheimer, Sprachartist aus dem Kohlenpott aufs Korn. Zum Schlapplachen, seine Beschreibung der typischen deutschen Oma: Käppchen, Arthrose in den Schultern, darüber ein Persianermantel mit eingetackertem Brüsseler Spitzentaschentuch, mit dem sie wehrlosen Dreijährigen nach dem Draufspucken den Mund abwischt. Zum Outfit gehört auch der Nerz mit den glasigen Augen, der sich um Omas Hals gelegt, selbst in den Schwanz beißt und die Robbenfell-Stiefelettchen in denen die Oma-Waden drinstecken wie Bambusstöcke im Terrakottatopf.



„Früher war alles besser, auch die Werbung“, versicherte er glaubhaft und erinnerte an Spülmittel-Tilli. „Sie hieß wie der schwedische Feldherr und hat mit ihrer Bauschaumfrisur auch so ausgesehen.“ Schaudernd denkt Malmsheimer heute noch an das Knacken, das ertönte, wenn Tilli sprach. „Das hing mit den platzenden Speichelperlen hinter ihrer Prothese zusammen.“

Gleich zwei Mal wurde Lioba Albus, Kabarettistin aus Dortmund von Cordula Stratmann auf die Zuschauer losgelassen, denen schon nach wenigen Minuten die Bauchmuskeln vor Lachen schmerzten. Die angeblichen Freuden der Mutterschaft hatte sie ganz anders in Erinnerung: „Melonengroße Brüste, aus denen die Milch in Strömen fließt und daran hängt der kleine Piranha und verursacht Schmerzen.“ Dass Stillen schön ist, hält sie für eine männlich-patriarchalische Unterdrückungstheorie. Im knallroten Fummel gab sie später noch die sauerländische Hausfrau Mia Mittelkötter, die über Männer ihrer Heimat aus dem Nähkästchen plauderte. „Der männliche Sauerländer spricht freiwillig kein Wort, das lässt viel Platz für weibliche Phantasie.“ Auch beim Sex würde er nie stören, ja wahrscheinlich würde er es nicht einmal merken.



Abgerundet wurde die Revue durch die holländische A-Capella-Gruppe „Intermezzo“. Die vier stimmgewaltigen Männer würzen ihre Lieder mit komischen Einlagen und haben auch kein Problem, den Sound der Comedian Hamonists aus den 30-er Jahren hinzubekommen. Einfach die Nasen zugehalten und per Megaphon das Knistern der alten Schallplatten nachgeahmt. Im Finale waren noch einmal alle Künstler auf der Bühne zu sehen. Im Namen der Gasgesellschaft Aggertal, die zu den Sponsoren der SpaßGesellschaftsAbende gehört, wurden sie mit Rosen belohnt.



Bis auf „Duotica“ und Moderatorin Cordula Stratmann sind alle Künstler noch einmal in Einzelgastspielen zu sehen:
-Barbara Ruscher: 12. November
-Lioba Albus: 18. November
-Gaby & Elfi Kutschalla: 19. November
-Jochen Malmsheimer am 27. November.

Die Veranstaltungen beginnen um 20 Uhr im Bruno Goller-Haus. Nur die Gruppe „Intermezzo“ tritt am 26. November um 20 Uhr im Stadtheater auf. Der Eintritt kostet jeweils zwölf €.














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