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VfL Gummersbach: Nach glanzlosem Arbeitssieg attackiert Hasanefendic die Medien

pl; 22. Sep 2003, 12:47 Uhr
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VfL Gummersbach: Nach glanzlosem Arbeitssieg attackiert Hasanefendic die Medien

pl; 22. Sep 2003, 12:47 Uhr
(pl/21.9.2003-17:35 AKTUALISIERT 21:40) Von Peter Lenz
Gummersbach – Nicht schön, aber wichtig: Der VfL Gummersbach gewann heute Abend gegen das Bundesliga-Schlusslicht ThSV Eisennach nach einer durchwachsenen Vorstellung mit 27:23 und sicherte sich damit den dritten Sieg im fünften Spiel.

[Bilder: Oliver Mengedoht --- Andreas Rastner hatte am Ende drei Treffer zu Buche stehen.]



Die Überraschungs-Mannschaft der Stunde ist zweifelsfrei TuSEM Essen, die gestern beim Meister und Titelaspiranten TBV Lemgo mit 31:28 siegte. Ebenso spektakulär wiegt sicherlich auch der 30:19-Kantersieg des kommenden VfL-Gegners SC Magdeburg beim Pokalsieger und Vizemeister SG Flensburg-Handewitt. Neuer Tabellenführer ist der HSV Hamburg, der nach sechs bereits absolvierten Partien mit 10:2 Punkten die Spitze erklommen hat. Gummersbach verbesserte sich derweil mit nunmehr 6:4 Punkten auf den siebten Rang.



VfL Gummersbach - ThSV Eisennach 27:23 (14:8).



So viel hatte man sich nach der Pleite am Mittwoch in Hamburg vorgenommen. Die Rede war von Rehabilitation, von einem zwingend souveränen Sieg gegen Eisenach, von Wiedergutmachung und, und, und. Und trotz des herrlichen Spätsommer-Wetters waren dann auch rund 1.500 Zuschauer in die Eugen-Haas-Halle gepilgert. Doch nach dem Abpfiff sollten sie es größtenteils bedauert haben, denn was der VfL da in den zweiten 30 Minuten geboten hatte, hatte nicht wirklich etwas mit Wiedergutmachung zu tun – auch wenn Trainer Sead Hasanefendic dies nach dem Abpfiff bei der Pressekonferenz ganz anders sah.

[Ein ums andere Mal zog Eisenachs Torhüter Karsten Lehmann den Blau-Weißen - hier "Kuno" Ilper - den Zahn.]



Aber der Reihe nach: Mit einem starken Cédric Burdet als Yoon-Vertretung im rechten Rückraum gefiel der Gummersbacher Angriff tatsächlich zunächst mit sehenswerten Aktionen. Da wurde gekreuzt, auf die Außen abgelegt und auch gut abgeschlossen. Die Folge: Gummersbach hatte sich bis zur 14. Minute auf fünf Tore abgesetzt (8:3). Einzige Überraschung bis dato: Kapitän Francois-Xavier Houlet saß auf der Bank und durfte nur bei den Strafwürfen in Aktion treten – und dies sollte auch bis zum Schlusspfiff so bleiben. Auch dazu später mehr.



Über 10:4 (18.) gingen die Hausherren nach wirklich passablen ersten 30 Minuten mit einem Sechs-Tore-Vorsprung in die Kabine. Andreas Rastner gefiel am Kreis ebenso wie der Rückraum mit Frank von Behren und eben Burdet. Auch der rechte Flügel Dirk Hartmann profitierte von den teils genialen Anspielen Burdets`. Lediglich auf der rechten Seite passierte wenig, zumal Lapcevic den VfL-Außen Alexander Mierzwa oft im Regen stehen ließ. Hinten stand die 5:1-Deckung mit dem vorgezogenen Jörn Ilper vor einem gut aufgelegten Henning Wiechers sehr gut.

[Licht und Schatten wieder bei Ivan Lapcevic.]



Das alles sollte sich nach dem Seitenwechsel schlagartig ändern und die Zuschauer eine Mannschaft mit einem völlig veränderten Gesicht zu sehen bekommen. Es war urplötzlich Sand im Getriebe: Vorne wurden die besten Chancen nicht genutzt, und hinten präsentierte sich die unverständlicher Weise vom Trainer auf 6:0 geänderte Deckung löchrig wie ein Schweizer Käse. Mit drei Toren in Folge von Eisenachs bestem Shooter Danijel Grgic, der am Ende zwölf Treffer zu Buche stehen hatte, waren die insgesamt schwachen Gäste auf 15:18 heran gekommen.

[Cédric Burdet vertrat heute in den ersten 30 Minuten den Japan-Reisenden Kyung-Shin Yoon glänzend.]



Und soviel sei vorab schon mal gesagt: Wäre Eisenach auch nur einen Tick besser gewesen, hätte der ThSV auch beide Punkte eingefahren, sprich gegen einen etwas stärkeren Gegner wäre Gummersbach wirklich in Schwierigkeiten geraten. Nur weil die Eisenacher eine noch höhere Fehlerquote hatten, blieb der Sieg in Gummersbach.

["Zou-Zou" Houlet kam heute unverständlicher Weise nur bei Strafwürfen zum Einsatz.]



Mit einem kleinen Zwischenspurt von Frank von Behren mit drei Treffern in Folge machte der VfL, der zwischenzeitlich wieder auf 5:1 in der Deckung umgestellt hatte, aus dem 18:15 ein scheinbar vorentscheidendes 21:15 (43.). Wer aber gedacht hatte, die Sache sei gelaufen, sah sich getäuscht: Bis neun Minuten vor Ultimo hatte sich die Mannschaft von Trainer Peter Rost, die in dieser Phase teilweise mit zwei Mann mehr auf dem Feld war, wieder auf 20:22 heran gekämpft. Erst Lapcevic mit einem Gewaltwurf und Houlet mit seinen Toren sieben und acht sorgten wieder für Beruhigung - 25:20 bei noch fünf Minuten Spielzeit, die Kuh war vom Eis.

[Zeitaus Eisenach.]



Ende gut, alles gut? Denkste! Rechnete man nach der schwachen zweiten Halbzeit in Bezug auf die Mannschaft mit einem Donnerwetter des Trainers, wurden die VIP-Gäste und die Medienvertreter bei der Pressekonferenz erneut überrascht: Nicht seine Mannschaft wurde vom Trainer attackiert, sondern die Presse, die den VfL nach schlechten Spielen nicht entsprechend unterstützen würde – was auch immer dies heißen mag.

[In Aktion: Dirk Hartmann (kleines Bild links); Frank von Behren und Henning Wiechers (kleines Bild rechts).]



Sei`s drum, man muss sich schon allen Ernstes fragen, warum eine gut funktionierenden Deckung umgestellt wird, warum ein erfahrener Mann, Leistungsträger und Kapitän wie Houlet trotz einer teils bescheidenen Leistung der anderen 60 Minuten auf der Bank schmort, um dann am Ende alleine mit seinen Siebenmetern noch bester Torschütze zu sein. „Ich bin topfit und weiß selbst nicht, warum er mich nicht eingesetzt hat“, ist auch Houlet ratlos. „Ich hatte mit Schöder eine Option, die wollte ich einlösen“, ließ der Trainer auf Houlet hin angesprochen viel sagend verlauten…

[Hasanefendic: "Wir können nächste Woche in Magdeburg mit 15 Toren verlieren, und die Welt geht nicht unter." Mit der Leistung seiner Handballer war er größtenteils zufrieden, mit den Medien dagegen nicht.]



Trainerstimmen:



Peter Rost (Eisenach): "Aufgrund der ersten Halbzeit geht der Sieg für Gummersbach in Ordnung. Wir hatten einfach zuviel Angst und Respekt und sind erst nach 30 Minuten munter geworden. Wir hatten dann auch unsere Möglichkeiten, aber in den entscheidenden Phasenn haben wir leichte Fehler gemacht, die Gummersbach mit leichten Toren bestraft hat."



Sead Hasanefendic: "Die Mannschaft hat kämpferisch nicht versagt, womit ich sehr zufrieden bin. Beim Training herrscht eine tolle Atmosphäre und mit etwas Geduld bringen wir die auch in die Spiele. Wir können nächste Woche in Magdeburg mit 15 Toren verlieren, und die Welt geht nicht unter. Das ist halt Handball, man muss Geduld haben."

[In der ersten Hälfte konnten sich die Gummersbacher über ein anständiges Spiel freuen.]



VfL Gummersbach:



Steinar Ege (zu zwei Siebenmetern)

Henning Wiechers (1. bis 60. – 12 Paraden, darunter 1 Siebenmeter)



Andreas Rastner (3)

Jörn Ilper (2)

Frank von Behren (5)

Francois-Xavier Houlet (8/7)

Ivan Lapcevic (3)

Alexander Mierzwa

Cedric Burdet (3)

Dirk Hartmann (3)

Dirk Schumacher (n.e.)

Mark Dragunski

Tobias Schröder





ThSV Eisenach:



Dragan Jerkovic (zu zwei Siebenmetern)

Karsten Lehmann (11 Paraden, darunter ein Siebenmeter)



Karsten Wöhler (2)

Harvard Augensen

Gintautas Vilaniskis

Alexander Urban (2)

Kamel Ameddah (3)

Till Bitterlich

Evars Klesniks (2)

Danijel Grgic (12/3)

Ronny Göhl (1)

Omer Sehovic (1)



Schiedsrichter: Holger Fleisch (Ostfildern), Jürgen Rieber (Denkendorf).



Zuschauer: 1.500.



Siebenmeter: 8:4 - 7:3 (Houlet scheitert an Lehrmann, trifft aber im Nachwurf – Wöhler scheitert an Wiechers).



Zeitstrafen: 8:12 Minuten (Ilper, von Behren, Rastner, Burdet – Wöhler, Augensen, Ameddah, zweimal Klesniks, Göhl).



Beste Spieler: VfL: Cédric Burdet (1. Hz), Francois-Xavier Houlet (100 % Torausbeute) – Eisenach: Danijel Grgic.



Spielfilm: 1:1 (3.), 5:2 (10.), 8:3 (14.), 10:4 (18.), 13:7 (23.), 14:8 (Halbzeit) – 16:9 (33.), 18:15 (38.), 21:15 (43.), 22:20 (51.), 25:20 (55.), 27:23 (Endstand).



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