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"Audioguides" auf Schloss Homburg - Führung mit Hofnarr oder Haushofmeister

om; 6. Aug 2003, 18:00 Uhr
Oberberg Aktuell
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"Audioguides" auf Schloss Homburg - Führung mit Hofnarr oder Haushofmeister

om; 6. Aug 2003, 18:00 Uhr
(om/6.8.2003-17:40) Nümbrecht - "Als Haushofmeister und Verwalter des Schlosses wird es mir, Johann Georg Milchsack, eine Ehre zu sein, unsere hochwohlgeborenen Besucher durch unsere herrschaftlichen Räume zu führen!"

[Bilder: Oliver Mengedoht --- Familienvater Klaus-Jürgen Kühn stammt aus Bergneustadt, lebt heute in Oberfranken und ist derzeit auf Heimatbesuch; mit seiner Familie probierte er die neuen "Audio Guides" gerne aus.]



So können sich jetzt die Gäste auf Schloss Homburg begrüßen lassen, wenn sie einen € für die kleinen, schwarzen Geräte springen lassen, die sich Audioguides nennen, Hör-Führer wäre die etwas ungelenke Übersetzung. Rechtzeitig zum Beginn der Sommerferien hat das Museum des Oberbergischen Kreises die audiophilen Führer fertig bekommen, die Kinder und Erwachsene nun mit verschiedenen Darstellern durch das Museum führen. Sollten Sie also demnächst im Museum die Leute dauernd mit einem Hörer am Ohr umherspazieren sehen, so sind es keine respektlosen Telefonierer, die ihr Handy nicht ausgeschaltet haben, sondern wahrscheinlich die Nutzer dieser besonderen Führer.



"Das Angebot ist besonders für Einzelpersonen gedacht", erläuterte Museumsdirektroin Dr. Gudrun Sievers-Flägel heute bei einem Pressetermin. Aber auch Gruppen oder Sehbehinderte könnten von dem neuen Angebot profitieren. An sich werden die Gruppen aber von professionellem Personal geführt, "das funktioniert wunderbar". Auch gebe es Schrifttafeln zum Lesen oder modernere Elemente wie Touchscreens, aber dennoch sei es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis wie in anderen Museen auch die Homburg über Audioguides verfügt habe, so die Direktorin. Seit annähernd drei Jahren sei das geplant gewesen.





[Mercedes Slex von der Kulturstiftung der Kreissparkasse Köln (v.l.n.r.), Museumsdirektorin Sievers-Flägel und Birgit Ludwig-Weber zeigen die neuen Geräte mit den eingebauten Chips vor der Wand mit den Jagdwaffen.]



Umgesetzt hat es - nach umfangreichen Recherchen zur geeigneten Firma auf der Museumsmesse in München, einer Tagung in Berlin und bei etlichen Kollegen - die Firma et-Systems aus Echingen bei München mit Profi-Schauspielern. "Es sollte zum Stil des Hauses passen", erläutert Sievers-Flägel, "nicht völlig peppig, aber auch nicht staubtrocken". Für die Drehbücher, eine Fassung für Kinder vom Grundschulalter bis etwa zwölf und eine für Erwachsene, hat Museumspädagogin Birgit Ludwig-Weber einen großen Karton voll Material ausgesucht, mit dem Autoren gesprochen und ihn mehrere Tage herumgeführt auf dem Museumsgelände; "schließlich wissen wir am besten, wo die Leute stehen bleiben und was interessant ist".



Als nicht mit Bierernst vorgetragene Erweiterung zum museumspädagogischen Angebot soll das neue Angebot gelten, das die Kulturstiftung der Kreissparkasse Köln (KSK) finanziert hat - 20.500 € hat sie für die 25 modernen Geräte aus Israel mit einem eingebauten Chip springen lassen, der Kreis selber hätte das Geld ja nicht gehabt. Wer will, kann einzelne Stellen überspringen, die Vorträge sind in einzeln abrufbare Seuquenzen aufgeteilt - wenn das Angebot gut angenommen wird, ist eventuell englisch als eine Fremdsprache geplant.



Nun führen also auf spielerische Weise der Hofnarr Till und die elfjährige "Besucherin" Nina oder, für die Älteren, Haushofmeister Johann Georg Milchsack ("mit gehobenen Umgangsformen und teilweise gestelzter Sprache") sowie die freundliche, aber resolute Köchin und Wirtschafterin Erna ("ich gebe acht, dass der Herr Milchsack nicht zu sehr ins Schwärmen gerät - manchmal verliert er nämlich etwas den Boden unter den Füßen und dann muss ich ihn daran erinnern, dass nicht alle Menschen wie der Adel und die Fürsten gelebt haben").



Übrigens war Milchsack tatsächlich der 1741 zum Burggrafen ernannte Haushofmeister, sozusagen Schlossverwalter, Seiner Exzellenz Graf Friedrich Carl zu Sayn-Wittgenstein-Homburg und lebte mit seiner Familie in Nümbrecht. "Sie gelangte durch meine bescheidene Tätigkeit zu Wohlstand und Ansehen, existiert noch heute und ist weit verzweigt", erklärt Milchsack.

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