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AOK präsentiert die Top-Unternehmen Oberbergs: Schmidt + Clemens

om; 4. Sep 2003, 13:36 Uhr
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AOK präsentiert die Top-Unternehmen Oberbergs: Schmidt + Clemens

om; 4. Sep 2003, 13:36 Uhr
(om/9.7.2003-19:10) Von Oliver Mengedoht
Lindlar – In dieser Reihe stellen wir die größten und bekanntesten Unternehmen der Region vor, präsentiert von der AOK Rheinland – heute Schmidt + Clemens aus Lindlar-Kaiserau.





Der Edelstahlhersteller Schmidt + Clemens GmbH & Co. KG ist seit seiner Gründung im Jahr 1879 ein Familienunternehmen und entwickelte sich wie viele andere Schmiedebetriebe im Oberbergischen am Wasserlauf des Leppetals. Aus einer Hammerschmiede entstand im Lauf der Jahrzehnte ein modernes Edelstahlwerk, in dem heute für den weltweiten Einsatz Spezialitäten gegossen und geschmiedet werden.



[Bilder (2): Oliver Mengedoht --- Der Stammsitz des Familienunternehmens in Lindlar-Kaiserau.]



Schmiedetechnik, Gusstechnik und Schleuderguss sind die Kernkompetenzen der Lindlarer, im eigenen Anspruchsdenken soll “Made by S + C” für überlegene Qualität stehen. Das Unternehmen setzt auf engen Dialog mit den Kunden, Know How und hoch motivierte Mitarbeiter. Partnerschaftliche Konstruktions- und Werkstoffberatung mit den Kunden zusammen sowie ein umfassender Service produktbegleitender Leistungen prägen die Gruppe als einen der weltweit führenden Edelstahl-Spezialisten.



[Im Februar stellten S + C-Chef Völkner (v.r.n.l.), Geschäftsführer Hennecke und Betriebsrat Herweg der Öffentlichkeit ihre Umstrukturierungspläne vor.]



125 Jahre Produktion bieten wertvolle Erfahrungen bei der Entwicklung von neuen von korrosions- und hitzefesten, verschleißarmen Edelstählen, ob als Komponenten oder Komplettsysteme. Entsprechend investiert die S + C-Gruppe in Forschung und Entwicklung einerseits sowie in Produktion und Fertigung an europäischen Standorten sowie in Brasilien und Malaysia. Zahlreiche Qualitätssicherungs- und -management-Zertifikate unterstreichen diesen Anspruch.



Komponenten und einbaufertige Teile aus Form-, Fein-, Maskenform- und Schleuderguss sowie der Schmiedetechnik werden besonders in der Pumpenindustrie, bei Kompressorenherstellern und im Verdichterbau eingesetzt. Strangpresswerkzeuge für Stahl, Aluminium und Kupfer/Messing werden in der Leicht- und Schwermetallindustrie für Produkte in Gebäudetechnik, Haushalt, Automobil- und Bahnbau sowie in der Luft- und Raumfahrttechnik eingesetzt, Walzen und Rollen für Rohr-, Bandstahl-, Stahl-, Kupferdraht- und Profiwalzwerke hergestellt.



Schleudergussrohre werden besonders von der Petrochemie, Düngemittelwerken, Methanolanlagen und von Eisenerg-Direktreduzierung sowie Industrieöfen als auch von der Chemischen Industrie benötigt, wo es Temperaturen von bis zu 1.100 Grad und hohe Drücke auszuhalten gilt. Hier begleitet S + C die Weiterentwicklung seit über 50 Jahren. Spezielle, korrosionsbeständige Werkstoffe werden auch für Energieförderanlagen, Kraftwerke und Turbinen, Windkraftparks, Meerwasserentsalzungs-, Bewässerungs-, Müllverbrennungs und Recyclinganlagen gefertigt.



Aus der Gusstechnik kommen präzis formbare Legierungen für die Mess- und Regeltechnik, Apparateindustrie und Waagenhersteller. Stabile Stahlkomponenten, die aggressiven Salzen, Verbrennungsrückständen, Wetter und mitunter sogar Ortungsinstrumenten trotzen müssen, liefert S + C an Schiffs-, Motoren- und Sonderfahrzeugbauer sowie die Marine. Geschmacksneutralität und hygienische Vorteile ermöglichen auch den Einsatz von Teilen aus Schleuder-, Fein- und Formguss in der gesamten Lebensmittelindustrie und bei Maschinenbauern.



Aktuelle Lage/Ausblick:



Das Jahr 2000 endete für den Edelstahlhersteller im Leppetal nicht so positiv, wie es zunächst mit einer über 22-prozentigen Umsatzsteigerung begann, aber für ein positives Ergebnis reichte es dank Kostenreduzierungsprogrammen, internen Ablaufverbesserungen und Streckung von Investitionen. Im Herbst 2001 kletterte S + C wieder über die 1.000 Mitarbeiter-Marke. Im Geschäftsjahr 2002 verzeichnete das Unternehmen eine Umsatzsteigerung von rund 3 auf 126,5 Millionen €, die Summe der Bankverbindlichkeiten wurden um fast 10 auf nun 9,7 Millionen € gesenkt. "Wir sind damit auf einem guten Weg", verkündete Geschäftsführungsvorsitzender Gerhard Völkner. "Die Gerüchte, dass S + C verkauft werden müsste, können damit endgültig zur Seite gelegt werden."



Einen “harten Schnitt, aber Vision für die Zukunft” kündigte die Geschäftsführung gemeinsam mit dem Betriebsrat Ende Februar an: 77 Mitarbeiter müssen gehen, um die verbleibenden 460 Arbeitsplätze in Kaiserau langfristig zu sichern. Die Vorfertigung des Sorgenkinds Schmiedetechnik wird abgestoßen und das riesige Firmengelände komplett umstrukturiert – so sollen rund 20.000 Quadratmeter Fläche und Gebäude vermietet oder verkauft und teure Investitionen vermieden werden. S + C will nicht mehr auf dem ganzen Markt mitmischen, sondern sich auf Nischenprodukte konzentrieren; “so verzichten wir auf einen Teil des Umsatzes, aber auf einen nicht profitablen”, erklärte Geschäftsführer Hennecke. In drei Schritten bis 2005 soll die Umstrukturierung abgeschlossen sein. Geschäftsführung und Belegschaft sind optimistisch, dass der Standort Kaiserau mit seinen 460 Mitarbeitern so langfristig gesichert ist.



Zuletzt hatte es 1997 einen größeren Schnitt gegeben: Damals war die Feingießerei nach Ungarn verlegt worden und 80 Menschen verloren in Lindlar ihren Job. Traditionell betreibt das Familienunternehmen seit jeher eine offene Unternehmenspolitik.



Firmen-Historie:



-1. Mai 1879: Gründung eines Stahlhandels in Frankfurt/M. durch Ludwig Schmidt und Wilhelm Clemens

-1900: Gründung des Standorts Lindlar-Kaiserau, Kauf der ersten wasserbetriebenen Hämmer, Weiterentwicklung der Schmiedetechnologie

-1923: Beginn Wärmebehandlung

-1932: Beginn Formgussproduktion

-1950: Beginn Horizontal-Schleuderguss

-1955: Beginn Feingussproduktion

-1963: Beginn Vertikal-Schleuderguss

-1974: Gründung eines Tochterwerks in Spanien

-1979: 100-jähriges Bestehen mit 1.400 Mitarbeitern, 150 Mio. DM Umsatz und 20 Prozent Exportquote

-1982: Gründung der Vertriebsgesellschaft in Texas/USA

-1988: Gründung einer Tochterfirma in Italien

-1993: Übernahme einer Feingießerei in Ungarn

-1997: Aufbau der eigenen Gießerei in Tschechien

Übernahme des Walzenfertigers Bowers & Jones Ltd. in Großbritannien

-1998: Beteiligung an einer Formgießerei in Spanien; 230 Mio. DM Umsatz, 950 Mitarbeiter, Umsatz außerhalb Deutschlands 60 Prozent

-1999: Gründung einer Vertriebsniederlassung in Mexico

-2000: Gründung der Schleuderguss-Produktion in Brasilien

-2001: Gründung der Schleuderguss-Produktion in Malaysia; größter Einzelauftraqg der Firmengeschichte mit einem Volumen von 12 Millionen DM für den Iran



[So soll das Kaiserauer Werksgelände nach dem internen Umzug aussehen: Im Westen konzentriert die drei verbleibenden Haupt-Geschäftsbereiche, im Osten die gelben Flächen als zu vermietender Industriepark.]



Daten:



-Inhaber: 100-prozentiges Familienunternehmen, 19 Gesellschafter

-Aufsichtsorgan: fünf-köpfiger Beirat; -Vorsitz: Dr. Olaf Kraus

-Leitung: Geschäftsführer Gerhard Völkner und Klaus Hennecke

-Beschäftigte: rund 1.000, davon 460 am Stammsitz Kaiserau

-Umsatz: 123,5 Millionen Euro (2001)

-Produktionstandorte: Kaiserau (Deutschland), Wolverhampton (Großbritannien), Murieta (Spanien), Leioa/Bilbao (Spanien), Trsice/Olomouc (Tschechien), Bicske/Budapest (Ungarn), Jundiai/Sao Paulo (Brasilien), Shah Alam/Kuala Lumpur (Malaysia) – Vertriebsgesellschaften in Texas/USA, Mexico und Indien

-Produkte: hochlegierter Edelstahl und Edelstahlprodukte

-Kunden/Märkte: sehr breit gestreut, Schwerpunkt Petrochemie







Den Firmenservice der AOK Rheinland, die bei Oberberg-Aktuell die „Top-Unternehmen“ präsentiert, finden Sie hier.

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