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"Zauberei": Mit Satellitenanlage auf dem Rathaus zentimetergenau vermessen

jb; 14. Nov 2002, 17:30 Uhr
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"Zauberei": Mit Satellitenanlage auf dem Rathaus zentimetergenau vermessen

jb; 14. Nov 2002, 17:30 Uhr
(jb/14.11.2002-17:25) Von Jan Bickenbach
Oberberg - Eine neue Referenzstation des Satellitenpositionierungsdienstes (SAPOS) auf dem Rathaus in Gummersbach steigert die Genauigkeit der Satellitennavigation mit neuster Technik und nutzt besonders bei Vermessungsaufgaben viel.
[Bilder: Oliver Mengedoht --- Diplom-Ingenieur Lindstrot (r.) zeigt dem stellvertretenden Leiter des Kataster- und Vermessungsamtes die neue Antenne auf dem Dach des Gummersbacher Rathauses.]



Heute wurde in Gummersbach eine neue Referenzstation des Satellitenpositionierungsdienstes der deutschen Landesvermessung (SAPOS) offiziell in Betrieb genommen. Mit Hilfe dieser Station kann jeder bei entsprechender Ausrüstung seinen Standort exakt in einer Landkarte, einem Stadtplan oder in digitalen Datenbeständen von Geographischen Informationssystemen (GIS) bestimmen - und zwar auf den Zentimeter genau. Dies geschieht schneller, präziser und wirtschaftlicher als früher. So freute sich Landrat Hans-Leo Kausemann dann auch: "Ich bin froh, dass wir jetzt auch in das neue System mit eingebunden sind."



Die neue Referenzstation ist in Zusammenarbeit mit dem Oberbergischen Kreis durch das Landesvermessungsamt NRW erichtet worden und Walter Lindstrot, Diplom-Ingeneur vom Landesvermessungamt, bedankte sich herzlich für die Kooperation mit der Stadt Gummersbach und dem Oberbergischen Kreis und wünscht sich eine intensive Nutzung und Zufriedenheit der Nutzer. Die neue Station auf dem Rathhaus der Stadt Gummersbach ist eine von 20 in NRW und 240 auf Bundesebene. Durch die flächenhafte Verteilung mit einem Höchstabstand von 50 Kilometern zwischen den Stationen ist deutschlandweit ein flächendeckender Betrieb möglich.

[Die kleine Antenne rechts mit dem "Hütchen" obenauf ist das Kernstück der neuen Anlage.]



Die Grundlage für diese Technik bildet das von den USA aufgebaute und mit mindestens 24 ständig funktionsfähigen Satelliten betriebene Global Positioning System (GPS), ein weltweit verfügbares militärisches Satellitennavigationssystem, das auch zivil genutzt werden kann. Zivile Nutzer können ihre Position dabei mit einer absoluten Genauigkeit von etwa 10 Metern bestimmen. Für die Navigation auf hoher See oder im Flugverkehr reiche diese Genauigkeit, erläuterte Lindstrot. Im lokalen Bereich, etwa bei der Navigation im engmaschigen Straßennetz der Städte oder für Vermessungsarbeiten reiche das aber nicht aus. Durch die SAPOS-Referenzstation wird die Genauigkeit um ein Vielfaches gesteigert. Dieses Verfahren nennt sich Differnetielles GPS (DGPS).



Die DGPS-Korrekturdaten werden über Mobiltelefon, Rundfunk oder das Internet zur Verfügung gestellt. Je nach gerätetechnischem Aufwand auf Seiten des Nutzers kann damit die räumliche Position mit Meter- und Zentimetergenauigkeit sofort vor Ort erzielt werden. 94 Prozent der Messung liegen laut Lindstrot in ihrer Genauigkeit unter 2 Zentimetern. In Bezug auf diese Werte gab sich der Stellvertretende Leiter des Katasteramts, Volker Jülicher, sehr zufrieden mit dem System und sprach von "Zauberei". Die neue Technik könnten besonders Behörden und Unternehmen aus dem Vermessungsbereich nutzen, aber in Näherer Zukunft sollen auch andere Gruppen ihren Nutzen draus ziehen können, zum Beispiel Blinde könnten davon profitieren. Auch der Polizei kommt das System zur Ortung und Verfolgung von Fluchtautos oder Rekonstruierung von Tathergängen sehr gelegen.

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