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Zug für Wiehltalbahn endgültig abgefahren - Wiehl gegen Reaktivierung

vg; 30. Oct 2002, 16:01 Uhr
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Zug für Wiehltalbahn endgültig abgefahren - Wiehl gegen Reaktivierung

vg; 30. Oct 2002, 16:01 Uhr
(vg/29.10.2002-19:25) Wiehl - Härter als erwartet hat es heute die Wiehltalbahn in der Sitzung des Hauptausschusses getroffen, indem nicht nur die Reaktivierung der Strecke für den öffentlichen Personen- und Güterverkehr abgelehnt wurde, sondern auch der Beschluss gefasst wurde, dass die touristische Nutzung der Bahn nur dann fortgesetzt werden kann, wenn der Stadt dadurch keinerlei Kosten entstehen.
Zu teuer, zu unrentabel, zu große Nachteile für den parallel laufenden Busverkehr der OVAG und RVK - das waren die Begründungen für die Ablehnung der Reaktivierung der Eisenbahnstrecke im Wiehltal für den öffentlichen Personen- und Güterverkehr bei der heutigen Sitzung des Hauptausschusses in Wiehl. Unter das für die meisten Kommunalpolitiker unliebsame Thema sollte heute ein Schlussstrich gezogen werden. Das Investitionsvolumen von rund 44 Millionen € für die Gesamtmaßnahme sei in der augenblicklichen Finanzsituation von Land, Kreis und Kommunen eine Verschwendung von Steuermitteln, die nicht zu verantworten sei, erklärte CDU-Fraktionsvorsitzender Gerhard Altz.



Die Diskussion, die sich um die Abstimmung rankte, war geprägt von den extremen Standpunkten der Grünen Fraktion, die sich absolut für die Reaktivierung aussprach und von der Ansicht der FDP, die selbst eine museale Nutzung der Wiehltalbahn für ungerechtfertigt hielt. "Ich bin nicht bereit für auch nur eine müde Mark zu stimmen, die in diese Schienen gesteckt wird", erklärte Rolf Gurbart von der FDP. Das Geld solle stattdessen besser in modernere Verkehrsmittel investiert werden. Es werde immer einen Block geben, der für die Bahn sein wird, dies werde sich auch nicht ändern, wenn man noch so viele Gutachten herzaubere, die bewiesen, dass dies finanziell nicht rentabel sei.

[Archivbild: Mengedoht --- Die heutige Entscheidung im Wiehler Rat, die Reaktivierung der Wiehltalstrecke zu Gunsten des öffentlichen Personennahverkehrs nicht zu unterstützen, habe nichts mit der städtebaulichen Planung im Bereich des Bahnhofsgeländes zu tun, betonte Bürgermeister Werner Becker-Blonigen.]



Astrid Stark vom Bündnis 90/Die Grünen sah dies ganz anders: "Wenn ich nun lese, dass die Studie zum vermutlichen Fahrgastaufkommen davon spricht, dass die Wiehltalbahn eines der zehn attraktivsten Reaktivierungspotentiale in ganz Deutschland bietet, verstehe ich nicht, wie diese Ausgangslage zu dem von der Verwaltung vorgelegten Resolutionsentwurf führen kann", verdeutlichte Stark ihre Sicht der Dinge. Auch das Argument, dass der Busverkehr von der Reaktivierung belastet werde, ließ sie nicht gelten. Es könne im Gegenteil zu einem Vorteil werden, wenn die Busse in den Bahnverkehr eingebunden würden.



Der Rat traf sich dann in der Mitte, wenn auch eine Spur mehr zu Gunsten der Forderung der FDP-Fraktion. Der Beschlussvorschlag wurde mit Zustimmung der CDU und SPD mit dem Zusatz ergänzt, dass durch die touristische Nutzung der Wiehltalbahn der Stadt keine Kosten entstehen dürfen. Der Vorschlag von Altz, dass die Bahn lediglich bis zum Wiehler Freizeitpark laufen dürfe, wurde hingegen von der SPD abgelehnt. "Wenn die Bahn heute an ihre Grenzen stößt, dann heißt das nicht, dass dies in fünf, zehn oder 15 Jahren auch so sein muss. Wir müssen uns alle Chancen offenhalten", so Wilfried Bast von der SPD.

Die Reaktivierung der Eisenbahnstrecke für touristische Sonderverkehre soll unterstützt werden, solange sich dies mit dem städtebaulichen Entwicklungsplan im Bereich des Bahnhofsgelände vereinbaren lasse und sich die Investitionen auf ein Mindestmaß beschränkten, hieß es in der Verwaltungsvorlage. Gerade die städtebauliche Entwicklung habe Vorrang, denn sie diene der Zukunftsentwicklung der Stadt. Geplant ist die Verkehrsentlastung des Ortskernes durch einen zentralen Omnibusbahnhof und ergänzendes Park+Ride-Angebot. Zudem sei die Auslagerung und Erweiterung des Einkaufmarktes Petz beabsichtigt.



Nachdem die Gemeinden Walbröl, Reichshof und Morsbach bereits die Pläne des Fördervereines zur Rettung der Wiehltalbahn zur Reaktivierung der Strecke für den öffentlichen Personenverkehr mit einem ablehnenden Beschluss zerschlagen hatten, scheint der Zug für die Wiehltalbahn mit der Wiehler Entscheidung nun endgültig abgefahren zu sein.



Gerade die Tasache, dass das Land Nordrhein-Westfalen die Reaktivierung nicht mitfinanziern wolle, habe keinen anderen Entschluss zugelassen als den heute gefällten, machte Altz deutlich. "Ausnahmsweise begrüße ich den Beschluss des Landes." Anstatt alle Aufmerksamkeit auf die Wiehltalbahn zu verschwenden, solle man sich lieber auf die Strecke Marienheide/Hagen konzentrieren.

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