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43. Eigenproduktion des Stadttheaters: "Zar und Zimmermann"

vg; 16. Oct 2002, 15:59 Uhr
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43. Eigenproduktion des Stadttheaters: "Zar und Zimmermann"

vg; 16. Oct 2002, 15:59 Uhr
(vg/16.10.2002-15:55) Gummersbach - Die Proben für die Eigenproduktion "Zar und Zimmermann" laufen auf Hochtouren - stark am tradtitonellen Stück orientiert will das Ensemble um Siegfried Grote und Gus Anton dem übertriebenem Trend der künstlichen Modernisierung entgegenwirken.

[Bilder: Oliver Mengedoht --- Im bereits fertiggestellten Bühnenbild präsentierten Gus Anton (l.) und Siegfried Grote (2.v.l.) das Ensemble des Stückes "Zar und Zimmermann" dem Gummersbacher Bürgermeister Paul-Gerhard Schmitz (2.v.r.) und dem Sparkassen-Vorstand Jürgen Flasdieck (r.).]

[Für Gus Anton ist es die 43. Produktion in Gummersbach, bei der er die musikalische Leitung übernimmt.]



"An dieser Stelle könntest Du an den Tisch treten und flüchtig in den Papieren wühlen." Es sind Kleinigkeiten, die der Regisseur Siegfried Grote an den einzelnen Szenen verbessert und ändert. Kleinigkeiten, die aber im späteren Gesamtzusammenhang die Feinheitn ausmachen. Bei der gestrigen Probe stand die komische Oper von Albert Lortzing "Zar und Zimmermann" auf dem Programm. 18 Jahre nach der ersten Aufführung im Gummersbacher Stadttheater wagt sich Siegfried Grote gemeinsam mit Gus Anton, der die musikalische Leitung übernimmt, erneut an das Stück.



Neben "Anatevka" war "Zar und Zimmermann" damals mit 21 Aufführungen das meist gespielte Stück. Alle an der Produktion sind sich aber einig, dass sich das Verwirrspiel um einen Zaren als Zimmermann und einen Zimmermannn als Zaren auch heute noch allergrößter Beliebtheit erfreuen wird. Von der ursprünglichen Besetzung ist jedoch lediglich Sarah Both, die die Witwe Browe spielen wird, übriggeblieben, die 1984 noch im Chor gesungen hatte.

[In seiner 40-jährigen Tätigkeit beim Theater sei Siegfried Grote das Stück "Zar und Zimmermann" gerade zu nachgelaufen, ein Stück das man liebe, werde aber immer besser.]



Die Eigenproduktion orientiert sich stark an dem traditionellen Stück und wird nicht künstlich in die Gegenwart versetzt. Das Stück in möglichst originalgetreuer Form auf die Bühne zu bringen, ist ein Hauptanliegen des Regisseurs. Damit trifft er auch bei seinem Ensemble auf Gegenliebe. Nahezu verpöhnt scheint der Gedanke an eine neumodische Inszenierung des "Zar und Zimmermanns" unter den Darstellern zu sein. Diese Haltung sei nicht zuletzt aus negativen Erfahrungen heraus entstanden. So dachte der Sänger und Schauspieler Jürgen Orelly bei der gestrigen Pressekonferenz im Theater mit Grauen an eine Inszenierung des gleichen Stückes zurück, in der es in das gesunkene russischen Atom U-Bootes Kursk und in der zweiten Hälfe in das Innnere eines Käses verlegt wurde.



"Mit vielen Regieexperimenten werden die Zuschauer nur aus dem Theater vertrieben", betonte der Regisseur. Dabei gehe es nicht darum, moderne Ansätze generell zu verteufeln. Die moderne Überarbeitung müssten jedoch mit Verstand produziert werden. Es dürfe nicht nur darum gehen, dem Stück um jeden Preis ein neues Gewand überzustülpen.

[Gemeinsam mit dem Ensemble stellten Siegfried Grote und Gus Anton gestern das Stück vor.]



Trotz der Weigerung, das Stück mit solch drastischen Mitteln neu zu interpretieren, finde man auch nach der zigsten Inszenierung noch neue Ansatzpunkte, erklärte Grote. Und er weiß, wovon er spricht. Dieses Stück sei ihm in vier Jahrzehnten Theaterarbeit förmlich nachgelaufen. Nicht nur in Gummersbach sondern auch in Hagen, Essen und Kaiserslautern habe er bereits Regie bei "Zar und Zimmermann" geführt. Dennoch sei er die Oper noch nicht leid. "Ein Stück, das man liebt, wird mit der Zeit immer schöner und man entdeckt immer neue Facetten", so Grote.



Für Grote und Anton ist die Neuaufführung der Oper von Albert Lortzing die 50. gemeinsame Produktion und die 24. im Gummersbacher Stadttheater. "Das soll uns erstmal einer nach machen", lachte Anton. Gesponsert von der Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt sollen die Eigenproduktionen in Gummersbach auch in Zukunft erfolgreich fortgesetzt werden. Anlässlich dieser Zusammenarbeit ließ es sich auch der Vorstand der Sparkasse Jürgen Flasdieck nicht nehmen, einen Blick auf die Proben zu werfen. Die Atmosphäre der Bühne mit dem bereits aufgestellten Bühnenbild veranlasste Flasdieck zum Nachdenken über ein passendes Stück für das kommenden Jahr, in dem die Sparkasse ihr 150-jähriges Bestehen feiert.

[Gerade die Tatsache, dass die Oper im traditionellem Stil aufgeführt wird, traf bei den Schauspielern auf sehr viel Gegenliebe.]



Auch Gummersbachs erster Bürger Paul-Gerhard Schmitz war erschienen, um sich einen ersten Eindruck von dem Stück während der Probe zu machen. Unterstützt von Mitgliedern der Ballettschule Haynert aus Gummersbach und mit einem von Rolf Coflet liebevoll gestalteten Bühnenbild wird das Stück als Premiere am 2. November im Stadttheater zu sehen sein. Es folgen noch vier weitere Vorstellungen: Sonntag, 3. November (Anrecht N), Donnerstag, 14. November (Anrecht C), Freitag, 15. November (Anrecht L) und Freitag, 29. November (Anrecht G). Karten für die Aufführung sind in allen Filialen der Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt erhaltbar.

[Boris Leisenheimer, der in dem Stück Peter Iwanow verkörpern wird, Stephan Lex, in der Oper der französische Gesandte und Kathrin Heinz, in "Zar und Zimmermann" Marie, die Nichte des Bürgermeisters (v.l.n.r.) erklärten, dass sie mit der Zusammenarbeit mit Grote und Anton mehr als zufrieden sind.]

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