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Komödiantischer "Sommernachtstraum" im Stadttheater

vma; 26. Apr 2002, 22:52 Uhr
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Komödiantischer "Sommernachtstraum" im Stadttheater

vma; 26. Apr 2002, 22:52 Uhr
(vma/26.4.2002-22:50) Von Vera Marzinski
Gummersbach – Gut besucht war das Gastspiel der "Neue Schaubühne München" im Theater der Stadt Gummersbach am Mittwoch abend, die eins der bekanntesten Shakespeare Stücke boten.

[Bilder: Oliver Mengedoht --- Der Herzog von Athen, Theseus (Werner Haindl), bereitet seine Hochzeit mit der besiegten Amazonenkönigin Hippolyta (Andrea Seitz) vor.]



Nicht nur viele Schüler kamen, um William Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" zu sehen. Ein sichtlich begeistertes Publikum genoss die Komödie des englischen Schriftstellers, Schauspielers und Dichters, der sicherlich einer der bedeutendsten und einflussreichsten Dra-matiker der Weltliteratur ist. Für die Pennäler wurde im verlängerten Deutschunterricht ein amüsanter und anspruchsvoller Abend geboten. Voller Erotik und Sinnenfreude, Fantasie und Wahn in all ihrer Komplexität, ein Verwirrspiel um Liebesdinge und Eifersüchteleien.

[Dem weisen Rat des Herzogs verschließt sich Egeus (Joachim Bauer).]



Das irrsinnige Märchen von der Qual der Liebe - die besonders die schöne Helena erleidet, wenn sie ihren Demetrius umwirbt -, der großen Sehnsucht, des Gehorsams, den der Vater verlangt und der die Flucht in die Wälder auslöst. Da werden aus Handwerkern Schauspieler, aus Liebespaaren Horrorpaare, aus Menschen Tiere und - nicht nur - Elfen tanzen ihre Reigen.



Die "Neue Schaubühne München" hatte für ihre Inszenierung des "Ein Sommernachtstraum" eine geniale Bühnengestaltung gefunden. Ein schräges Podest bildete den Mittelpunkt und fungierte als Kampfplatz, Waldboden, Theaterbühne und Hochzeitstafel. Durch die Schräge konnte ein bewusst eingesetztes Rutschen in die Szenen eingebaut werden, was besonders bei den Kampfszenen der beiden Frauen und dem Tanz der Elfe für viele Lacher sorgte. Das Ensemble bestach durch Ausdrucksstärke und Harmonie, wenn auch die Akustik phasenweise zu wünschen übrig ließ.

[Hermia (Alexandra Surer) ist verzweifelt - sie liebt Lysander und soll Demetrius heiraten.]



Gleich zu Beginn eine düstere Szenerie: der Herzog von Athen, Theseus (Werner Haindl), bereitet seine Hochzeit mit der besiegten Amazonenkönigin Hippolyta (Andrea Seitz) vor. Vor ihm klagt Egeus (Joachim Bauer), ein athenischer Bürger, seine Tochter Hermia (Alexandra Surer) an: Sie will nicht den von Egeus bestimmten Demetrius (Armin Schlagwein) heiraten, sondern Lysander (Konstantin Moreth). Wenn sie ihrem Vater nicht gehorcht, kann sie mit dem Tode bestraft oder in ein Kloster geschickt werden. Hermia flieht deshalb mit Lysander in den Wald, gesucht von Demetrius, hinter dem wiederum Hermias Freundin Helena (Katja Brenner) herirrt.

[Lysander (Konstantin Moreth) versucht, seine Angebetete Hermia zu trösten.]



Oberon, der Elfenkönig (als zweite Rolle von Werner Haindl), liegt im Eifersuchtsstreit mit seiner Gattin Titania (ebenfalls in Doppelrolle besetzt: Andrea Seitz). Um sie zu bestrafen, lässt er sich von Puck (Stephan Lewetz, der auch den Herzogsdiener Philostrat spielt), einem Elf, eine Wunderblume bringen: Wird ihr Saft auf die Augen eines Schlafenden geträufelt, so verliebt er sich in jene Kreatur, die er nach dem Erwachen zuerst erblickt. Mit diesem Zaubersatz verwirrt Puck die beiden Menschenpaare derart, dass nun Lysander Helena mit seiner Liebe verfolgt, schließlich auch Demetrius, während die vorher von beiden umworbene Hermia leer ausgeht.

[Demetrius (Armin Schlagwein) buhlt um Hermia (linkes Bild). Die muss Helena (Katja Brenner) trösten - sie durchleidet die Qualen der unerfüllten Liebe.]



In einer Waldlichtung, wo Titania schläft, proben Handwerker das Stück "Pyramus und Thisbe", um es bei der Hochzeit am Hof vorzuführen. Squenz (Joachim Bauer) verteilt die Rollen, was nicht bei allen sofort auf Zustimmung stößt. Zettel (Markus Fennert, brillant in seiner Rolle) möchte lieber eine aktionsreicher Rolle haben und nicht unbedingt den Pyramus spielen. Der nämlich verehrt Thisbe, die der Handwerker Flaut (Jörg Witte – der in der Zweitrolle als Elfe auftritt und dabei sehr zur Erheiterung des Publikums beiträgt) spielen soll. Schnock (Sebastian Sash) wird als Löwe auserkoren und muss zudem noch die Mauerwand mit dem kleinen Spalt spielen.

[Der Herzog spricht ein Machtwort. Auch hier wird die geniale Bühnengestaltung in Form des schrägen Podestes deutlich.]



Während der Proben im Wald zaubert Puck dem Weber Zettel einen Eselskopf an, in den sich die ebenfalls mit der Wunderblume behandelte Elfenkönigin nach dem Erwachen verliebt. Puck verleiht dem Esel-Zettel dann auch sehr sichtbare Potenz. Das Verwirrspiel nimmt ein Ende: im Schlafe werden die Verwirrten durch Oberon und Puck von der Verzauberung erlöst - außer Demetrius, der sich deshalb jetzt in Helena verliebt. So gibt es drei Paare: Theseus und Hippolyta, Lysander und Hermia, Demetrius und Helena. Oberon und Titania. Wieder versöhnt, feiern sie ausgiebigst Hochzeit und die Handwerker führen ihr Spiel auf.

[Die Handwerker bereiten ihr Stück "Pyramus und Thisbe" vor. Zettel (Markus Fennert) ist voller Begeisterung dabei und möchte doch lieber eine etwas kämpferische Rolle.]



Das einfältige Spiel macht den Brautpaaren viel Spaß. Danach gehen alle zu Bette und Puck spricht seinen berühmten Monolog: Wenn wir Schatten euch beleidigt,/ denkt nur dies - und wohl verteidigt / sind wir dann. Ihr alle schier / habet nur geschlummert hier / und geschaut in Nachtgesichten / eures eignes Hirnes Dichten. / Wollt ihr diesen Kindertand, / der wie leere Träume schwand, / werte Herrn, nicht gar verschmähn, / sollt ihr bald was Bessres sehn. / Da ich Puck und ehrlich bin, / nehmen wir euren Dank jetzt hin, / wenn wir bösen Schlangenzi-schen / damit glücklich könn' entwischen. / Sonst will Puck ein Lügner sein! / Nun gut Nacht! - Doch haltet ein: / Klatscht erst Beifall unserm Stück! / Dann bringt Puck euch nichts als Glück.

[Hermia vertraut Helena an, dass sie flüchten will, die dieses Wissen anschließend nutzt, um bei Demetrius in einem guten Licht zu stehen.]



Der Beifall fiel so auch entsprechend aus. Eine lebendige Komödie mit hervorragenden Schauspielern. Der ausgeprägt lyrische Stil des Stückes ausgezeichnet umgesetzt. Shakespeare hat in seinem Stück "Ein Sommernachtstraum" einiges mit anderen Stücken verknüpft - etwa das Motiv des "Spiels im Spiel" aus "Der Widerspenstigen Zähmung" oder auch die Gestalten des wankelmütigen Liebhabers und der verlassenen Geliebten aus "Zwei Herren aus Verona". William Shakespeare lebte von 1564 bis 1616. Zu seinen berühmtesten Bühnenwerken zählen "Romeo und Julia", "Hamlet", "Ein Sommernachtstraum", "Macbeth", "Viel Lärm um Nichts", "Julius Cäsar" und viele mehr.

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