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"Tour der Hoffnung": Kein Geld für das Kreiskrankenhaus

sl; 18. Apr 2002, 15:19 Uhr
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"Tour der Hoffnung": Kein Geld für das Kreiskrankenhaus

sl; 18. Apr 2002, 15:19 Uhr
(sl/18.4.2002-14:25) Von Simone Liebelt
Oberberg – Gestern Abend wurde bekannt, dass das Kreiskrankenhaus Gummersbach die zugesprochenen 50.000 Euro nicht bekommt. Diese gehen jetzt an den Elternverein "Oberbergische Krebs-Krankenhilfe für Kinder und Erwachsene".
[Archivbild: Mengedoht --- Der Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses, Joachim Finklenberg, hatte den Organisatoren der "Tour der Hoffnung" aus Gießen empfohlen, die Spendengelder an den oberbergischen Selbsthilfeverein zu geben.]



Die "Tour der Hoffnung", die am 15. August durch das Oberbergische rollt, hat dem Kreiskrankenhaus Gummersbach wirklich Hoffnung gemacht. Die Organisatoren hatten der dortigen Kinderkrebsstation einen Betrag von 50.000 Euro zugesprochen. Doch die sind jetzt weg. Grund: Es gibt immer noch keinen neuen Chefarzt auf der Station. Und das zwei Jahre nach dem Weggang von Dr. Valentin Gerein. Aber es kam noch mehr heraus: Vor einigen Wochen hatte eine Oberärztin aus Gießen - hier wurde die Tour gegründet - eigentlich zugesagt. Doch aus nicht bekannten Gründen hatte sie in der vergangenen Woche ihre Zusage zurück gezogen.



Aber der Initiator der Tour, Prof. Dr. Fritz Lampert, Kinderonkologe in Gießen, wollte, dass die Spendengelder den Kindern vor Ort zu Gute kommen. Und in Oberberg gibt es bekanntlich einen Elternverein, der sich um krebskranke Kinder und ihre Familien kümmert. Es handelt sich um die "Oberbergische Krebs-Krankenhilfe für Kinder und Erwachsene", die in Wiehl-Oberbantenberg ihren Sitz hat. Vorsitzende Gerlinde Ruf: "Wir freuen uns natürlich riesig über die Spende. Aber eine Kinderkrebsstation in Gummersbach hätte den Eltern mehr geholfen."



Aber wie kam es dazu? In einer Pressekonferenz am Dienstag, bei der die Tour vorgestellt wurde, hatte eine Journalistin den stellvertretenden Geschäftsführer des Krankenhauses, Wolfgang Brodesser, nach potentiellen Bewerbern gefragt. Dieser meinte, bis jetzt sei noch keine gefunden, aber er gehe davon aus, dass bis Tourbeginn die Chefarztstelle besetzt sei. Es fiel kein Wort über die Absage aus Gießen.



"Das hat den Stein ins Rollen gebracht", erklärte die Pressebauftragte der Tour, Martina Rech-Mumme auf Anfrage. "Da sind wir natürlich stutzig geworden. Schließlich hatte Prof. Lampert erzählt, dass die Station neu aufgebaut werden sollte, und eine Ärztin aus Gießen dort arbeiten würde." Somit schwebe die Onkologie in der Luft. Aber es sei den Organisatoren wichtig gewesen, dass das Geld krebskranken Kindern vor Ort zu Gute komme. Deshalb bekommt der Verein jetzt die Unterstützung. Der Geschäftsführer der Kreiskrankenhauses, Joachim Finklenberg, hatte dem Organisationsleiter Gerhard Becker die Empfehlung gegeben, die Spende an den Selbsthilfeverein zu geben.



Ruf zeigte sich sehr überrascht: "Wir haben erst aus der Zeitung von der Tour erfahren. Bei mir hat das Telefon gestern nicht mehr stillgestanden." Ebenfalls überrascht war sie, als sie erfuhr, dass sie die zugesprochenen Gelder bekommen sollen. Aber trotz der kurzen Zeit seit Bekanntwerden ist das Geld schon verplant: "Als erstes sollen betroffene Familien eine Soforthilfe bekommen, so wie wir es immer tun, wenn Spenden kommen. Zum anderen soll das Geld als Grundstock für eine Ferienaktion dienen." An der Nord- oder Ostsee möchte der Verein ein Haus kaufen, um Eltern und Kindern einen Urlaub zu ermöglichen. Ruf: "Schade, dass es in Gummersbach keine Station mehr gibt. Unsere Arbeit, Familien ortsnah Hilfe anzubieten, ist kaputt. Jetzt werden die Familien wieder auseinander gerissen."



Für die Vorsitzende steht eins jedenfalls fest: Nach Gummersbach wird kein Chefarzt mehr kommen. Hier sei es einfach viel zu klein. "Wenn ein Arzt in einem onkologischen Zentrum für Kinder mit vielen Betten arbeitet, wird er bestimmt nicht hierher kommen. Doch es haben schon so viele Bewerber abgesagt. Wer soll denn jetzt noch kommen?" Die "Tour der Hoffnung" – Eine Tour, die nicht nur Hoffnung, sondern auch Zweifel und Hoffnungslosigkeit bringt?

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