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Alles war drin - von Swing bis Ellington

vma; 2. Sep 2002, 22:51 Uhr
Oberberg Aktuell
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Alles war drin - von Swing bis Ellington

vma; 2. Sep 2002, 22:51 Uhr
(vma/25.2.2002-21:25) Von Vera Marzinski
Gummersbach - Zufrieden zeigten sich die Organisatoren über das 6."Jazz-Meeting-Oberberg", das auch am Samstag und Sonntag im Bruno-Goller Haus überzeugte.

[Bilder: Vera Marzinski (6), Oliver Mengedoht (9) --- "Groove Connection feat. Nippy Noya" bot eine animierende Melange aus straightem Swing, Up tempo und Latin-Einfluss in moderner Gestalt.]



Das Konzept sei wieder aufgegangen und das abwechslungsreiche Programm habe ihm persönlich sehr gut gefallen, so Stefan Heidtmann in seinem Resümee. Bestimmte Kombinationen haben da besonders gefruchtet. So bestimmte die wetterbedingte Umstellung am Freitag Abend eine gelungenere Konstellation als geplant und der Samstag verquickte zwei vollkommen unterschiedliche Sequenzen zu einem genialen Ganzen.



Da gab es zunächst "Jump" und "Money, Money, Money" im Swing-Gewand und das rasend schnell: "Swinger Club". Hinter der etwas missverständlichen Bandbezeichnung steckt eine heiße Band aus Köln, die Welthits als Jazz spielt. Drei hochkarätige und riesengroße (alle über 193 Zentimeter Leibesgröße) Jazzgranaten spielen auf Orgel, (Kontra-)Bass und Schlagzeug alles, was sich besonders schlecht eignet, um als Jazz durch zu gehen. Der Titel sagt schon alles: Drei junge Herren aus Köln spielen ein bunt gemischtes Repertoire von älteren Hits - von "Summer In The City" über "Highway to hell" bis zum Star Wars-Thema.

["Vielsaitiger" Gitarrist, der neben Jazz- Blues- und Fusion-Projekten auch als Studiomusiker und bei Musicalinszenierungen begeistert: Manuel Marcos.]



Manfred Bestgen versprach: "Der Spaßfaktor wird hoch sein" und lag damit goldrichtig. In Ultra-Geschwindigkeit auf der Autobahn des Hyper-Swing ließen sich die drei – Andreas Hirschmann (Orgel), Jan von Polheim (Double-Bass) und Martell Beigang (Drums) – kaum Zeit zum Verschnaufen. Enttäuscht waren sie vom Publikum, die sich etwas schwer taten mit der Quizeinlage nach acht Takten das nächste Lied zu erkennen. Vielleicht waren die Oberberger einfach nur zu schüchtern.



"Daddy Cool" und "Fly robin fly", in ganz neuem Gewand mit der improvisierten Musik des "Swinger Club". Ein Relikt aus den 80er Jahren präsentiert Andreas Hirschmann: Das Stylophon. Eine Zuschauerin wagt es sogar, ein paar Töne darauf zu produzieren und Hirschmann ist ganz begeistert. Jan van Polheim erklärt dazu dem Publikum im Bruno-Goller-Haus, dass dieses alte Musikinstrument der Grund dafür sei, dass Hirschmann zwischenzeitlich fast hinter seiner Orgel verschwinde. Sehr interessante Musik fabrizieren die Drei, die seit 1999 als Orgeltrio unterwegs sind und manchmal singen sie auch, aber immer nur soviel, dass man das Stück gerade so erkennen kann.

[Wolfgang Ohndorf (Bass), Stephan Aschenbrenner (Sax)und Matthias Rumpf (Drums) vermittelten mit Peter Ortmann am Piano einen Einblick in die Musik von Thelonius Monk am Sonntag.]



Zwar auch mit Orgel, aber vollkommen anders anschließend die "Groove Connection feat. Nippy Noya". Seit Sommer 2000 existiert diese Kölner Formation um den Tenorsaxophonisten George Tjong-Ayong, der auch beim Quintett "Daphne", beim "Stefan-Heidtmann-Quartett" sowie beim "André Nendza Septet" spielt. Die Musik der "Groove Connection" - eine animierende Melange aus straightem Swing, Up tempo und Latin-Einfluss in moderner Gestalt. Sehr groove betonter Modern Jazz mit speziellem Orgelsound boten sie den Gästen im Bruno-Goller Haus.

[Bernt Laukamp (Posaune) wohnt schon sehr lange im Bergischen, ist Mitglied der international hoch angesehenen WDR Big Band Köln und vieles mehr.]



An der Orgel Christoph Schlüssel, der die Mischung mit recht ausgewogener Mischung aus Spannung und Entspannung umsetzte. Die Geschichte der Jazzorgel muss einfach auch im 21. Jahrhundert fortgeschrieben werden, wenn man so etwas hört. Markus Rieck (Drums) und Fritz Roppel (Bass) runden die Band zu einem groovenden Connection ab. Special Guest der „Groove Connection“ - Percussionist Nippy Noya. Seine Freude an der Musik war nicht zu übersehen. Ob als Teil der Band oder in seinen einfallsreichen Soli – immer wieder trieb der die Musik voran und wusste zu überzeugen, mit Rhythmus und Ausstrahlung.



Nippy Noya stammt aus Sulawesi-Indonesien und ist der Sohn eines japanischen Taiko-Schlagzeugers. Im Alter von zehn Jahren begann er, Schlagzeug zu spielen. 1968 zog er in die multikulturelle Stadt Amsterdam in Holland und wurde professioneller Percussionspieler zu werden. Er spielte mit und für Künstler wie Peter Herbolzheimer, John Mc-Laughlin, Jan Akkerman, Stan Getz sowohl auf der Bühne als auch im Fernsehen. Er begleitete Tourneen von Größen wie Eric Burdon, Billy Cobham, Chaka Khan und Herbert Grönemeyer. Mittlerweile ist er selber einer der Großen im Musikgeschäft und gibt seit 1983 sein Wissen in Workshops weiter. Gemeinsam mit der „Groove Connection“ präsentierte Nippy Noya Stücke von Ham-mond-Organist Larry Goldings und dem Gitarrenvirtuoso John Scofield - einem Aus-nahmemusikers, der auch als Meister der musikalischen Schizophrenie bekannt ist - aber auch das „She is shy“ von George Tjong-Ayong. Der Tenor-Saxophonist beeindruckte mit seinem Spiel

[Special Guest der „Groove Connection“ - Percussionist Nippy Noya - seine Freude an der Musik war nicht zu übersehen. Tenorsaxophonist George Tjong-Ayong überzeugte einmal mehr mit seinem brillanten Spiel.]



Die Musik des Jazzpianisten und Band-Leaders Thelonious Monk (1917-1982) präsentierte das Stephan Aschenbrenner Quartett als "Tribute To Tritonus ­- The Music Of Thelonius Monk". Besonders angetan hatte Bandleader Stephan Aschenbrenner "Hackensack", ein sehr flottes Stück. Obwohl er danach "Rhythm’A’Ning" mit: "jetzt wird es flott" ankündigte. Die vier Musiker – Stephan Aschenbrenenr (Saxophon), Peter Ortmann (Piano), Wolfgang Ohndorf (Kontrabass) und Matthias Rumpf (Drums) – boten weniger Soli, die jedoch immer in vortrefflicher Weise gespielt wurden, dafür jedoch mehr Stücke, um dem Publikum einen Einblick in das Schaffen von Thelonious "Sphere" Monk geben zu können.



Monk, einer der bekanntesten amerikanischen Jazz-Musiker der Nachkriegszeit, galt als einer der Schöpfer des Bebop, der den Swing der 30er Jahre ablöste. Monks Lebenswerk von über 50 Kompositionen ist eine Reihe von krassen Schnappschüssen seines Lebens in New York. Die Wiedergaben durch harte Stakkati, verschobene Akzente und harmonieferne Ergänzungstöne ironisch gegen den Strich - ein raffiniertes Verfahren, setzte auch das "Stephan Aschenbrenner Quartett" gekonnt um. Besonders bei „Brillant Corners“ war dies zu hören. Wolfgang Ohndorf erklärte dem Publikum, dass dieses Stück im Original am Schneidetisch fertig geworden sei, da es aus so vielen unterschiedlichen Taktteilen bestehen würde. Ob der Blues "Bolivar Blues" oder die Ballade "Ruby, my dear" – eine exzellente Darbietung von vier hervorragenden Musikern.

[Die Musik des Jazzpianisten und Band-Leaders Thelonious Monk präsentierte das Stephan Aschenbrenner Quartett als "Tribute To Tritonus - ­The Music Of Thelonius Monk".]



Abwechslungsreich hatte sich das "Jazz-Meeting-Oberberg" im Jahr 2002 von Anfang an gezeigt, so musste es auch mit einem weiteren Highlight enden. "Beer, Wine & Tears feat. Bernt Laukamp & Manuel Marcos". Keine Musiker mit Wein, Bier und feuchten Augen – der Name bezöge sich auf Bier wie Dieter Bierkämper (Drums) und Wein wie Tobias Weindorf (Keyboard), erklärte Bernt Laukamp. Mit Manuel Marcos ergänzte er die Band zu einem Quintett. Bernt Laukamp (Posaune) wohnt schon sehr lange im Bergischen, ist Mitglied der international hoch angesehenen WDR Big Band Köln und vieles mehr. Beim Jazz-Meeting Oberberg mischt er immer wieder mal mit, so 1999 mit der Oberberg-Big-Band.

["Daddy Cool" und "Fly robin fly", in ganz neuem Gewand mit der improvisierten Musik des "Swinger Club" - Andreas Hirschmann (Orgel), Martell Beigang (Drums) und Jan von Polheim (Double Bass).]



Manuel Marcos, Gitarre - wohnt auch im Bergischen, ist ein "vielsaitiger" Gitarrist, der neben Jazz- Blues- und Fusion-Projekten auch als Studiomusiker und bei Musicalinszenierungen mitwirkt. Seine Gitarrenläufe machen jedes Stück zu einem besonderen Genuss. Auch ein alter Hase in Sachen Musik ist Dieter Bierkämper, der Schlagzeug am Konservatorium in Dortmund studierte und in den letzten drei Jahrzehnten in vielen Formationen der verschiedensten Stilrichtungen mitgewirkte. Zwei Preisträge des Landeswettbewerbes "Jugend jazzt 2001" vervollkommnen das Ganze: Tobias Weindorf (Key-boards) - studiert Jazzklavier an der Musikhochschule Köln bei Prof. John Taylor- und Markus Braun (Bass) - langjähriger Bassist der Wipperfürther Big Band "Big Stuff". Das klingende Resultat bestätigt: Bei dieser Zusammensetzung stimmt die Chemie.

["Beer, Wine & Tears" mit Dieter Bierkämper (Drums), Markus Braun (Bass) und Tobias Weindorf (Keyboard).]



Die Chemie stimmte auch in der Zusammensetzung der Titel: von Stanley Clarkes "Quiet Afternoon" über Gershwins "Summertime", John Scofields "She is so lucky" bis zu Ellingtons "Do nothing till you hear from me". Zu den intrumentalen "Stimmen" kam der Gesang von Bernt Laukamp, wie bei der Ballade "New York, state of mind". Zum guten Schluss gab es für die wenigen Sonntag Abend Gäste noch etwas zum innerlichen Aufwärmen mit Sonny Rollins "St. Thomas", dass den Schnee draußen vergessen ließ und an warme Gefilde erinnerte.



Auch im nächsten Jahr soll es wieder weitergehen – soweit die alten und eventuell auch neue Sponsoren das "Jazz-Meeting-Oberberg" unterstützen, so Stefan Heidtmann. Denn Ideen sind schon da, aber verraten wurde noch nichts. Eventuell könne auch ein Matinee in Erwägung gezogen werden. Beim Start vor fünf Jahren sei es wichtig gewesen, hauptsächlich oberbergische Musiker zu gewinnen. Dies habe sich etwas geöffnet, um nicht allzu viele Wiederholungen zu bringen. Unterrepräsentiert sind die Frauen, dazu Heidtmann: "Wenn man nicht direkt Sängerinnen featured ist das sehr schwierig", dennoch sei da durchaus etwas in Planung. Der Wunsch nach mehr Zuschauern sei natürlich da, aber unterm Strich sei der Durchschnitt doch stimmig, so Heidtmann. Also können sich die Jazzfreunde gespannt auf das 7. "Jazz-Meeting-Oberberg" im Jahr 2003 freuen, zu dem Manfred Bestgen und Stefan Heidtmann sicherlich wieder interessante Besetzungen einladen werden.

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