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Sommer, Sonne – aber auch im Freizeitlook ins Büro?

bd; 23. Jul 2013, 13:40 Uhr
Bilder: Fenja Jansen --- (v.li.) Jascha Baumert, zuständig für die Bürgerkommunikation bei der Stadt Gummersbach, und Ozan Satiroglu von der Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt legen auch bei knapp dreißig Grad Wert auf ein adäquates Auftreten.
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Sommer, Sonne – aber auch im Freizeitlook ins Büro?

bd; 23. Jul 2013, 13:40 Uhr
Oberberg - Der Sommer ist heiß und wir schwitzen alle kräftig - Doch der Wassereimer im Büro, in dem wir unsere Füße kühlen, ist ebenso tabu wie mancher allzu legere Freizeit-Look - Oberberg-Aktuell gibt Tipps zum Sommer-Knigge auf der Arbeit.
Von Benita Daube

Da hilft kein Murren, aber wenn es schon sein muss, dann wenigstens in kurzen Hosen und mit T-Shirt ins Büro. Und dort erst einmal die Fenster auf. So denken viele. Doch Vorsicht! Trotz tropischer Temperaturen gilt es, die Etikette zu wahren. Experten raten, sich genau zu überlegen, was man zur Arbeit anzieht und wie man sich bei großer Hitze dort verhalten sollte. Auch wenn die Sonne brennt, gewisse Dinge sind im Büro verpönt. Sich möglichst freizügig anzuziehen, ist in den meisten Fällen keine gute Idee. Spaghetti-Top und Bermudas sind dabei ebenso nicht gern gesehen wie Minirock und ein tiefes Dekolleté, denn diese Kleiderauswahl untergräbt nach Ansicht von Experten schnell die professionellen Kompetenzen. Flipflops sind, je nachdem welche Modezeitschrift man befragt, mal angesagt, mal sollten sie lieber im Schrank verschwinden. Am Arbeitsplatz sind sie jedenfalls nicht gern gesehen.

Generell wird offenes Schuhwerk mehrheitlich nur geduldet und dort, wo Schutzkleidung getragen werden muss, ist es natürlich nicht nur eine Frage des Geschmacks. „Bei uns gibt es trotz einigen Überlegungen keinen offiziellen Dresscode“, erklärt Siegfried Frank, Sprecher der Stadt Gummersbach, „solange Sitte und Anstand gewahrt werden, darf jeder so wie er will zur Arbeit erscheinen“. Fällt der jeweilige Mitarbeiter dem Vorgesetzten allerdings negativ auf, kann dies zu einer Abmahnung oder im extremsten Falle sogar zur Kündigung des Arbeitsverhältnisses führen, erklärt Michael Strombach von der Kanzlei Fincke Rechtsanwälte in Bergneustadt. „Natürlich kommt es auch immer darauf an, wo man arbeitet“, so der Anwalt.

Je nach Beruf, ist eine Kleiderordnung unumgänglich - so beispielsweise bei der Polizei. Sommerhemden gehören hier zwar zur Uniform dazu, doch die lange Hose ist ein Muss im Wagen mit Klimaanlage. Ins Büro dürfen die Beamten allerdings in Zivilkleidung kommen, was bei etwa 27 Grad aber auch verständlich ist. Banken wie zum Beispiel die Volksbank Oberberg in Wiehl und die Sparkasse Gummersbach/Bergneustadt sehen ihre Mitarbeiter gern in seriösem Outfit: „In unserem Geschäft legen wir Wert auf adäquate Kleidung“, betont Udo Wiesener von der Sparkasse. „Zu unseren Qualitätsstandards zählt unter anderem auch das Auftreten“, fügte André Grube, hinzu „in unseren Geschäftsstellen ziehen die Mitarbeiter allerdings bei solch einem Wetter schon einmal den Schlips aus, wofür die Kunden durchaus Verständnis haben.“


In der Volksbank tragen die Herren kurzärmlige Hemden. „Krawatten dürfen sie weglassen, die meisten behalten sie aber trotzdem an“, berichtete Martina Koch von der Volksbank Oberberg. „Hier sind die Frauen im Vorteil: Sie tragen luftige Kleider oder Röcke.“ Natürlich hat die Volksbank auch gewisse Standards: „Unsere Angestellten kleiden sich gepflegt, sauber und ordentlich“, betonte Koch. Generell gilt: Wer es gern ein bisschen kühler mag, sollte statt auf kurze Hosen und tiefe Ausschnitte lieber auf luftige, lange Bekleidung setzen. „Das Material macht’s“, lautet hier die Devise; locker sitzende Kleidung aus Leinen, Baumwolle oder Viskose verspricht bequemen Tragekomfort ohne nachlässig zu wirken. Ein Zweithemd oder eine Zweitbluse darf an solchen Tagen gerne mit ins Büro genommen werden wie auch das Deo, das als Schweißstopper unangenehmen Geruch vermeidet.

Besonders im Sommer steht Eis bei den meisten Menschen hoch im Kurs. Doch wenn Vanille auf die Tastatur tropft oder Schokolade trotz Kundentermin auf dem Hemd klebt, wird der Chef weniger begeistert sein. Also, das eisige Vergnügen lieber mit Vorsicht genießen und auf die Pause verschieben - gerne auch mit Kollegen, die sich sicher freuen werden, wenn sie zu einem Eis in den Pausenhof eingeladen werden. Gegen ein Eis im Büro und in den Mitarbeiterräumen hat auch bei der Volksbank Oberberg und der Sparkasse niemand etwas einzuwenden.

Auch was das Raumklima angeht ist im Büro Kommunikation wichtig. Jeder Mensch hat ein anderes Temperaturempfinden. Gerade beim Einsatz von Klimaanlagen in Großraumbüros müssen Kompromisse geschlossen werden, damit weder Hitzschlag noch Erkältung die Büroräume leer fegen. Wer gern bei offenem Fenster arbeitet oder den Ventilator auf die höchste Stufe stellt, sollte immer darauf achten, dass er bei den Kollegen keinen Blättersturm und noch dazu einen Konflikt auslöst. Etwaiges ist im Gummersbacher Rathaus allerdings noch nicht geschehen: „Bei so einem Wetter leiden wir zusammen“, meint Frank scherzhaft.

Bei der Volksbank werden Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Raumtemperatur unter den Kollegen selbst geklärt. Die Sparkasse kann mit einer modernen und energiesparenden Lüftungsanlage aufwarten. In den Büroräumen herrschen damit Temperaturen von 25 Grad. Erleichterung kann nach Ansicht von Experten in Räumen ohne Klimaanlagen schon mit einem Handgriff verschafft werden. Wer als Erster im Büro erscheint, sollte alle Fenster weit aufreißen, um die abgestandene Luft zu vertreiben. Des Weiteren sollten Computer, Kaffeemaschinen & Co. nur bei Bedarf eingeschaltet werden. Das spart nicht nur Energie und Kosten, sondern wirkt sich auch positiv auf die Thermik aus.

Zwar war Hitzefrei zu Schulzeiten der Hit, im Büroalltag bleibt es zumeist eher ein unerfüllter Traum. Doch zu Hause bleiben ist keine gute Lösung. Allerdings helfen zuweilen auch ganz praktische Lösungen. Möglich, dass der Chef einer Arbeitsverlagerung ins heimische Büro zustimmt. Auch ein früherer Feierabend ist durchaus drin. Bei der Volksbank sind solche variablen Arbeitszeiten bereits möglich; vorausgesetzt natürlich, dass der Kundendienst dadurch nicht eingeschränkt wird. „Im Rathaus ergreifen manche Angestellten die Möglichkeit und fangen morgens möglichst früh an, um bis um etwa 16 Uhr alles erledigt zu haben“, zeigte Frank eine günstige Alternative zum nachmittäglichen Schwitzen im Büro auf.

„Bei gewissen Raumtemperaturen ist eine Beschäftigung auch rechtlich nicht mehr zulässig“, so Strombach - Kindheitsträume dürften bei extremen Verhältnissen also doch in Erfüllung gehen können: Werden Temperaturen von 26 Grad langzeitig überschritten, darf der Schreibtisch vorzeitig geräumt werden, ergänzt der Engelskirchener Rechtsanwalt Reinhold Müller.
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