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Die „Eye-Tracker“ sehen alles

tk; 30. Jun 2012, 12:50 Uhr
Bilder: Tillmann Koll --- Die „Eye-Tracker“ der Fachhochschule Gummersbach zusammen mit ihren Kollegen aus Wien.
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Die „Eye-Tracker“ sehen alles

tk; 30. Jun 2012, 12:50 Uhr
Gummersbach – An der Fachhochschule beschäftigt sich das „Usability Studio“ mit Eye-Tracking, einem Verfahren zur genauen Analyse der Augenbewegung.
Von Tillmann Koll

Wer im Internet surft, trifft Entscheidungen oftmals in Sekunden. Die Elemente einer Seite werden mit den ersten Blicken überflogen – es entsteht sehr schnell ein Gesamteindruck. Erschließt sich der Inhalt oder die Botschaft nicht sofort, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Seite verlassen und nie wieder angeklickt wird. Dessen ist sich das Team vom „Usability Studio“ der Fachhochschule Gummersbach bewusst. Prof. Dr. Heinrich Klocke, Jasmina Duratovic und Arash und Roozbeh Faroughi können mithilfe von „Eye-Tracking“ diesen Prozess nachvollziehen.


[Die Eye-Tracking-Brille ist mit Kameras ausgestattet – mithilfe von Infrarotbildern werden die Pupillenbewegungen aufgezeichnet.]

Eye-Tracking ist im Prinzip nichts weiter, als zu erkennen, wann eine Person wohin schaut. Ganz so einfach wie es klingt, ist es allerdings nicht. Das mobile (Eye-Tracking-Brille) und das stationäre Gerät, auf die in der FH zurückgegriffen werden kann, zeichnen mit Kameras die Pupillenbewegungen auf. Nach einer einleitenden Kalibrierung kann das Team dann genau erkennen, wie die Blickwege der Testperson sind. Der Prozess wird darüber hinaus aufgezeichnet und kann wiedergegeben werden. Verschiedene Visualisierungen verdeutlichen, was angeschaut wurde und was nicht sowie in welcher Reihenfolge und Frequenz Punkte fixiert wurden.

Eine klassische Anwendung des Eye-Trackings ist, die Interaktion eines Benutzers mit dem Computer zu analysieren: Verschiedene Probanden werden angewiesen, Aufgaben am PC zu lösen. Durch das Eye-Tracking wird dann klar, was die Testperson überfliegt oder was sie genauer liest, welche Elemente gar keine Beachtung finden und wo sich „Eye-Catcher“ befinden. Zur Steigerung der Effizienz können dann Anpassungs- und Verbesserungsempfehlungen ausgesprochen werden. „Das ist vor allem für den Marketingbereich wichtig“, meint Arash Faroughi, „Plakate, Werbung und Websites können effektiver werden und dadurch mehr Umsatz erzielen.“

[Das Eye-Tracking kann simultan nachvollzogen werden – oder später per Aufzeichnung in verschiedenen Visualisierungen analysiert werden.]

Das Interesse für die Handlungsempfehlungen der „Eye-Tracker“ ist gegeben.  Schon bei einigen Firmen führten die Wissenschaftler unterschiedlich umfangreiche Tests durch. „Unsere Priorität ist allerdings das Vermitteln der Methodik an unsere Studenten“, so Heinrich Klocke. Trotzdem ist das Angebot der FH Gummersbach mittlerweile bekannt geworden. So sehr, dass Kollegen aus Wien darauf aufmerksam wurden. Auch in der FH Technikum Wien wird sich mit „Eye-Tracking“ beschäftigt.

Benedikt Salzbrunn, Leiter des dortigen Kompetenzteams „Usability von IT“, kann sich einen Austausch der Lehrenden ebenso wie Studierenden mit Gummersbach durchaus vorstellen. „Wir werden in Zukunft schauen, wo man gut zusammenarbeiten und ein Wissensaustausch stattfinden kann“, so Salzbrunn. Auf das Team um Prof. Dr. Klocke kommt auf jeden Fall eine Menge Arbeit zu, denn zumindest im Online-Marketing der Zukunft könnte eine Optimierung durch Eye-Tracking zu einem immensen Vorteil oder sogar einer Unerlässlichkeit werden. Denn da heißt es: „Die Konkurrenz ist nur einen Klick weit entfernt.“
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