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Brauhaus kommt im Sommer 2002 - Pächter beteiligt sich mit 1.65 Millionen DM

sl; 21. Aug 2001, 17:26 Uhr
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Brauhaus kommt im Sommer 2002 - Pächter beteiligt sich mit 1.65 Millionen DM

sl; 21. Aug 2001, 17:26 Uhr
(sl/21.8.2001-16:15) Von Simone Liebelt
Gummersbach - Die Stadt hat heute Morgen die Umbaumaßnahmen für das Brauhaus vorgestellt: Die Eröffnung wird für den Sommer nächsten Jahres angestrebt.

[Bilder: Oliver Mengedoht --- Heute wurden die Umbaumaßnahmen für das Brauhaus von Bürgermeister Schmitz (2.v.r.), Pächter Mehl (r.) und Vertretern der Entwicklungsgesellschaft (l.) vorgestellt.]



"Die Verträge sind in der Vorbereitung. Aber die Unterzeichnung ist nur noch eine Formsache", so Bürgermeister Paul-Gerhard Schmitz. Im Sommer nächsten Jahres soll es dann soweit sein: Das Gummersbacher Brauhaus soll eröffnen. Doch dafür muss erst einmal renoviert, um- und angebaut werden.



"Im Keller des ehemaligen LZB-Sitzes wird ein Großteil der Brauerei untergebracht. Das Herzstück einer Brauerei, das Sudwerk, wird im Gasthaus untergebracht", erklärte Volker Müller von der Gummersbacher Entwicklungsgesellschaft. Grund dafür sei laut Pächter Jörg Mehl dass die Besucher bei der Herstellung des Bieres zuschauen können und sich somit besser mit dem Bier identifizieren könnten.



"Wenn die Gummersbacher wollen, brauen wir auch ein Kölsch"



Gebraut werden sollen verschiedene Biersorten, die durch Saisonbiere ergänzt werden. Mehl: "Wir werden ein helles Pils und ein dunkles Bier brauen. Hinzu kommen verschiedene Saisonbiere wie zum Beispiel Bock-, Weizen- oder Weihnachtsbier. Wenn es die Gummersbacher wollen, können wir auch ein Kölsch brauen." Mehl will einen Betrag von rund 1,65 Millionen Mark investieren, um die Brauereieinrichtung zu kaufen. "Es wird die zur Zeit modernste Anlage Deutschlands intalliert, und die ist nicht gerade billig."



Im Gebäude selber werden einige Umbauarbeiten nötig sein. "Es muss ein neues Treppenhaus gebaut werden, da das vorhandene nicht gehalten werden kann", erklärte Müller. Der Innenhof soll mit Glas überdacht werden. Die Seite, die zum Parkplatz geht, wird eine Glasfront werden.



Dadruch entstehe eine zusätzliche Fläche, die aber durch das angrenzende Gebäude und den Grundiss des eigentlichen Gebäudes begrenzt ist. "Es entsteht sowas wie ein Wintergarten. Dort wird das Sudwerk untergebracht. Die Besucher, die sich im oberen Stockwerk aufhalten, haben die Möglichkeit, direkt in den Raum schauen zu können. So kann jeder jeden angucken", so Müller weiter. "Das Brauhaus ist ein Treffpunkt und ein Kommunikationsort. Daher kommt uns dieser Raum sehr zugute", bestättigte Mehl die Überlegungen.

[Das Brauhaus wird seine Fassade nicht ändern (linkes Bild), da sie unter Denkmalschutz steht; dafür wird aber im und hinterm Haus einiges getan.]



Das Brauhaus soll von 500 bis 1.000 Menschen pro Tag besucht werden. Mehl: "In den anderen Brauhäusern haben wir die Erfahrung gemacht, dass viele Leute kommen und sich bestimmte Tage herausfiltern, an denen das Brauhaus sehr stark besucht ist." Die Hindenburgstraße sei ein idealer Standort, da auch Außengastronomie betrieben werden kann.



"Es fehlt ein 'Szene-Lokal' mit Biergartenatmosphäre"



Bürgermeister Schmitz zog auch nur Positives aus dem Vohaben. Die Gummersbache Innenstadt müsse noch attraktiver gemacht werden. Immerhin sei sie Mittelpunkt für 150.000 bis 180.000 Einwohner. "Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die Innenstadt neben der Stellung als bedeutender Einkaufs- und Dienstleistungsbereich eine Qualität als Freizeit- und Erlebniswelt gewinnt", machte Schmitz deutlich. Nun sei es entscheidend, nicht nur die Gestaltungsquälität zu verbessern, sondern auch die Besucher dazu zu animieren, noch länger in der Kreisstadt zu bleiben. Auch die Außengastronomie spiele eine große Rolle. "Es gibt viele Cafés und Eiscafés. Aber es fehlt ein 'Szene-Lokal' mit Biergartenatmosphäre", erklärte der Bürgermeister weiter.



Für den Arbeitsmarkt sah Mehl auch einen Vorteil: "Wir haben 364 Tage im Jahr geöffnet. Nur Neujahr, da haben wir zu. Gearbeitet wird von morgens elf bis abends zwölf Uhr. Das heißt, dass wir zwei Schichten mit Personal besetzen müssen. Es sind cica 20 bis 25 Festangestllte und 50 bis 60 Aushilfskräfte nötig." Immerhin biete das Brauhaus Platz für rund 200 Gäste, und im zweiten Obergeschoss sollten fünf oder sechs Übernachtungsmöglichkeiten eingerichtet werden.

[Schmitz (l.) und Pächter Mehl erläuterten, warum das Bauhaus für die Innenstadt wichtig ist.]



Natürlich wurde auch das Thema der anliegenden Gastwirten angesprochen (wir berichteten). "Es ist einfach falsch, dass die anderen Gastwirte unter einem Brauhaus leiden. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es den Anliegern sogar besse geht und nicht schlechter. Außerdem schließen wir um zwölf. Dann können die Besucher immer noch woanders hingehen. Nicht jeder hat Sperrstunde" verteidigte Mehl das Brauhaus. Bis zu 35 Prozent der Gummersbach-Besucher kämen gar nicht aus der Kreisstadt.



Beim ersten Besuch würden sie natürlich ins Brauhaus kommen, doch beim zweiten würden sie sich sicherlich auch nach anderen Möglichkeiten umschauen. "Die Menschen würden auch nicht in die Düsseldorfer Altstadt fahren, wenn es dort acht Kneipen geben würde. Sie kommen, weil es 850 Kneipen gibt", berichtete Mehl. Aber er könne auch die Angst verstehen, die die Gastwirte hätten. Überall hätte es diese Angst gegeben, aber diese könne den Wirten genommen werden.



"Hier wurden wichtige Dinge totgeschwiegen"

[Diplom-Baumeister Andreas Linneboden wird den Brauvorgang beaufsichtigen und die Gäste bewirten.]



Dr. Klaus Blau, Kämmerer der Stadt Gummersbach, machte nochmals deutlich, dass die enstehenden Kosten nicht aus dem Haushalt genommen würden. "Wir haben Vermögensveräußerungen getätigt. Dabei hat sich die Stadt von unrentablen Grundstücken getrennt." An dem Bericht des Bundes der Steuerzahler störte ihn, dass dieser falsch sei. Die Autoren hätten verschwiegen, dass Mehl nicht nur als Pächter, sondern auch als Investor auftrete. "Hier wurden einfach wichtige Dinge totgeschwiegen."



Auch Mehl konnte nicht verstehen, woher die negativen Meinigen auf einmal kommen sollten. "Ich habe in der Fußgänger Besucher gefragt. Aber ohne mich vorzustellen. Alle Befragten fanden die Idee, ein Brauhaus einzurichten, sehr gut." Und der Bürgermeister wies daraufhin, dass nicht nur er das Brauhaus wolle. Schließlich sei es im Rat mit einer großen Mehrheit beschlossen worden. "Es dient der Attraktivitätssteigerung der Innenstadt. Davon haben doch alle was. Und dass ein 'Saturn' eingerichtet werden soll, darüber hat sich auch keiner beschwert."

[Der Innenhof (grün eingefärbt), der sich dem Erdgeschoss anschließt, wird mit Glas überdacht. Die Seite zum Parkplatz wird zur Glasfront. In dem "Wintergarten" wird das Herzstück einer Brauerei, das Sudwerk, zu sehen sein.]



Jörg Mehl betreibt mittlerweile drei Brauhäuser in Wuppertal, Lüdenscheid und Kühlungsborn. In den nächsten Wochen soll ein viertes in Rostock eröffnet werden. Dabei hat er festgestellt, dass die Brauhäuser sehr gut ankommen und keinen Nachteil für andere Gastwirte darstellen. Das Gummersbacher Brauhaus soll zu einem Magnet werden, der nicht nur die Einheimischen, sondern auch Gäste anziehen soll. Wirt des Brauhauses wird der Diplom-Braumeister Andreas Linneboden.

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