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SV Frielingsdorf: 'Geheimfavorit? Totaler Blödsinn!'

lo; 1. Aug 2009, 00:18 Uhr
Bilder: Björn Loos --- Der Kreismeister geht mit einem großen Kader in die Saison.
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SV Frielingsdorf: 'Geheimfavorit? Totaler Blödsinn!'

lo; 1. Aug 2009, 00:18 Uhr
Lindlar – Der Aufsteiger hat in der Sommerpause seine Hausaufgaben gemacht und sich ausgezeichnet verstärkt - Meistercoach Maik Alzer bleibt zurückhaltend und gibt Klassenerhalt als Ziel aus.
Von Björn Loos

Gleich in seiner ersten Trainersaison führte Maik Alzer die Mannschaft zum Kreismeistertitel, was auch für den neuen Coach, der als Saisonziel einen Platz unter den ersten Sechs ausgeben hatte, überraschend kam. Zwar blieb man auch in der Rückrunde am Favoriten aus Rösrath dran, nach der 1:3-Niederlage bei der Union hatte man das Thema Aufstieg aber schon abgehakt. „Das wir ein richtiger Dämpfer, zumal wir verdient verloren haben. Ich habe nicht mehr damit gerechnet, dass Rösrath noch einmal patzt“, so Alzer. Doch genau dies geschah. Der SVF nutzte die Ausrutscher und sicherte sich am letzten Spieltag mit einem 4:0 gegen Altenberg die Kreiskrone. In der Sommerpause konnten die Frielingsdorfer ihren Kader prominent verstärken, zuletzt mit den beiden Rückkehrern Fabian Höffgen und David Frielingsdorf. Nicht nur wegen der Verpflichtung dieses Duos zählen einige den Aufsteiger sogar zu den Geheimfavoriten. Alzer will davon überhaupt nichts hören. „So etwas ist totaler Blödsinn. Für uns geht es um nichts anderes als den Klassenerhalt.“

Kommen und Gehen

„Uns war von Anfang an klar, dass wir besonders Offensive etwas tun müssen“, erklärt Alzer. Gesagt, getan: Nach zwei erfolgreichen Jahren beim B-Ligisten DJK Wipperfeld wird Dennis Lieth wieder für die Frielingsdorfer auf Torejagd gehen. Seine Knipserqualitäten sind genauso gefragt wie die von Dennis Lüdenbach. „Beide werden uns mit ihrer Ruhe im Abschluss weiterbringen“, sagt Alzer. Der neue Strippenzieher im zentralen Bereich ist Fabian Höffgen, der – inzwischen mit höherklassiger Erfahrung ausgestattet – zu seinem Heimatklub zurückkehrt. „Er ist für unser Mittelfeld eine Riesenverstärkung“, sagt der Coach.

Bei David Frielingsdorf wird sich zeigen müssen, wie schnell er nach seinen langwierigen Verletzungen wieder mit der Situation im Wettkampf zurechtkommt. Die bisherigen Eindrücke im Training stimmen den Coach zuversichtlich. Alzer: „Wir werden das mit ihm ganz behutsam angehen, damit er sich peu à peu steigern kann.“ Mit Philiph Cürten vom Nachbarn TuS Lindlar kommt ein ernsthafter Herausforderer für die bisherige Nummer eins Timo Braun.Tim Voßkämper, ebenfalls vom Nachbarn losgeeist, ist ein junger Abwehrspieler mit Entwicklungspotenzial. Er durfte in Lindlar im letzten Drittel der vergangenen Saison bereits Bezirksliga-Luft schnuppern.

[Maik Alzer führte den SVF in seiner ersten Trainer-Saison zum Aufsieg.]

Als „herben Verlust“ bezeichnet Alzer den Abgang von Cemal Salkimtas, der als Libero des Aufstiegsteams maßgeblich daran beteiligt war, dass die Frielingsdorfer nur 35 Gegentore kassierten. Ebenfalls nicht mehr dabei ist Bernd Mausbach, der die Fußballschuhe an den Nagel gehängt hat. Die Leidenszeit des ehemaligen Kapitäns Michael Henke ist noch nicht vorbei. Nachdem er die komplette vergangene Spielzeit aussetzen musste, wird er - wenn überhaupt - frühestens zur Rückrunde wieder zur Verfügung stehen.

Mannschaft, Spielsystem, Taktik

Die Frielingsdorfer haben in personeller Hinsicht ihre Hausaufgaben erledigt und das Rennen um die Stammplätze mächtig angeheizt. So auch auf der Position im Kasten, wo sich Braun und Cürten ein völlig offenes Duell liefern. „Die beiden befinden sich auf einem Level und geben in jedem Training Gas“, weiß Alzer noch nicht, wem er zunächst das Vertrauen schenkt. Im Abwehrbereich nimmt der Trainer von der Installierung der Viererkette Abstand. „Dafür fehlt mir das geeignete Personal und die Umstellung würde sehr lange dauern“, bleibt Alzer beim Altbewährten. Neuer Abwehrchef wird aller Vorrausicht nach Marco Ripplinger, der nach einer Seuchen-Saison endlich wieder beschwerdefrei ist. Für die beiden Manndeckerposition halten sich mehrere Bewerber bereit.

Eine Riesenauswahl hat Alzer im Mittelfeldbereich, wo er mit zwei „Sechsern“ und drei offensiver orientierten Kräften agieren wird. Fast alle Kicker sind variabel einsetzbar und zeigen dem Coach damit verschiedene Optionen auf. Das Überangebot an Stürmern bietet Alzer zudem die Möglichkeit, Spieler wie Lüdenbach oder Kapitän Christian Platz aus dem Angriffszentrum zurückzuziehen und hinter den Spitzen spielen zu lassen. „Wir wollen unsere Chancen nach vorne nutzen und werden mit unserer Besetzung in der Lage sein, schnellen Fußball zu spielen. Gleichzeitig müssen wir aber gut und geschlossen stehen“, wird an der Feinjustierung in den einzelnen Mannschaftsteilen noch zu feilen sein.

Auf den ersten Blick scheint es keine Schwachstellen zu geben. Alzer ist sich aber bewusst, dass sich seine Schützlinge in der höheren Klasse erst zurechtfinden müssen. „Viele Spieler haben noch nie in der Bezirksliga gespielt und gerade für die Jüngeren wird die taktische Umstellung schwierig.“ Er setzt dabei auf die disziplinierte Spielweise der Vorsaison. „Das Teamwork war überragend und soll auch jetzt der Schlüssel zum Erfolg sein.“

Saisonziel und Umfeld

Rund um das Scheelbachtal herrscht eine Rieseneuphorie. Alzer wird damit beschäftigt sein, die Erwartungen zu bremsen. Dabei wirft er schon einmal einen Blick auf das anspruchsvolle Startprogramm. „Nach dem Auftakt beim Mitaufsteiger aus Leverkusen treffen wir hintereinander auf fünf Mannschaften, die oben mitspielen wollen“, betont Alzer. Für feuchte Hände sorgt schon jetzt der 2. Spieltag, wenn das Gemeinde-Derby gegen den TuS Lindlar auf dem Programm steht. „Darauf freut sich schon der ganze Ort und das wird sicherlich auch eine tolle Sache. Mir persönlich ist das erste Spiel aber viel wichtiger. Dort erwartet uns ein Gegner, an dem wir uns messen müssen“, sagt Alzer.

Der SVF ist nicht nur sportlich im Aufwind. In diesem Jahr noch soll auch das Kunstrasenprojekt in Angriff genommen werden. Alzer: „Das ist der Verein auf einem sehr, sehr guten Weg. Ein neuer Platz wäre unheimlich wichtig, gerade für den Jugendbereich.“ In der anstehenden Spielzeit wird es aber noch einmal auf dem gewohnten Untergrund um Punkte gehen. „Da auch viele der Kölner Vereine auf Asche spielen, ist das sicherlich kein Nachteil für uns.“ Alzer bleibt auf dem Teppich und gibt als Klassenziel den Ligaverbleib an. Aufgrund der guten Neuverpflichtungen und dem ausgeglichenen Kader sollte dies kein Problem darstellen.


[Alzer (stehend rechts) und die Neuen Philiph Cürten, Dennis Lüdenbach, Tim Voßkämper (stehend v.l.) sowie Fabian Höffgen und Dennis Lieth (kniend v.l.).]

Zugänge

Dennis Lüdenbach (TuS Marialinden)
Dennis Lieth (DJK Wipperfeld)
Philiph Cürten (TuS Lindlar)
Tim Voßkämper (TuS Lindlar)
Fabian Höffgen (Fortuna Köln)
David Frielingsdorf (zuletzt TSV Germania Windeck)

Abgänge
Cemal Salkimtas (Spielertrainer SSV Marienheide)
Bernd Mausbach (hört auf)

Spielerkader

Tor
Timo Braun
Philip Cürten

Abwehr
Alexander Mertens
Matthias Rothstein
Johannes Kisseler
Christian Bremer
Marco Ripplinger
Simon Heß
Hansi Esser
René Blumberg
Tim Voßkämper

Mittelfeld
Matthias Rottländer
Maik Alzer
Sebastian Reif
Carsten Causemann
Daniel Schmidt
Fabian Schneider
Daniel Müller
René Niedzwiedz
Fabian Höffgen
David Frielingsdorf

Sturm
Dennis Lüdenbach
Dennis Lieth
Oliver Hünnefeld
Oliver Schmitz
Christian Platz
Michael Henke

Trainer
Maik Alzer (wie bisher). 
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