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Tierheim Koppelweide vor der Pleite

sg; 17. Jul 2009, 17:33 Uhr
Bild: Mischa Peters --- Der Vorsitzende des Tierschutzvereins, Rainer Gaertner (von links), Doris Höttgen, Personalleiterin des Tierheims und Ralf Ivanovic, Leiter des Heims, hoffen auf kurzfristige Spenden für die Koppelweide.
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Tierheim Koppelweide vor der Pleite

sg; 17. Jul 2009, 17:33 Uhr
Wiehl - Das Tierheim benötigt innerhalb der nächsten 14 Tage erhebliche Spenden, um der drohenden Insolvenz noch zu entgehen.
Von Sabrina Gärtner

„Die Stimmung passt zum Anlass.“ Mit diesen Worten begrüßte Rainer Gaertner, der Vorsitzende des Tierschutzvereins Oberberg, mit einem Blick in den oberbergischen Dauerregen heute Morgen die zum Gespräch erschienenen Journalisten. Grund für den kurzfristig anberaumten Pressetermin: Das Tierheim Koppelweide steht kurz vor dem Aus. Zum Monatsende droht die Zahlungsunfähigkeit.

„Um das Tierheim halten zu können, benötigen wir rund 200.000 € im Jahr“, umriss Rainer Gaertner grob den Rahmen der finanziellen Notwendigkeiten. Momentan fehlen jeden Monat etwa 5.000 €, also 60.000 € im Jahr. Früher hatte eine großzügige Gönnerin den Verein jedes Jahr mit 100.000 € unterstützt, da diese jedoch 2005 verstorben ist, müssen die Tierschützer seither ein gewaltiges Loch auf der Einnahmenseite verkraften. „Man hangelt sich von einem Monat zum nächsten“, so Ralf Ivanovic, seit diesem Jahr Leiter des Tierheims.

Ein gewaltiges Problem ist auch die weggefallene Zusammenarbeit mit den Kommunen im Südkreis, die allesamt Vereinbarungen mit der Konkurrenz-Organisation THEA getroffen haben, die laut Gaertner unseriöse Preise offeriert habe. Lediglich mit Gummersbach, Wiehl und Bergneustadt läuft ein Vertrag, der dem Tierheim 26 Cent pro Einwohner im Jahr sichert. Zusammengerechnet sind das 20.000 € im Jahr. THEA verlange weniger als 20 Cent, nehme aber, so Gärtner, auch viele Tiere gar nicht erst auf. „Sie nutzen Gesetzeslücken. Wenn der Finder das Tier beispielsweise zwischenzeitlich gefüttert hat, wird es nicht aufgenommen.“ Klar, dass dem Tierschutzverein die Gelder aus Morsbach, Reichshof, Nümbrecht und Waldbröl fehlen. Daher ist Gaertner darauf erpicht, diese Kommunen zumindest teilweise zurückzugewinnen. In Waldbröl wird die Thematik des auslaufenden Vertrages mit THEA bald im Rat thematisiert.

Von den 400 Mitgliedern bekommt das Tierheim 60 € pro Mitglied im Jahr. Da diese Einkünfte deutlich zu wenig sind, ist das Tierheim gerade auch auf private Spenden sowie solche von Firmen angewiesen, die möglichst auch regelmäßig spenden. „Innerhalb der nächsten 14 Tage wird sich entscheiden, ob das Tierheim Insolvenz anmelden muss“, machte Rainer Gaertner den zeitlichen Druck deutlich. Am Ende des Monats werden Rechnungen fällig, derzeit ist völlig ungewiss, wie die Mitarbeiter des Heims bezahlt werden sollen.

Im September 2008 stand das Heim schon einmal vor einer ähnlichen Situation. Damals gaben einige Privatpersonen eine Finanzspritze, unter anderem „opferte“ eine ältere Dame ihr Gespartes von 10.000 € und trug so dazu bei, dass keine Insolvenz angemeldet werden musste. „Wir müssen um Almosen betteln“, so Gaertner. Vom Oberbergischen Kreis habe man indes trotz Nachfrage keine Unterstützung für das Tierheim bekommen. Dem Kreis seien insofern die Hände gebunden, bestätigte Dr. Christian Dickschen, Dezernent des Kreises, insofern auf Nachfrage von Oberberg-Aktuell. Eine etwaige Unterstützung für das Tierheim würde nicht zu den Pflichtaufgaben des Kreises gehören, und die freiwilligen Ausgaben seien wegen des Nothaushaltsrechtes stark beschränkt.

Schnelle Hilfe scheint also ungewiss. Und das, obwohl sich einige getan hat in der Koppelweide. Nach dem Führungswechsel im April 2006 ist das Tierheim in vielen Teilbereichen saniert worden. In der vorher recht dunklen Katzen-Etage konnten Dachfenster eingebaut und die Katzenzimmer nach den Bedürfnissen der Katzen eingerichtet werden. Die Hundeausläufe wurden erneuert, ein 1600 Quadratmeter großes, direkt angrenzendes Grundstück soll künftig als Freilaufgehege für die Hunde dienen. Vor kurzem hat das Kreisveterinäramt, welches alle vier bis acht Wochen einen unangekündigten Besuch abstattet, den einwandfreien Zustand des Tierheims schriftlich bestätigt und zum wiederholten Male die Erlaubnis gemäß § 11 des Tierschutzgesetzes erteilt, Hunde, Katzen, Nagetiere, Schweine und andere Tiere zu halten.

Das Tierheim Koppelweide beherbergt etwa 300 Tiere, die mit Futter und medizinisch versorgt werden müssen. Vorwiegend wohnen Katzen im Tierheim, zahlenmäßig gefolgt von Hunden. Etwa 160 Katzen davon 50 Katzenjunge wohnen momentan im Heim sowie einige sechswöchige Welpen. Darunter sind auch einige „Dauereinsitzer“ und Tiere, die eine dauerhafte medikamentöse Behandlung benötigen. Solche Tiere sind sehr schwer oder gar nicht zu vermitteln, so dass diese bei Schließung des Tierheims eingeschläfert werden müssten. Durch die lang andauernde Sperrung des Alpetals finden viele, die das Tierheim besuchen möchten, den Weg dorthin nicht. Auch das Tierheim in Wipperfürth befand sich bis vor kurzem in einer schweren finanziellen Lage. Die Heime in Wipperfürth und Wiehl sind die einzigen im Oberbergischen Kreis.

Spenden für den Erhalt des Tierheims Koppelweide können auf das Spendenkonto 361 006 bei der Sparkasse Wiehl (BLZ 384 524 90) überwiesen werden.
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