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'Rock am Ring' im Börnhausener Fernsehgarten

ch; 14. Jun 2009, 16:31 Uhr
Bilder: Christian Herse, Martin und Ursula Hütt --- Während am Morgen die Chöre den Ton angaben, rockten abends verschiedene Bands den Börnhausener Bolzplatz.
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'Rock am Ring' im Börnhausener Fernsehgarten

ch; 14. Jun 2009, 16:31 Uhr
Wiehl – Innerhalb weniger Stunden prallten auf dem Bolzplatz zwei Musikrichtungen aufeinander: Während morgens sieben Chöre für heitere Stimmung sorgten, rockten abends fünfs Bands das kleine Dorf – und das alles für den guten Zweck.
Mehrmals täglich hatte Dirk Maletzki seit drei Wochen mit dem Deutschen Wetterdienst telefoniert, um herauszufinden, ob er sich an diesem Wochenende auf Regen oder Sonne einstellen konnte. „Bis einschließlich Dienstag lag die Gewitterwahrscheinlichkeit noch bei 65 Prozent, sodass wir vom Schlimmsten ausgehen mussten“, berichtete der Organisator der Benefizveranstaltung „Menschen wie wir – zusammen im selben Boot“ mit einem Blick gen Himmel. Glich der Börnhausener Bolzplatz an Fronleichnam eher noch einem Woodstock-Gelände, hatte sich die Fläche am Samstagmorgen zu einem prächtigen Fernsehgarten entwickelt.


[Ob jung oder alt: Sieben Chöre sorgten für einen traumhaften Nachmittag.]

Für die passende Stimmung sorgten sieben Chöre, die fünf Stunden auf der eigens errichteten Bühne standen und die knapp 700 Zuhörer unterhielten. Den Einstand machte der Musikverein Heddinghausen, der die Veranstaltung mit seinen Instrumenten und Klängen feierlich eröffnete, ehe er dem Wiehler Chor „Resonanz“ die Plattform überließ. Mit jungen und frischen Tönen feierten die Frauen ausgelassen. Ähnlich engagiert trat der Kirchenchor Börnhausen auf, der nicht nur gesanglich überzeugte, sondern auch das Tanzbein in der prallen Sonne im rhythmischen Klatschen der Besucher schwing. Wahrlich zarte Töne stimmten die Kinder und Jugendliche vom Steinaggertaler- Chor an, die zwar mit soundtechnischen Problemen zu kämpfen hatten, aber trotzdem cool mit Sonnenbrille und Kappe über das „Rap-Huhn“ berichteten.

Tiefe Töne erklangen dafür beim Marienberghauser Männerchor, der mit humoristischen und lockeren Stücken den Bolzplatz bechallte. Ähnliche Stimmung, nur einige Tonarten höher, erzeugten auch die Frauen aus Oberbantenberg in traditionellen Kostümen. Zu einem guten Fernsehgarten gehört natürlich auch eine gelungene Moderation, die Urgestein Wilfried Hahn gestern inne hatte und mit viel Herz und Spaß durch die Veranstaltung führte. Für viel Freude sorgten die Bielsteiner Herren, die das Publikum auf den Bierbänken genauso animierten, wie das Oberwiehler Sängerquartett, das den krönenden Abschluss für einen gelungenen Nachmittag bot.

[Maletzki (li.) und Paul (re.) wollen auch Vorbilder für andere sein, die solche Events veranstalten möchten.]

Wie man aus einem Fernsehgarten in Windeseile ein Festivalgelände schafft, bewiesen die Techniker im Anschluss auf beeindruckende Weise. In zweieinhalb Stunden wurden die Örtlichkeiten komplett umgebaut. Diese Geschwindigkeit ist auch sinnbildlich für die ganze Veranstaltung. Nach dem Tod seines Bruders Manfred im Mai 2008 wollte sich Wilfried Paul beim Johannes Hospiz für deren Arbeit bedanken. Schnell war die Idee einer Benefizveranstaltung gereift, die ab Mitte Februar konkrete Formen annahm. „Unser Ziel ist es, größtmöglichen Gewinn für das Hospiz zu erwirtschaften und zudem Verknüpfungspunkte mit den Mitarbeitern zu schaffen“, erklärt Mitorganisator  Maletzki seine Arbeit, die von zwölf Dorfgemeinschaften unterstützt wurde. Diese sorgten teilweise auch gestern für einen reibungslosen Ablauf, genauso, wie die Feuerwehr Wiehl-Bielstein oder die Ehrenamtler der Malteser und Johanniter, die auch für Gespräche zur Verfügung standen.

Während die Chorveranstaltung auf eine große Resonanz stieß, blieb der ganz große Besucheransturm am Abend aus. Lediglich 500 Musikfans fanden sich ein, um gemeinsam mit den fünf Bands zu feiern. Den Anfang machte die Band „Madison“, die jedoch nicht nur den klassischen Country Swing und Honky Tonk beherrschten, sondern auch modernen Rockabilly zelebrierten und mit ihren Tänzern begeisterten. Rockmusik mit deutschen Texten bot die Gruppe „Kaufhaus Dahl“, die früher vor dem gleichnamigen Geschäft probten und nun mit selbstgeschriebenen Stücken wieder nach Oberberg zurückgekehrt waren. Besonders für Bassist Björn Freudenberg war es ein persönliches Anliegen zu spielen, da auch seine Mutter im Hospiz betreut wurde.


 [Vor einem gut aufgelegten Publikum sangen die Gesangsvereine, Quartetts und Chöre]

Auf eine 30-jährige Geschichte mit Unterbrechungen kann „Condor XXL“ zurückblicken, die bis Ende der 70er Jahre über Oberberg hinaus bekannt war, ehe sich die Band auflöste und 2000 mit drei Gründungsmitgliedern einen Neuanfang wagte. Zwar passten die alten Anzüge von früher nicht mehr ganz so gut, doch ihre Musik von Rock’n’Roll über Blues bis zur kölschen Heimatmusik brachte die Zuhörer in Partystimmung. Als einfach „anders“ konnte man nur Friedemann Weise bezeichnen. Der ehemalige TITANIC-Journalist bestach durch seine ungehemmte Musik, die einerseits locker und schräg daher kam, aber auf der anderen Seite auch nachdenkliche Töne anstimmte.

Der Schulfreund von Maletzki feierte einen klasse Auftritt, bevor er der Oberbergischen Gruppe „HotStuff“ die Bühne freimachte, die sich eigentlich selbst eingeladen hatte. „Die Band aus dem Südkreis hatte bei uns angefragt, ob sie nicht spielen könnten und nachdem wir einige Probesongs gehört hatten, waren sich alle einig, dass die Band nach Börnhausen kommen muss“, so Maletzki. Und mit der Meinung stand er offenbar nicht alleine dar, blickte man in die Gesichter der Festivalbesucher, die sich über den rockigen Höhepunkt einer gelungenen, wenn auch im zweiten Teil mager besuchten, Benefizveranstaltung mit Titeln von den Ärzten, U2 oder Bon Jovi freuen durften. Informationen zum Johanniter Hospiz gibt es Internet unter www.pro-johawi.de.



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