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Mit Hubschrauber und Explosionen gefeiert

ch; 7. Jun 2009, 02:24 Uhr
Bilder: Martin Hütt --- Mit Schere und Spreizer öffneten die Kameraden das Fahrzeug vor den Augen zahlreicher Beobachter.
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Mit Hubschrauber und Explosionen gefeiert

ch; 7. Jun 2009, 02:24 Uhr
Lindlar – Die Löschgruppe Hohkeppel feiert ihr 100-jähriges Bestehen und konnte viele besondere Gäste begrüßen: Neben dem riesigen Einsatzleitwagen vom Kölner Archiveinsturz landete unter anderem auch ein SAR-Rettungshubschrauber.
[Am Mittag landete der Rettungshubschrauber SAR 41 auf der Wiese am Gerätehaus.]

Normalerweise meiden großen Lkws das recht beschauliche Kirchdorf Hohkeppel an der direkten Kreisgrenze zum Rheinisch-Bergischen. Zu eng und heimtückisch sind die Ortsdurchfahrt und die kleinen Stichstraßen, die den Ort mit Engelskirchen, Lindlar und Overath verbinden. Doch an diesem Samstag war alles anders: Mehrere dutzend Fahrzeuge vom kleinen Anhänger bis hin zum schwergewichtigen 40-Tonner parkten auf der Laurentiusstraße und im Burghof – und alle hatten die Farbe Rot gemeinsam. Denn sie waren die „Gäste“ der Freiwilligen Feuerwehr Hohkeppel, die in diesen Tagen ihr 100-jähriges Bestehen feiert und zur großen Präsentation der Feuerwehr geladen hatte.

Trotz miserablen Wetters hatten sich viele Besucher auf dem Weg gemacht, um allerhand Technik zu bestaunen, die man sonst höchstens aus dem Fernsehen kennt. Sicherlich einer der Hingucker war der große Einsatzleitwagen (ELW 3) der Berufsfeuerwehr Köln, von dem aus beispielsweise die Rettungskräfte beim Einsturz des Stadtarchivs koordiniert wurden, und der auch am Samstag gemeinsam mit dem Mehrzweckfahrzeug Hohkeppel und dem ELW 1 aus Lindlar die „Einsatzleitung“ inne hatte. Hoch hinaus ging es für Mutige mit der Drehleiter der Feuerwehr Wiehl oder alternativ dem Teleskopmastfahrzeug (TMF) der Flughafenfeuerwehr Köln/Bonn. Von dort oben hatten Neugierige auch eine perfekte Sicht auf den landenden SAR 41, einem Rettungshubschrauber der Bundeswehr aus Nörvenich. Vielen Lindlarern dürfte der Helikopter noch gut aus dem letzten Jahr im Gedächtnis sein, als dieser mehrere Stunden lang über dem Ortskern kreiste, um ein vermeintlich abgestürztes Flugzeug zu suchen.

[Das LF 8 aus Thierseifen hat schon einige Jahre auf dem Buckel, an seiner Faszination aber nichts eingebüßt.]

Wahre Feuerbälle stiegen bei den Kameraden aus Frielingsdorf empor, die zeigten, wie man bei Fettbränden besser nicht reagieren sollte und was bei Explosionen von Spraydosen alles passieren kann. Die Informationen zu den passenden Feuerlöschern und Rauchmeldern gab es wenige Meter weiter bei Herbert Wittkamp, während beim Stand der Feuerwehr Wipperfürth über die Aktion „Paulinchen“ zur Unterstützung von Kindern mit Brandverletzungen und allgemein vorbeugenden Brandschutz gesprochen wurde. Auch die Jugendfeuerwehrleute übten fleißig und zeigten, was sie drauf haben. Ebenfalls vor Ort war der Gerätewagen für Logistik aus Rösrath, der genauso gut auf kleinere und größere Katastrophen vorbereitet ist, wie der ABC-Erkundungswagen aus Remshagen.

Große Augen machten vor allem die Kleinsten, als der Löschzug 1 aus Lindlar zur Tat schritt und eine eingeklemmte Person auf dem Kirchplatz aus ihrem verunfallten Auto befreite. Nostalgikern ging das Herz beim Anblick der zahlreichen historischen Feuerwehrpumpen aus den letzten hundert Jahren, ausgestellt von der Feuerwehr Scheel, und des Löschfahrzeugs der Kameraden aus Waldbröl- Thierseifen auf. Das gute Stück auf dem Fahrgestell eines Opel Blitz versah von 1950 bis 1973 seinen Dienst im Südkreis, ehe es zur Jahrtausendwende aufwendig restauriert wurde.

 
[Löschgruppenführer Jörg Klug und Bürgermeister Hermann-Josef Tebroke freuen sich über den 100. Geburtstag der Feuerwehr Hohkeppel, der eigentlich nur indirekt einer ist.]

„Es ist schon komisch seinen 100. Geburtstag zu feiern, wenn man weiß, dass man eigentlich viel älter ist“, meint der Löschgruppenführer Jörg Klug angesichts der Tatsache, dass eine kürzlich wieder aufbereitete Wasserpumpe bewies, dass in Hohkeppel bereits wesentlich länger professionell Feuer gelöscht werden. Aufzeichnungen belegen, dass schon im Jahre 1839 eine Pumpe bezuschusst wurde. Allerdings habe sich die Spur 1891 verloren, sodass man bis heute davon ausging, „erst“ einhundert Jahre alt zu sein. „Generell war es merkwürdig, dass Engelskirchens damaliger Bürgermeister Heinrich Ungermann bei der Gründungsversammlung am 6. Juni 1909 direkt 47 Freiwillige inklusive Brandmeister fand. Die mussten schon vorher existiert haben“, ist Klug sicher, der sich natürlich umso mehr freut, dass seine Feuerwehr offenbar schon seit 170 Jahren besteht.

Am heutigen Sonntag findet am Morgen ein Festgottesdienst statt, bei dem von Kaplan Tobias Hoppmann und Diakon Ferdinand Löhr unter anderem eine Florianskerze eingeweiht wird. Um 14 Uhr startet schließlich der große Festumzug mit dem Blasorchester Hohkeppel und dem Musikverein Edelweiß aus Offermannsheide, sowie vielen Kameraden und Freunden der Feuerwehren Overath, Engelskirchen, Lindlar, Kierspe, Rönsahl, Blankenheim und Hückeswagen-Holte, die in diesem Jahr ebenfalls ihr 100-Jähriges feiern.

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