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Gefahr und Chance in der Krise

cn; 29. May 2009, 14:28 Uhr
Bilder: Christian Neeb --- Der Vorstandsvorsitzende der Gummersbacher Sparkasse, Frank Grebe, sprach über Perspektiven und Wege aus der Krise
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Gefahr und Chance in der Krise

cn; 29. May 2009, 14:28 Uhr
Gummersbach – Bei einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Sinnkrise – Was hilft weiter?“ stellten sich gestern Vertreter aller gesellschaftlichen Bereiche den Fragen nach Ursachen und Lehren aus der Finanzkrise.
Das Evangelische Forum An der Agger leitete gestern, mit der Podiumsdiskussion zur Finanzkrise, eine neue Reihe von Veranstaltungen zur öffentlichen Verantwortung und Erwachsenenbildung ein. Neben Superintendent Jürgen Knabe waren der Vorstandsvorsitzende der Gummersbacher Sparkasse, Frank Grebe, der Geschäftsführer der Firma Elektrisola, Dr. Detlef Schildbach und der DGB-Regionsvorsitzende Ingo Degenhardt angetreten, um über Perspektiven und Wege aus der Krise zu diskutieren.


[Superintendent Jürgen Knabe forderte eine stärkere moralische Komponente in der Marktwirtschaft.]

Als Vorsitzender eines „grundsoliden Familienunternehmens“ eröffnete Dr. Detlef Schildbach den Abend mit einer umfassenden Präsentation über die Ursachen, den Auslöser und die Auswirkungen der Finanzkrise. Dass dabei auch die regionalen Auswirkungen nicht zu kurz kamen, machte den Vortrag zu einem anschaulichen Einblick in die Oberbergische Wirtschaft. „Wir mussten in diesem Jahr einen Einbruch des Umsatzes um 38 Prozent verzeichnen“, beklagte Schildbach. Da man in den vorangegangenen Jahren die Gewinne in das Unternehmen investiert habe, könne man die Krise aber voraussichtlich ohne große Schäden und vor allem ohne betriebsbedingte Kündigungen hinter sich bringen. Durch Kurzarbeit und den Stopp eines Hallenbaus bei Eckenhagen habe man gut auf die Lage reagiert, so Schildbach. „Wichtig ist, jetzt nicht in Panik zu verfallen“, stellte Schildbach abschließend fest.

Die größte Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit sei aber auch nicht zu verharmlosen, meinte Ingo Degenhardt vom DGB und stellte klar: „Wir müssen die Schuldigen dieses Casinokapitalismus zur Verantwortung ziehen.“ Für Degenhardt zeigte sich in der Krise das Ende des neoliberalen Zeitalters, in dem raffgierige Spekulanten auf Kosten des „kleinen Mannes“ gewirtschaftet hätten. Nun müsse ein starker Staat die Rechte der Steuerzahler und Arbeitnehmer schützen. Für Frank Grebe von der Sparkasse stand fest, dass Deutschland aufgrund seines Rohstoffmangels in Zukunft noch stärker im Bildungssektor tätig werden müsse. „Wer nichts im Boden hat, sollte was in der Birne haben."

Dieser Verantwortung, besonders für die Kleinsten käme man in der Region mit Initiativen wie „Kein Kind ohne Mahlzeit“ nach. Superintendent Jürgen Knabe ging das Thema statt von der wirtschaftlichen, von der theologischen Seite an und schlüsselte anhand zweier Gleichnisse die Verantwortung vor Gott und den Menschen auf. „Ungehemmte Profitmaximierung angesichts von Kinderarmut und Unterbezahlung muss bekämpft werden“, so Knabe. Man könne sein Leben nicht auf der Sicherheit von Gütern aufbauen. Aus diesem Grunde müsse sich auch die Kirche fragen lassen, ob sie genug bezahle. „Es muss ein neuer Geist durch die Gesellschaft wehen.“
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