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Integrative Feierstunde für Neubürger

vma; 5. Apr 2001, 23:47 Uhr
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Integrative Feierstunde für Neubürger

vma; 5. Apr 2001, 23:47 Uhr
(vma/5.4.2001-17:00) Von Vera Marzinski Wiehl - Eine neue Heimat möchte die Stadt Wiehl den "Neuen" Bürgern geben, so Bürgermeister Werner Becker-Blonigen in einer Einbürgerungsstunde im Evangelischen Gemeindehaus am Mittwochnachmittag.



[Bilder: Christoph Claus --- Bürgermeister Becker-Blonigen (6.v.l.) begrüßte die Neubürger.]

Einmalig im Kreis ist die Form, die die Stadt Wiehl zur Begrüßung der Neubürger, die ihre Nationalität gewechselt haben, veranstaltet. In der integrativen Feierstunde, mit Überreichung der Staatsbürgerurkunde warben Heimat- und Sportverein um die Menschen, die aus unterschiedlichen Motiven den Weg nach Deutschland gefunden haben und nun in Wiehl leben.

[Mit "Jeux d´enfants" beeindruckten Luisa Imorde und Christoph Stöber am Klavier.]

Becker-Blonigen betonte, dass nicht nur Fremdes integriert werden solle, sondern das Leben in der Stadt durch neue Kulturen bereichert werde. Es müssten Brücken geschlagen und Weltoffenheit gezeigt werden. 34 Neubürger hatten sich zur Feierstunde angemeldet, doch es kamen nur 22.

Einer von ihnen ist John Jovan aus Sri-Lanka. Er schilderte seine "Wiehler Eindrücke". Vor 20 Jahren kam Jovan aus Sri-Lanka nach Deutschland, um hier zu studieren. Bei seiner Hautfarbe würde sich heute keiner wundern, dass er an der Tastatur rumspiele, scherzte John Jovan, da er nicht zur Greencard-Generation gehört.

Der Diplom-Informatiker gründete 1993 seine Firma für "Computer Technique & Training" Vor eineinhalb Jahren entschloss er sich gemeinsam mit seiner Frau Rajasri für den Wechsel der Nationalität. Langes "Sollen wir oder sollen wir nicht?" hätte schließlich zu einem entschlossenen "Ja, wir tun es" geführt.

[Der CVJM Posaunenchor Wiehl.]

In seinen Ausführungen betonte er, dass die Sprache ein Schlüssel zur neuen Heimat sei. Er habe nie ein Problem mit den Deutschen und der deutschen Kultur gehabt, aber auch seine eigene Kultur zu vermitteln versucht. Die eigene Kultur müsse auch in der neuen Heimat akzeptiert werden, denn nur so sei Integration möglich. Ein "Du musst das tun, dann wirst Du deutsch" ist für John Jovan kein Maßstab. Da kann er sich doch besser mit Becker-Blonigens "Wir machen etwas gemeinsam" identifizieren.

Wiehl sei eine Stadt mit Weltoffenheit, bestätigte Jovan, obwohl er vor dem Umzug der Familie ins Oberbergische gewarnt wurde: "Oberberg ist eine geschlossene Gesellschaft!" Verwundert war er dann darüber, wie offen sie aufgenommen wurden.

Weltoffen - aber auch Pflichten

Mit der neuen Staatsbürgerschaft kämen nicht nur viele Rechte, sondern auch Pflichten auf die Neubürger zu. Für alle Anwesenden wünschte er, dass sie diese Stadt studieren, Kennenlernen und so auch gut integriert würden.

Becker-Blonigen wies darauf hin, dass man Zeit und Verständnis füreinander aufbringen müsse. Er selbst habe einen Großteil der Jugend in fremden Ländern verbracht und wisse, was es heiße, ganz fremd in einer neuen Umgebung zu sein. Zutrauen finden sei da notwendig. Ein Teil der neuen Landsleute komme aus Russland, wohin ihre Familie vor 200 bis 250 Jahren ausgewandert sei. Die Frage der Realisierung der Entwicklungschancen habe sich dort dann nicht zum Positiven gewendet und so kamen sie in die angestammte Heimat zurück.

Symbolisch hieß er alle Teilnehmer der Feierstunde willkommen als Menschen, die die Bürgergemeinschaft stärken werden.
Heimatvereinsvorsitzender Emil Funk hoffte, dass sich die Neubürger ohne Einschränkung zugehörig fühlen und Wiehl als neue Heimat annehmen könnten. In Abwägung aller Vor- und Nachteile haben sie den Mittelpunkt der Erde - Wiehl - als neue Heimat ausgewählt, was er als unausgesprochene Liebeserklärung an die Stadt Wiehl sehe.

Karl-Ludwig Riegert startete einen Aufruf der Sportvereine an die neuen Wiehler. In über 30 Vereinen würde eine breite Palette an Sportarten geboten. Das Gemeinwesen würde durch die Sportvereine entscheidend mitgeprägt und jeder würde sicher seinen Lieblingssport finden. Für die Kirchen der Stadt Wiehl sprach Pfarrer Kurt Fischer einige verbindende Worte.

Mit "Jeux d´enfants" beeindruckten Luisa Imorde und Christoph Stöber am Klavier und sorgten so, für einen besonderen musikalischen Leckerbissen zur Feierstunde. Nicht nur russische Weisen bot der Nostalgiechor. Auch das "Heimatlied" gehörte zum Repertoire. Einen weiterer musikalischer Beitrag kam vom CVJM Posaunenchor Wiehl.





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