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Zum großen Stadtjubiläum ein Comic - 20-Jähriger erfüllt sich Kindheitstraum

om; 23. Mar 2001, 05:19 Uhr
Oberberg Aktuell
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Zum großen Stadtjubiläum ein Comic - 20-Jähriger erfüllt sich Kindheitstraum

om; 23. Mar 2001, 05:19 Uhr
(om/23.3.2001-2:20) Von Oliver Mengedoht
Bergneustadt - Der Kindheitstraum eines Zivildienstleistenden hat auch für die Stadt große Bedeutung: Sein Comic dürfte einer der Höhepunkte zum großen Stadtjubiläum im Mai werden.

[Bilder: Oliver Mengedoht --- Walter Jordan (v.l.n.r.), Peter Ruland und Florian Zwinge stellten gestern das Projekt Comic zum Stadtjubiläum vor.]

Florian Zwinge heißt der 20-jährige Hackenberger, der mit dem Comic zur Geschichte der Stadt Bergneustadt einen nicht geringen Beitrag zum Jubiläum des 700-jährigen Bestehens beiträgt. "Ursprünglich sollte es nur schwarz-weiß sein", erläuterte der Organisator des Stadtfests, Walter Jordan, gestern auf einer Pressekonferenz. Doch nun kommt der Comic doch in Farbe - und in DinA4 oder sogar noch ein bisschen größer.



Der Held aus dem Ruland-Roman nun als Comic: Hans, der Bauernjunge.]



"Oberberg-Aktuell"-Herausgeber koloriert den Comic



Hier kommt der "Oberberg-Aktuell"-Herausgeber Oberberg Online Informationssysteme GmbH ins Spiel: Dort waren die Webdesigner Oliver Laatsch und Benny Braun ebenfalls von dem Projekt begeistert und erklärten sich spontan bereit, die Kolorierung der Tuschezeichnungen Zwinges zu übernehmen. Der junge Zivildienstleistende zeichnet die 32-seitige Bildgeschichte mit dem Bleistift und tuscht dann nach; dabei hilft auch Ex-Schulkameradin Christiane Galka. Anschließend werden die Bilder bei Oberberg Online mit hoher Auflösung eingescannt und koloriert.



Aber wie kam es überhaupt zu der ungewöhnlichen Idee? Ursprung ist der historische Roman "Sie kamen aus Altena" von Peter Ruland, Grundschullehrer auf dem Hackenberg und Ratsmitglied in Engelskirchen. Für dieses Buch hatte Karin Heitmann einige Zeichnungen erstellt. Es behandelt, wie Jordan erklärte, die Stadtgründung aus der Sicht eines zehnjährigen Jungen, des "Helden" Hans, der Bauernjunge. Bekannte historische Fakten wurden von Ruland eingearbeitet - er hatte auch Historiker die Richtigkeit überprüfen lassen ("so könnte alles passiert sein").



Jordan freut sich, dass so auch junge Menschen angesprochen werden können, die nicht viel lesen und an denen Rulands Roman wohl vorbeizielen würde. Den Druck des Buches hatte übrigens die Verpackungsfirma Gizeh finanziert, "um - trotz ihres neuen Vorstands - die Verbundenheit mit der Stadt zu zeigen", so Jordan. Die Finanzierung des Comics, das bei Gronenberg gedruckt wird, übernimmt die Volksbank Oberberg.

[Kindheitstraum: Seit vielen Jahren wollte Florian Zwinge Comic-Zeichner werden.]



Grundschullehrer Ruland wollte gerne eine Version seines Buches, die attraktiv für die Jugend ist. Durch einen Zufall entdeckte er seinen ehemaligen Schüler Florian Zwinge wieder und ihm gefielen dessen Zeichnungen. Zwinge wollte die Arbeit aber keineswegs sofort übernehmen: Erst, nachdem er das Buch gelesen hatte und überzeugt war, dass die Geschichte "etwas hergibt" und auch für die junge Leserschaft geeignet ist, machte er sich an die Arbeit.



Es gibt jetzt schon Vorbestellungen - "Bestimmt mehrere Auflagen"



Seit September ist er nun dran, acht bis neun Stunden benötigt er für Entwurf und Umsetzung einer einzigen Seite. "Das Tuschen dauert noch einmal so lange", verdeutlicht der junge Künstler den Aufwand. Stadtjubiläums-Organisator Jordan hat derweil schon einige Entwürfe an Jugendlichen "getestet: Es gibt auch schon Vorbestellungen, sogar aus Engelskirchen!"



1.500 Stück sollen in erster Auflage gedruckt werden, erläuterte Zwinge. Bei entsprechender Nachfrage sei ein Nachdruck kein Problem. Auch eine Internet-Homepage sei in Arbeit, auf der die Resonanz gestestet werden soll, Voransichten und -bestellungen sollen dort möglich sein. Kosten soll der Comic letztlich etwas um die 700 "Kupfermünzen" (Pfennig), passend zum Stadtjubiläum. "1301" - dieser Arbeitstitel wurde gestern spontan beschlossen - sei "toll umgesetzt, das gibt bestimmt mehrere Auflagen", zeigte sich Peter Ruland überzeugt.



Weitere Bände sind angekündigt - Mädchen in der Hauptrolle



Ruland will übrigens nachlegen: "In einem zweiten Band soll ein Mädchen die Hauptrolle spielen" stellte er einen zweiten Roman in Aussicht. Der soll 200 bis 300 Jahre später spielen, zur Zeit des 30-jährigen Krieges und der Pest. Und wieder zeigen: "Kinder können auch etwas bewirken".

Oberberg Online-Auszubildende Julia Bramer koloriert die Einzelbilder, Webdesigner Benny Braun begleitet das Projekt.]



Und auch ein dritter Band soll entstehen, kündigte Jordan an. Aber das sei noch lange nicht alles: Neben einer Ausstellung zum Stadtgeburtstag mit Skizzen und Originalzeichnungen ist für Frühjahr 2002 ein Musical geplant, daran teilnehmen sollen neben dem Orchester des Wüllenweber-Gymnasiums und dem Chor der Realschule die Rink-Familie, "Tanzraum Gaby 'to Berens", eventuell auch Mitglieder des Losemund-Theaters. "Der Sinn der ganzen Veranstaltungen war", so Jordan, "Menschen zusammenzubringen - und das hat hier sehr gut geklappt".



Mit Micky Maus, Asterix und Lucky Luke begann alles



An der ersten Kolorierung eines Bildes hat Florian Zwinge noch drei bis vier Stunden gesessen, "mit Routine hoffe ich, dass Oberberg Online eine Seite pro Tag schafft". Dort sind - unter der Aufsicht der Webdesigner Braun und Laatsch - die Auszubildende Julia Bramer und eine Praktikantin mit der Einfärbung der einzelnen Bilder beschäftigt. "Wir haben zwar auch ohne Ende Aufträge, aber das ist ein tolles und unterstützenswertes Projekt", erklärte Braun auf der Pressekonferenz das Engagement des Full Service Providers.



Warum steckt der Zivildienstleistende Zwinge so viel Zeit in diesen Comic? Sind es Ruhm oder Geld? "Nein, für mich verwirklicht sich damit ein Kindheitstraum." Der Zivi aus der Begegnungsstätte Hackenberg kam mit sechs Jahren zum ersten Mal in Kontakt mit dem Medium Comic, damals in Form der "Allstars" Lucky Luke, Micky Maus und Asterix und Obelix. Als er mit elf Jahren einen "Spiderman" in die Finger bekam, wusste er, "ich will Comic-Zeichner werden, und zwar der erste deutsche, der den Sprung in das 'Haus der Ideen' schafft, in den Marvel Verlag".



Den Traum noch nicht ganz aufgegeben



Aber keiner konnte ihm bei seinem Berufswunsch helfen. "In Deutschland ist ein Einkommen als Comic-Künstler - als Kunstform ist es von der breiten Masse auch immer noch nicht anerkannt - fast nicht zu realisieren, höchstens in einer humoristischen Sparte", erklärte er. Da sei Rulands Geschichte für ihn ein Glücksfall gewesen, denn "die hat mir gefallen und ich konnte sie umsetzen. Ich kann zeichnen, aber keine Geschichten erzählen - und wenn ich keine Geschichte habe, kann ich keine zeichnen", verdeutlichte Florian Zwinge sein Dilemma.



So ganz scheint er den Traum noch nicht aufgegeben zu haben, das Hobby zum Beruf zu machen. Nach dem Zivildienst will er diverse Praktika im Bereich Werbung und Webdesign machen und dann möglichst in Hamburg studieren, wo einige deutsche Comic- und Trickfilmfirmen ihren Sitz haben.

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