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"Wichtiger Schritt" und Vorteile für Kunden: Neue Verkehrsgesellschaft gegründet

om; 14. Mar 2001, 01:09 Uhr
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"Wichtiger Schritt" und Vorteile für Kunden: Neue Verkehrsgesellschaft gegründet

om; 14. Mar 2001, 01:09 Uhr
(om/14.3.2001-1:05) Von Oliver Mengedoht
Oberberg - "Das ist ein ganz wichtiger Schritt für den ÖPNV in der Region", eröffnete Konrad Frielingsdorf, Aufsichtsratsvorsitzender der Ovag, gestern Vormittag die Vorstellung der neuen Verkehrsgesellschaft VBL.

[Bild: Oliver Mengedoht --- Ovag-Geschäftsführer Schütz (v.l.) und Aufsichtsratsvorsitzender Frielingsdorf sowie RVK-Chef Klöker stellten gestern die neue Verkehrsgesellschaft VBL vor.]



Die Verkehrsgesellschaft Bergisches Land mbH ist ein gemeinsames Unternehmen der Oberbergischen Verkehrsgesellschaft Ovag und der Regionalverkehr Köln GmbH (RVK). Ursache für diese Gründung sei die Gestzgebung der EU, die ab 2004 eine Marktöffnung vorschreibe, was vielen kleinen Verkehrsgesellschaften Probleme bereite, erläuterte Frielingsdorf. "Wir kennen die Probleme aus England, Frankreich und Skandinavien, wo sich schon viele große Busgesellschaften zusammengeschlossen haben, was der Tod für viele kleinere Unternehmen war."



Auch in den Nachbarregionen seien bereits solche Bestrebungen zu bemerken: So planten bekanntlich die Kölner KVB und die Stadtwerke Bonn ebenfalls eine Fusion, um gegenüber den bereits "herandrängenden Franzosen" wettbewerbsfähig zu bleiben. In Bonn habe man schon Linien verloren und auch "in Düren stehen sie an der Grenze des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS)", erklärte RVK-Geschäftsführer Karl-Heinz Klöker, der auch zum Gründungsgeschäftsführer der VBL bestellt wurde - sein Ovag-Kollege Karl-Heinz Schütz soll zur Jahresmitte folgen.



Kostengünstiger werden, um gegen Konkurrenz zu bestehen



Warum ein neues Unternehmen? Diese Frage bantwortete Klöker: "Mit der doppelt so alten Ovag arbeiten wir seit unserem Bestehen zusammen, nutzen eine Werkstatt gemeinsam, wechseln uns am Wochenende mit dem Dienst in der Leitstelle ab und fahren auch durcheinander auf den Linien." Um kostengünstiger zu werden und gegen die neue Konkurrenz bestehen zu können, "bleibt nur noch ein Weg", erklärte er den Zusammenschluss. Nach und nach werde die neue Verkehrsgesellschaft Bergisches Land aufgebaut, zunächst mit neuen Fahrern.



Anfang April soll die VBL ihren Betrieb aufnehmen und deutliche Vorteile bringen. Zum einen einen verbesserten Verkehrsservice, betonen die Geschäftsführer Schütz und Klökel. Hier erhoffen sie sich verbesserte Linienanschlüsse sowie einheitliches Auskunfstssystem und Planung. Zum anderen sollen so Kosten gespart werden. Durch Synergieefeekte zum einen und eine neue Lohnstruktur zum anderen.



So dankte Aufsichtsratsvorsitzender Frielingsdorf, der auch in der Gesellschafterversammlung der neuen VBL sitzen wird, auch den Mitarbeitern und Personalvertretungen, denn ganz ohne Einschneidungen geht es nicht. Betroffen sind 100 Fahrer und fünf Verwaltungsangestellte bei der RVK und 110 Fahrer sowie 20 Mann in der Verwaltung bei der Ovag. "Sie waren nicht glücklich", gestand Frielingsdorf, "erkannten aber auch, dass ihre Arbeitsplätze sonst wegfallen würden." Da die kommunalen Tarifverträge am teuersten seien, wolle man sich mehr den privaten annähern, wo bis zu 30 Prozent weniger Gehalt gezahlt werde. Allerdings habe man bei der Ovag schon 1995 die Kostenbremse gezogen und einen Tarifvertrag abgeschlossen, der rund zehn Prozent unter dem Bundesmanteltarifvertrag für Gemeinden (BMTG) lag.



Die Fahrer, die durch die natürliche Fluktuation - man geht von etwa zehn Busfahrern pro Jahr aus - in der VBL neu eingestellt werden, wolle man 20 bis 25 Prozent weniger zahlen als im BMTG. Während Fahrer bei den Privatunternehmen etwa 3.000 bis 3.200 Mark verdienen, sollen es in der VBL zumindest 3.300 sein - und es gibt keine Kündigungen durch die Neugründung. Durch diese Einsparungen durch Tarifänderungen und Synergieeffekte wollen Ovag und RVK auf mittlere Sicht zumindest 1,4 Millionen Mark sparen, ihr Etat liegt, zusammengerechnet, bei rund 40 Millionen Mark.



Bis 1999 erhielt die Ovag vom Land pro Jahr 480.000 Mark Fördergelder, um Defizite auszugleichen. Von 1992 bis 95 musste auch der Kreis zuschießen. In den folgenden Jahren gab es "schwarze Nullen" oder sogar Gewinne, ab 2000 wird der Kreis aber wieder einspringen müssen, bekannten Schütz und Frielingsdorf. Doch solle der nötige Betrag durch die Einsparungen deutlich reduziert werden.



Kunden sollen durch Umstrukturierung nur Vorteile spüren



Nach und nach soll die VBL auch Verwaltungsaufgaben übernehmen, ob die Ovag in zehn oder 15 Jahren dann einmal überflüssig und aufgelöst wird, "kann ich nicht sagen", so Schütz. Bei der RVK, die im gesamten VRS-Gebiet fährt, gebe es auch außerhalb Oberbergs entsprechende Kooperationsgespräche. Der Kunde solle aber von der "Dreiteilung" nichts spüren. Oder doch: Einige Verbesserungen soll er bemerken.



In der ersten Phase würden die Kunden gar nichts merken, außer anderen Logos auf den Bussen und der Dienstkleidung. In einem zweiten Schritt soll es auch einen gemeinsamen und besser abgestimmten Fahrplan geben, außerdem wird eine Serviceoffensive gestartet. Dazu gehören zwei Fachkräfte für Service und Sicherheit, die schon seit Herbst im Einsatz sind und an HGaltestellen und in den Bussen Auskunfte geben und Überwachungsaufgaben wahrnehmen. Zeitgleich wurden in Gemeindezentren 13 Fahrplanauskunftssäulen aufgestellt.



Eine besser merkbare Rufnummer für Auskünfte (Tel.: 02261/92 60 60) wurde eingerichtet und informiert nun statt bis 18 bis 22 Uhr, rund um die Uhr können Auskünfte für ganz NRW unter Tel.: 01803/50 40 30 erfragt werden. Es gibt ein Schnupperangebot "FIT", ähnlich wie Probeabos bei Zeitschriften und die Busfahrer übernehmen jetzt auch von 19 bis 22 Uhr Taxivermittlungen. Desweiteren, verkündeten Klöker und Schütz, komme bald ein größerer Bus als Prototyp zum Einsatz und am Gummersbacher Busbahnhof werde im Ladenzentrum "Alte Post" ein neues Fahrgast-Servicecenter eröffnen.

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