Archiv

Heiße Rennaction – 24 Stunden lang

hps-uz; 27. May 2009, 16:58 Uhr
Bilder: Uwe Zörb, Hans-Peter Stinner --- Schon in der Anfangsphase zitterte das Team um Marc Viebahn, nachdem sich der Audi TT gedreht hatte.
ARCHIV

Heiße Rennaction – 24 Stunden lang

hps-uz; 27. May 2009, 16:58 Uhr
Oberberg - Manthey-Porsche holt Rekordsieg beim 24 Stunden-Rennen - Hückeswagener Jürgen Dinstühler bester Oberberger - Fritzsche-Brüder schaffen erneut Klassensieg – Jörg Viebahn ohne Fortune.

Mit dem 28. Gesamtrang erreichte Jürgen Dinstühler (Hückeswagen) auf einem BMW 320d das beste Ergebnis mit Oberbergischer Beteiligung. Auf Platz 65 fuhren die beiden Brüder Jürgen und Otto Fritzsche aus Hückeswagen auf einem Opel Astra GPC. Souverän gewannen sie auch ihre Klasse mit 6 Runden Vorsprung. Viel Pech hatten die anderen oberbergischen Starter beim 37. 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Der Engelskirchener Jörg Viebahn sah ebensowenig die Zielflagge wie sein Bruder Marc Viebahn oder Stefan Schlünder aus Marienheide. Insgesamt sahen die 235.000 Zuschauer jedoch einen spektakulären Kampf um den Siegerpokal, denn 32 Wechsel auf Platz 1 bedeuten Rekord. Am Ende konnten sich erneut die Rekordsieger der vergangenen Jahre durchsetzen: Timo Bernhard, Marc Lieb, Romain Dumas und Marcel Tiemann siegten im Porsche 911 GT3 RSR von Manthey Racing. Nach 155 Runden (auch das ist Rekord) in der „ Hölle" der Nürburgring-Nordschleife liefen sie vor Christian Abt, Jean-Francois Hemroulle, Pierre Kaffer und Lucas Luhr im Audi R8 LMS von Abt Sportsline im Ziel ein.


 


[Jürgen Dinstühler war mit seinem Ergebnis hoch zufrieden.]


War Jürgen Dinstühler im vergangenen Jahr noch über einen Sichtungslehrgang des M-Drivers-Club von BMW zum Cockpit beim 24-Stunden-Rennen gekommen, so hatte er sich gemeinsam mit Emin Akata (Friedrichshafen) und Andreas Winkler (Stetten) für die gesamte Langstreckenmeisterschaft ein Auto gemietet. Sehr zuversichtlich ging er auch am Samstag schon auf die Hatz durch die grüne Hölle. Mit Platz 28 erreichte er sein bisher bestes Ergebnis beim 24-Stunden-Rennen.


 


Eigentlich hatten sich die beiden Fritzsche-Brüder eine Platzierung unter den Top-30 als Ziel gesetzt, wie Jürgen Fritzsche betont. Das war wohl für das Team auch kein unrealistisches Ziel, denn mit dem Opel Astra waren sie vor zwei Jahren bereits in die Top-Ten des Gesamtklassements gefahren. Es sah auch lange sehr gut aus. Noch am Sonntagmorgen lag das Team auf Platz


33 und damit in Schlagweite zum angestrebten Ziel. Doch dann gab es vier Stunden vor Schluss noch technische Probleme, so dass sich das Team entschloss, den Motor des Opel Astra zu wechseln. Von den ursprünglich 9 Runden Vorsprung in der Klasse SP3 blieben am Ende trotz des Motorwechsels mit fast eineinhalb Stunden Boxenaufenthalt noch sechs Runden übrig. Das reichte für einen souveränen Klassensieg.


[Der Fritzsche-Astra gewann seine Klasse.]


Bereits im Training war Jörg Viehbahn vom Pech verfolgt. Er war auf dem blauen "Eifelblitz" BMW M3 von Johannes Scheid, der als Fahrer selbst zweimal das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring gewonnen hatte, unterwegs. Im ersten Zeittraining erreichte das Team bei schlechten Wetterbedingungen gegen eine Armada von Audi und Porsche Platz 22. Eine Zeitverbesserung im zweiten Training bei trockener Fahrbahn war jedoch nicht möglich, da bereits in der ersten Runde von Jörg Viebahn der Motor hoch ging und in der heimischen Werkstatt repariert wurde (das Scheid-Team hat seinen Sitz nur wenige Kilometer vom Nürburgring entfernt). Auf einem Abschleppwagen wurde das reparierte und optimal vorbereitete Fahrzeug drei Stunden vor dem Start wieder zur Box gebracht. Gemeinsam mit seinen internationalen Teamkollegen Rodney Forbes (Australien), Duncan Huismann (Niederlande), der das Rennen


2005 auf BMW bereits einmal gewonnen hat, und Marco Hartung (Wallroda) konnte der Kampf gegen die Uhr beginnen. Wegen des Motorschadens hatte das Team nur den 115. Platz im Starterfeld erreicht, wurde jedoch der ersten von drei Startgruppen zugeordnet. Jörg Viehbahn fuhr als Startpilot ein souveränes Rennen und verbesserte sich Runde um Runde um mehrere Positionen.


 


[Freude bei der Fritzsche-Mannschaft bei der Siegerehrung.]


Nach einem Unfall von Marco Hartung in der Fuchsröhre hatten aber nach 77 gefahrenen Runden alle Träume von den Top Ten ein Ende. Zum Zeitpunkt des Ausfalls lag das Team bereits auf Position 12. Ein Unfall bremste auch den Einsatz von Marc Viebahn. Auf einem Audi TT war er von Position 99 aus ins Rennen gegangen. Nach 66 Runden kam nach einem Unfall im Bereich Breitscheid das Aus. Eine Schrecksekunde hatte das Team bereits in der ersten Runde erlebt, als sich das Auto vor der Mercedes Arena drehte, jedoch im dichten Startgetümmel ohne Schäden weiterfahren konnte.


 


Die wirtschaftliche Lage, die dem Motorsport weniger Sponsoren bringt, und auch Regeländerungen sorgten in diesem Jahr für ein deutlich kleineres Starterfeld. Statt bis zu 270 Meldungen wie in manchen Vorjahren (220 Teams wurden jeweils maximal für das Rennen zugelassen), hatten in diesem Jahr nur 170 Teams ihrer Nennung abgegeben. Die Regel- und Zeitplanänderungen sorgten dabei für reichlich Gesprächsstoff im Fahrerlager und an der Strecke.


Kleinere Fahrzeuge unter 1850ccm dürfen an dem Rennen gar nicht mehr teilnehmen. Damit wurden plötzlich viele kleine Privatteams ausgeschlossen, die sich professionellen Motorsport mit kleinem Budget möglich gemacht haben und häufig seit mehr als zehn Jahren bereits bei der 24-Stunden-Hatz dabei waren. Auch ein paar regelmäßige oberbergische Starter blieben auf der Strecke. Viele Zuschauer vermissten dadurch auch einige Publikumslieblinge auf der Strecke, denn insbesondere so mancher Mini oder auch Fiat 500 hatte als Teilnehmer immer die besondere Anerkennung der Besucher. Kritisiert wurde an der Strecke insbesondere die Tatsache, dass einige professionelle Motorsportler durch die Hubraumbegrenzung ausgeschlossen werden, sich aber gleichzeitig Showgrößen, die nur die Mindestanzahl von Langstreckenrennen absolviert haben, mit ihrem Geld als Teilnehmer in die PS-starken Boliden einkaufen. So waren in diesem Jahr u.a. Jan Ullrich, Erol Sander oder Marc Keller als Teilnehmer dabei.


 


Der Teamchef des Siegerautos, Olaf Manthey, gehörte zu den größten Kritikern einer neuen Regel, die für jedes Fahrzeug eine bestimmte Mindesttankdauer vorschreibt, ganz gleich wie viel Treibstoff getankt werden muss.Einhellig wurde von allen Teams und Fahrern begrüßt, dass das früher immer erst am Abend vor dem Start stattfindende Nachttraining um einen Tag nach vorne verlegt wurde. So sind die Fahrer ausgeruhter und die Teams haben nach dem Training mehr Zeit, um ihre Autos fit zu machen. Das ist auch im Sinne der Zuschauer, denn die möchten doch schließlich neben den Topfahrzeugen auch immer ihre eigenen Favoriten auf der Strecke und nicht in der Box sehen.


 


WERBUNG