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Grenzenlos laufen von Bayern bis Schleswig-Holstein

Red; 19. May 2009, 13:00 Uhr
Oberberg Aktuell
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Grenzenlos laufen von Bayern bis Schleswig-Holstein

Red; 19. May 2009, 13:00 Uhr
(Red./19.5.2009 AKTUALISIERT vom 18.5.2009) Gummersbach - Insgesamt 35 Läufer aus ganz Deutschland, davon einige aus Gummersbach, nehmen am Lauf entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze teil. Auf Oberberg-Aktuell berichten sie in Form eines Tagebuchs von ihren Erlebnissen.
[Bilder: privat --- Die Starter aus ganz Deutschland bei ihrem gemeinsamen Gruppenfoto vor dem Start auf die 1.100 Kilometer lange Strecke.]

20 Jahre nach der Grenzöffnung starteten 35 Läufer aus Gummersbach, Burg, Lübeck, Dresden, Frankfurt und auch England am Freitag in Mödlareuth/Bayern entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze nach Travemünde. Dort werden sie am 23. Mai nach 1.100 Kilometern und 10.000 Höhenmetern auf dem Museumssegler 'Passat' von der Lübecker Stadtpräsidentin in Empfang genommen. Die Strecke, entlang der alten Kolonnen-, Wald- und Feldwege ist mit Höhepunkten wie dem Brocken, dem Thüringer Wald und der Röhn nicht nur sportlich eine Herausforderung.

In einem kurzen Tagebuch berichten die Teilnehmer auf Oberberg-Aktuell von Ihren Erlebnissen.

Freitag, 15. Mai, 11 Uhr: Die ersten zwei Busse sind gestartet
Die ersten zwei Busse aus Gummersbach sind auf dem Weg nach Mödlareuth gestartet. Das Gepäck gut in zwei Anhängern verstaut, wurden die ersten Teilnehmer von zu Hause abgeholt und man traf sich auf der Raststätte Siegerland zur kurzen Begrüßung und trat dann die gemeinsame Weiterfahrt an.

Freitag, 15. Mai, 18:00 Uhr - Das Team erreicht Mödlareuth

[Angefeuert von den Leuten am Straßenrand lief es sich leichter.]

Die Gummersbacher treffen die Burger an der Gedenkstätte in Mödlareuth. Dazu kommen noch Teilnehmer aus Dresden, Frankfurt und England. Nach Ansprachen von Klaus Grünzner, Bürgermeister der Gemeinde Töpen und Robert Lebegern, Leiter des Museums Mödlareuth, übergaben beide gemeinsam einen Scheck von 200 € als Spritgeld für die Tour. Stefan Esser und Frank Stucke von der LG Gummersbach bedankten sich im Namen der gesamten Staffelgruppe und überreichten als Erinnerung eine kleine Grenzsäule, ein T-Shirt und eine Urkunde, die zum Gedenken an die Opfer mit 600 Namen von getöteten Menschen an der ehemaligen innerdeutschen Grenze versehen ist.

Mit einer symbolischen Öffnung der alten Sperranlage liefen alle durch das Tor des Grenzzaunes zusammen die ersten 4 Kilometer und ein Teil dann schon die ersten drei Etappen über 21 Kilometer. Kinder und Jugendliche der örtlichen Sportvereine begleiteten sie dabei auf den ersten Kilometern. Im Anschluss wurden alle durch das Museum Mödlareuth mit Fleisch und Wurst vom Grill sowie Getränken versorgt. An dieser kleinen Feier nahmen auch die Dorfbewohner von Mödlareuth teil. Als Info gab es noch einen Kurzfilm über das Leben im geteilten Dorf, das von den Amerikanern auch 'Klein Berlin' genannt wurde, weil es durch eine Mauer geteilt wurde.

[Die Mauer muss weg - Der symbolische Mauerfall wie vor 20 Jahren.]

Samstag, 16. Mai, 21 Uhr - Von Blankenstein nach Grattstadt

Nachdem die Sportler am Samstagmorgen um 5:30 Uhr ohne Frühstück gestartet sind, brauchten sie einen Kaffee und Brötchen. Dafür öffnete die Bäckersfrau der Bäckerei Zwosta sogar ihre private Küche und versorgte die Sportler bestens. Nicht weniger herzlich war der Empfang auf dem Oldtimertreffen in Eberdorf. Spontan begrüßte man die Läufer aus Burg beim Fest per Lautsprecher und applaudierte spontan.

In der Puppenstadt Neustadt bei Coburg, an der „Gebrannten Brücke“, erwarteten Bürgermeister und Kulturdezernent Dieter Seyffert die Athleten. Am Ort, an dem 1990 das Abkommen zur Abschaffung der Personenkontrollen geschlossen wurde, überreichte der zweite Bürgermeister ein kleine Spende und Neustadt Grillwürste satt, die, wie die Unterstützung aller anderen Sponsoren, eine solche Veranstaltung erst möglich macht. Da Neustadt auch die Puppenstadt genannt wird und an diesem Wochenende gerade das Puppenfestival läuft, gab es als kleine Überraschung noch kleine Teddybären für alle.

In Heinersdorf wurde ein Versuch gestartet, die Reste der Mauer umzuschubsen, der aber zum Glück fehlschlug, da sonst vielleicht weitere Maueropfer zu beklagen gewesen wären. Auch Improvisationstalent war wieder gefordert: Ein Bus mit Sportlern ist durch falsche Koordinateneingabe 30 Kilometer vom Startort ihrer Etappen abgekommen, so dass die bereits gestarteten Jogger noch weitere Etappen unter die Sohle nehmen mussten.

Sonntag, 17. Mai, 22 Uhr - Strahlender Sonnenschein und 80 Kilometer Kolonnenweg

[Das Fahrrad gab leider seinen Geist auf.]

Der zweite Tag des Grenzlaufes wurde von der Sonne überstrahlt, was aber auch an den Kräften zehrte. Die Läufer konnten dieses Mal Bekanntschaft mit knapp 80 Kilometer Kolonnenweg machen. Dieser befand sich die komplette Grenzlinie entlang, rund 50 Meter neben dem Grenzzaun. Die Betonplatten haben meist 4 Reihen Löcher, so dass permanent das Risiko bestand, umzuknicken.

Nicht nur Läuferbeinen hatte der Kolonnenweg zugesetzt. Auch das begleitende Mountainbike fiel mit einem ab gescherten Zahnkranz aus. Trotz dieser schwierigen Laufbedingungen, konnte eine Stunde Zeit gut gemacht werden, so dass niemand am Montag um 5:30 Uhr die ersten sieben Kilometer mit langer Steigung auf die Höhen der Rhön laufen musste. Die weite Landschaft der Rhön bot tolle Ausblicke auf einen blühenden Flickenteppich aus Wiesen, Wäldern und leuchtenden Rapsfeldern.

Beim Wechsel in Poppenhausen konnte ein Fass des einheimischen Bieres organisiert, aber bislang noch nicht verkostet werden. In Sondheim waren die Besucher des Schützenfestes vom Grenzlauf begeistert und luden die Sportler spontan zum Schützenfest ein.

Montag, 18. Mai, 12 Uhr - Läufer passieren den Monte Kali

Die Höhen der Röhn boten grandiose Ausblicke über die Landschaft. Herausragend war nach dem Eintauchen ins Werratal nicht nur der 'Monte Kali', der weithin sichtbare Abraumberg des hiesigen Kalibergbaus, sondern vor allem die Gastfreundschaft der Einwohner. Am Point Alpha, dem ehemaligen US Beobachtungsposten aus der Zeit des Kalten Krieges, erfuhren die Sportler nicht nur viel über das gefährliche Spiel der Machtblöcke im Kalten Krieg, sondern wurde auch noch mit einem tollen Frühstück verwöhnt. Überwältigend war der Empfang in Wanfried, der durch den Bürgermeister und ersten Vorsitzenden des VfL Wanfried, Wilhelm Gebhard und Uschi Krepinsky, organisiert wurde. Neben der Übernachtung wurde bei gutem Wetter.


Weitere Informationen folgen.




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