Archiv

Aktion gegen rechts: Jugendliche besprühten Ovag-Bus

om; 20. Apr 2001, 18:16 Uhr
Oberberg Aktuell
ARCHIV

Aktion gegen rechts: Jugendliche besprühten Ovag-Bus

om; 20. Apr 2001, 18:16 Uhr
(om/20.4.2001-18:10) Von Oliver Mengedoht
Wiehl - "Ob schwarz oder weiß, hier ist das völlig egal", erklärt Natali die Einstellung der Jugendlichen zur Aktion "Kommunen gegen Rechts", an der sich die Stadt Wiehl mit einer umfangreichen Aktion für Jugendliche beteiligt.
[Bilder: Oliver Mengedoht --- Der letzte Schliff am "fahrenden Kunstwerk".]

Zahlreiche Projekte sind bis zu den Sommerferien geplant, mit einer großen Abschlussfeier im September mit allen Beteiligten in der Wiehltalhalle. Eine der ersten Aktionen war die Neugestaltung eines Ovag-Busses, der noch bis zum Jahresende im Linienverkehr durch ganz Oberberg eingesetzt wird. Das Ganze ist ein Programm von Jugend- sowie Schul- und Kulturamt, an der sich möglichst viele Jugendliche beteiligen sollen.

Auf einer Pressekonferenz stellten die 14- und 15-jährigen Natali, Tobias, Eduard, Simon, Viktor, Dorota und Methodius sowie Anja Dürselen vom Jugendamt, Ovag-Geschäftsführer Karl-Heinz Schütz und die neue Leiterin des städtischen Jugendzentrums, Alexandra Schröderin das "fahrende Kunstwerk" vor.



[Vertreter des Sponsors und des Jugendzentrums mit den Jugendlichen vor deren Werk.]



"35 Dosen haben wir gebraucht", erinnerte sich Frank Stranzenbach, Mitarbeiter im Jugendzentrum. Er und der ehemalige Graffitti-Profi Sven Rütten aus Köln hatten drei Tage lang mit den Jugendlichen gesprüht, bis der Bus über und über mit neuer Fabre bedeckt war. "Die Planung vorher ist da aber noch nicht mit drin", betonte Rütten. Ein Problem sei gewesen, dass Graffitti-Buchstaben eigentlich viel größer seien. Dann hätte aber der Schriftzug "Rechtsextremismus - no chance, Fremdenfeindlichkeit is out" nie und nimmer auf den Bus gepasst.



Der Zweck ist schon erreicht



"Wir sind fast immer hier, darum wurden wir gefragt, ob wir mitmachen wollen", berichtete Tobias, wie er und seine Freunde zu der Graffitti-Aktion kamen. "So kommen die Jugendlichen nicht so schnell auf dumme Gedanken", glaubt Jugendamtsleiterin Dürselen. "Und wir sehen ja, wie weit man mit einem Jugenzentrum kommen kann", veries sie stolz auf das farbenprächtige Ergebnis. Dabei war das Zentrum gerade erst im Januar nach einem halben Jahr Notprogramm mit neuem Mitarbeiterstab wiedereröffnet worden.



Ob die Aktion etwas bringt? "Ich glaube, Rechte werden sich eher aufregen, wenn sie denn Bus sehen. Aber wir könnten sonst höchstens illegal sprayen." Und der Weg sei ja auch das Ziel, zumindest mache man aufmerksam. "Auch bei uns im Betrieb gab es viele Diskussionen", erklärte Ovag-Chef Schütz. "Der Zweck ist also schon erreicht."

[Jubelnd ging es auf die erste Fahrt mit dem neugestalteten Bus durch Wiehl.]

In der Schule hätten sie schon mit Rechten zu tun, berichtete Natali. "Da ist auch so einer mit 'nem Pitbull. Aber bei uns hier, ob schwarz oder weiß, ist doch völlig egal." Auch einen Film zum Thema aus Frankreich guckte die Gruppe zusammen, nun möchte Stranzenbach vielleicht noch ein Musikproekt starten. "Ich würde gerne in der Richtung weitermachen."

Weitere Aktionen "gegen Rechts" geplant

Das Sponsoring für die verlorene Werbefläche auf dem Bus sei nicht so hoch, gab Schütz zu. Ein Werbepartner sei abgesprungen und das Fahrzeug sei nur noch bis Jahresnende im Einsatz. Normalerweise vermiete man die Flächen für fünf oder zehn Jahre, weil die teure Lackierung sonst nicht lohne.



[Auf einer Pressekonferenz hatte die Stadt das Programm "Kommunen gegen Rechts" Ende Februar vorgestellt.]

Als nächste Aktion im Rahmen von "Kommunen gegen Rechts" ist geplant, 4.000 Aufkleber mit dem gleichen Logo wie auf dem Bus drucken zu lassen, damit hat sich eine andere Gruppe beschäftigt. Collagen, Videos, Plakate, Plastiken, CDs oder Internetseiten, beteiligen können sich Jugendliche auf vielfältige Weise an der Aktion, ob in Gruppen oder als Einzelperson.



[Autor Michael Höhn hatte bereits in der Stadtbücherei eine Lesung für eine Schulklasse aus seinem Buch "Das Geheimnis der Sara Abt gehalten.]



Fachtagungen und Bildungsseminare sollen ebenso stattfinden wie Theaterstücke in Zusammenarbeit mit dem SchauSpielStudio Oberberg, Veranstaltungen in der Bücherei, ein Musical der Musikschule, der Eleonore-Astfalck-Kindergarten der Awo will eine Collage erstellen und das städtische Jugendheim Drabenderhöhe eine Begegnungsfahrt dokumentieren.



Wer sich beteiligen möchte, meldet sich für nähere Infos bei Anja Dürselen, Tel.: 02262/76 30 25.

WERBUNG