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Sorge vor Staatsmedizin und Ärzte-Insolvenz

bv; 11. May 2009, 19:52 Uhr
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Sorge vor Staatsmedizin und Ärzte-Insolvenz

bv; 11. May 2009, 19:52 Uhr
(bv/11.5.2009-19:30) Von Bernd Vorländer
Gummersbach - In der Gummersbacher Stadthalle diskutierten Ärztevertreter und Patienten mit Politikern über manche fatale Auswirkung des Gesundheitsfonds.
Bilder: Bernd Vorländer --- Eine illustre Podiumsrunde diskutierte in der Gummersbacher Stadthalle über Gesundheitspolitik.]

Dr. Maarten Reijneker ist orthopädischer Facharzt in Bergneustadt. Sein Beruf ist ihm auch heute, nach mehr als 20 Jahren noch ein Stück Berufung. Für seine Patienten da zu sein, erscheint ihm - wie vielen anderen Fachärzten - als eine Pflicht. Doch inzwischen macht ihm wie vielen seiner Kollegen der Job keinen Spaß mehr. Schuld ist der von der Großen Koalition in Berlin beschlossene Gesundheitsfonds. Der bringe viele Fachärzte in arge Existenznöte, da sie für ihre Arbeit immer weniger Geld erhielten, klagen die Mediziner. Man werde quasi von den Budget-Ideen der Gesundheitsministerin Ulla Schmidt erdrosselt, so der Tenor. Tatsächlich werden etwa als Beispiel drei, 180 € teure Spritzen aufgrund eines Rückenleidens dem Arzt tatsächlich nur mit 30 € vergütet.

[Orthopäde Christian Lohmann bezeichnete den Gesundheitsfonds als Existenz gefährdend.]

Für Dr. Reijneker hat die neue Form der Gesundheitspolitik ganz praktische Konsequenzen. „Würde es so weitergehen, müsste ich spätestens im Herbst 2010 meine Belegschaft entlassen“, macht er deutlich. Entsprechend groß war die Sorge der Ärzte, Patienten und Beschäftigten, die heute eine Podiumsdiskussion in der Gummersbacher Stadthalle verfolgten. Und deutlich zu spüren war die Sorge der Mediziner vor den offenbar vorn der Politik verfolgten Medizinischen Versorgungs-Zentren (MVZ), die künftig den Facharzt quasi abschaffen würden. „Das ist DDR light“, schimpfte Orthopäde Dr. Christian Lohmann aus Lindlar. Und die Autorin des Buches „Der verkaufte Patient“, Renate Hartwig, sah vor allem gravierende Nachteile auf den Patienten zukommen. Die lokale Versorgung der Patienten bleibe ebenso auf der Strecke wie die enge Vertrauensbasis zwischen Ärzten und erkrankten Bürgern.

In den Versorgungs-Zentren, die im Übrigen von am Profit orientierten Unternehmen getragen würden, wisse der Patient nie, welcher Arzt ihn behandle. „Es wird Zeit, dass wir Patienten uns gegen diese geplante Form von Staatsmedizin wehren“, forderte die Buchautorin dazu auf, sich nicht alles gefallen zu lassen. Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP im Bundestag, Daniel Bahr, hatte bei der Diskussion leichtes Spiel, lehnt doch seine Partei den Gesundheitsfonds entschieden ab. „Wir wollen diesen Unfug rückgängig machen, unter anderem auch deshalb, weil so die Therapiefreiheit ausgehöhlt wird.“ Bauchschmerzen mit dem Fonds hatte auch der CDU-Landtagsabgeordnete Hubert Kleff. „Fachärztliche Versorgung ist vor allem im ländlichen Bereich ein Standortfaktor, den man nicht vernachlässigen darf“, wandte er sich gegen die zentralistischen Tendenzen der Versorgungszentren.



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