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Neue Chancen zur Behandlung der Sehstörungen nach einem Schlaganfall

Red; 9. May 2009, 20:07 Uhr
Oberberg Aktuell
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Neue Chancen zur Behandlung der Sehstörungen nach einem Schlaganfall

Red; 9. May 2009, 20:07 Uhr
(Red./9.5.2009-20:05) Oberberg - Auch in Oberberg wird am heutigen Tag gegen den Schlaganfall über die Krankheit informiert.
Jedes Jahr erleiden in Deutschland etwa 165.000 Menschen einen Schlaganfall. Bei etwa 20 Prozent dieser Patienten kommt es zu neurologisch bedingten Sehstörungen, wie etwa einem halbseitigen Gesichtsfeldausfall. Am 10. Mai findet in Deutschland, mit Unterstützung der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe, der Tag gegen den Schlaganfall statt. Es wird bundesweit auf die Symptome und Möglichkeiten der Vorsorge und Rehabilitation, unter anderem neue Therapiemöglichkeiten, aufmerksam gemacht. Besondere Bedeutung haben Sehstörungen, die nach einem Schlaganfall das Lesen und die Orientierung beeinträchtigen. Neue Behandlungsansätze in der visuellen Rehabilitation sind wichtig, damit die sehbedingten Probleme im Alltag nicht als chronische Behinderung bestehen bleiben. Dies wird am folgenden Fall dokumentiert.

Eine Stadtführung in Freyburg in Sachsen-Anhalt. Eberhard Fabian zeigt interessierten Besuchern seine Heimatstadt. Den Touristen ist an ihrem Stadtführer gar nichts aufgefallen - außer, dass er mit Leib und Seele dabei ist. Dass Eberhard Fabian noch vor kurzem stark sehbehindert war und seine Umwelt nicht mehr wahrnehmen konnte, sieht man ihm nicht mehr an.

Doch dann erzählt der heute 75-jährige pensionierte Lehrer für Mathematik und Physik von jener Novembernacht 2001, die sein Leben schlagartig verändern sollte. In dieser Nacht trifft ihn ein Hirninfarkt, der Teile seines Sehzentrums zerstört. Am nächsten Morgen stellt er fest: Irgendetwas stimmt nicht. Er reibt sich die Augen. Wo die Teekanne sein sollte ist nur ein schmieriger Fleck. Auch mehr Licht änderte nichts daran. „Als wäre die Welt in Scherben zersprungen.“ Eberhard Fabian kann infolge der Sehstörung nicht mehr lesen, nicht fernsehen und nicht mehr sicher gehen. Er stolpert über Dinge und gegen Menschen, rammt Ecken und Kanten und übersieht Autos. Seinem Hobby als Stadt- und Wanderführer kann er ohne fremde Hilfe nicht mehr nachgehen.

„Ich habe Gesichter nicht mehr erkennen können. Mit dieser Einschränkung kann man natürlich schlecht mit jemandem kommunizieren - vor allem wenn man vor einer ganzen Gruppe steht. Dies machte mich völlig unsicher.“ Auch seine Frau berichtet über Schwierigkeiten im alltäglichen Leben: „Vor dem Schlaganfall und den Sehstörungen nahm mein Mann aktiv am Leben teil. Er war selbständig und unabhängig. Jetzt muss ich ihn führen, anweisen und ihm Orientierung geben.“

Eine Einschränkung mit der er nach Ansicht seiner Ärzte leben musste. Eberhard Fabian hat sich damit aber nicht abgefunden. Ein Artikel in der Apothekenrundschau machte ihn auf ein neues Verfahren aufmerksam, mit dem Sehstörungen, die durch Schlaganfälle, Schädel-Hirn-Traumata oder Tumoren ausgelöst wurden, behandelt werden können: die Visuelle RestitutionsTherapie (VRT). Dabei übernehmen gesunde oder teilgeschädigte Hirnareale dauerhaft die Aufgaben ausgefallener Bereiche. Voraussetzung dafür ist ein spezielles Therapieprogramm, das von den Patienten zuhause durchgeführt werden kann.

Eberhard Fabian entscheidet sich für diesen Weg. Nach einer gründlichen Untersuchung in einer Rehabilitationsklinik beginnt er im Januar 2002 mit der VRT. Sechs Monate übt er täglich eine Stunde am Bildschirm seines Computers. Das Kinn auf eine Stütze gelagert, den Blick geradeaus auf einen Fixierpunkt gerichtet, muss er Lichtreize erkennen und bestätigen. Das Programm ist speziell auf seine Erkrankung zugeschnitten und wird jeden Monat erneut auf die erreichten Fortschritte angepasst. Über die gesamte Dauer wird er von NovaVision-Therapeuten betreut.

Die Mühen haben sich für Eberhard Fabian auf jeden Fall gelohnt. Sein Sehvermögen ist heute fast komplett wiederhergestellt. „Es ist wie ein Geschenk, ein neues Leben. Ich kann wieder selbständig am Leben teilnehmen, wieder lesen, fernsehen und einkaufen.“ Inzwischen geht er auch wieder seinem Hobby als Freyburger Stadtführer nach – so als wäre niemals etwas gewesen. „Mir hat die Sehtherapie neue Perspektiven eröffnet“, sagt Eberhard Fabian. „Es kommt nur darauf an, die Chance zu nutzen“.

In Oberberg gibt es Kontakt für Betroffene beim MediClin Reha-Zentrum Reichshof Dr. Petra K. Zimmermann, Tel. 02265/99 52 74 oder Dr. Caroline Privou, Tel. 02265/99 52 73, Zur Rehaklinik 1, 51580 Reichshof-Eckenhagen oder unter www.reha-zentrum-reichshof.de.

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