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Leserbrief: Wie Gummersbach Goldene Stadtmedaillen am laufenden Band verteilt

Red; 25. Apr 2009, 18:47 Uhr
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Leserbrief: Wie Gummersbach Goldene Stadtmedaillen am laufenden Band verteilt

Red; 25. Apr 2009, 18:47 Uhr
(Red./25.4.2009) Meike Deutschmann äußert sich kritisch zur Verleihung einer Stadtmedaille durch den Bürgermeister an die Künstlerin Hella von Sinnen.
„Wenn ein Bürgermeister eine Goldene Stadtmedaille im Namen der Stadt, mit Amtskette im offiziellen Rahmen und Worten wie ‚hiermit verleihe ich als Bürgermeister’ oder ‚Verdienste um die Stadt’ ausspricht, ist davon auszugehen, dass der zu Ehrende eine hochoffizielle Würdigung verliehen bekommt. Zu sehen war eine dieser offiziellen Würdigungen bei der Verleihung der Goldenen Stadtmedaille der Stadt Gummersbach für Hella von Sinnen. In Gummersbach ist das anders: Goldene Stadtmedaillen werden nach Laune, medialen Interessen und persönlicher Aufwertung verliehen.

Kein Wunder, dass die zu Ehrenden bei der Vergabe der Goldenen Stadtmedaille mehr als überrascht und überaus gerührt waren, fehlte ihnen oft selbst der Grund, eine derart hohe Würdigung von der Stadt Gummersbach berechtigt zu erhalten. Bürgermeister Helmenstein in seiner Funktion als oberster Repräsentant der Stadt ehrt mit dem Stadt-Sparkassen-Taler, den er offiziell als Goldene Stadtmedaille verleiht. Offizielle Ehrungen die eine Stadt wie Gummersbach zu vergeben hat, unterliegen Bestimmungen, die zu erfüllen sind und zuvor durch den Rat beschlossen werden müssen. Für Gummersbach gibt es nur eine Goldene Stadtmedaille die zu vergeben ist: die mit Sonderprägung.

Bei den Selbstinszenierungen des Herrn Bürgermeisters gelten auch diese Regelungen für offizielle Würdigungen nichts: er hängt sich seine Amtskette um, schnappt sich eine so genannte Goldene Stadtmedaille, den Stadt-Taler, und lässt sich im Namen der Stadt Gummersbach bei der Verleihung der (Kleinen) Goldenen Stadtmedaille feiern, möglichst mit Presseveröffentlichung. Aus diesem Grund werden auch nur in Gummersbach so viele Goldene Stadtmedaillen unters Volk gebracht.

Wer Zuhause eine Goldene Stadtmedaille von Gummersbach als seinen Schatz hütet, sollte genau schauen, ob er die Stadtmedaille mit Sonderprägung oder nur die Spaßvariante "Taler-Stadtmededaille" durch Herrn Helmenstein offiziell verliehen bekam. Jede Ehrung mit dem Taler ist bedeutungslos und wird aus der persönlichen Vita der Ehrungen gestrichen werden müssen. Handball-Legende Hansi Schmidt bekam einen Taler, Pianistin Sigrid Althoff und eben auch Komikerin Hella von Sinnen, die bekam den Taler immerhin auf einem roten Samtkissen vor einem Millionenpublikum verliehen.

Einmal davon abgesehen, welche Konsequenzen diese Provinz-Posse für Helmenstein nach sich zieht, die vermeintlich Geehrten des Talers werden mehr als nur enttäuscht sein, keine Goldene Stadtmedaille mit ideellem Wert und rechtmäßigem Verdienst und Anerkennung für Gummersbach überreicht bekommen zu haben, sondern nur einen Stadt-Taler, der käuflich zu erwerben ist. Ebenso hätte Herr Helmenstein Minipizzen verteilen können, das wäre mit der Satzung der Ehrungen wenigstens halbwegs zu vertreten gewesen. So bleibt der fade Nachgeschmack, einem Possenreißer aufgesessen zu sein, der mit Goldenen Stadtmedaillen sogar in Fernsehsendungen im Namen Gummersbachs jede Ehre missachtet.

Meike Deutschmann, Gummersbach

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