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Lindlar im Maßstab 1:10.000 und rund 64 Meter lang

ch; 24. Apr 2009, 18:01 Uhr
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Lindlar im Maßstab 1:10.000 und rund 64 Meter lang

ch; 24. Apr 2009, 18:01 Uhr
(ch/24.4.2009-15:25) Lindlar - Fleißig und kreativ waren in diesen Tagen Lindlarer Grund- und Hauptschüler gleichermaßen: Während die Kleinen die Gemeinde im Miniaturformat nachbauten, lassen die Älteren einen grauen Fleck Wand künftig eine Geschichte erzählen.
[Bilder: Christian Herse --- Die Schmitzhöher Grundschüler erklärten Bürgermeister Hermann-Josef Tebroke, wie seine Gemeinde topografisch eigentlich aussieht.]

„Eigentlich dachten wir ja, dass Schmitzhöhe und Lindlar auf der gleichen Höhe liegen. Aber dem ist offenbar nicht so.“ Äußerst lehrreich war die Projektwoche für die Grundschüler in dem westlichsten Kirchdorf von Lindlar. Zum 900-jährigen Jubiläum hatten sich die 121 Kinder zur Aufgabe gemacht, mehr von und über ihre Kommune und das damalige Leben zu erfahren. Während die einen sportliche Aktivitäten von früher wie Bockhüpfen austesteten, lernten andere das frühere Schulleben kennen. „Wir haben in der altdeutschen Schrift auf Schieferplatten gelernt zu schreiben", berichtet die neunjährige Julia.

[Der Ortskern ist von Bergen und Hügeln umgeben.]

Dem Bürgermeister auf den Zahn gefühlt, hat die Journalistengruppe, die eine eigene Schülerzeitung herausgebracht hat. „Wir wollten alles über seine Arbeit wissen“, so Mandanam. Lindlar im Kleinformat bastelten wiederum andere Kinder. „Zunächst haben wir die einzelnen Gebäude besucht und Fotos gemacht, damit die Schüler eine genaue Vorstellung davon hatten, was sie überhaupt bauen“, erklärt die Direktorin der Schmitzhöher Grundschule, Elke Feuser-Bell. Im Anschluss daran wurden die wichtigsten Bauten originalgetreu nachgebaut und im Rathausfoyer ausgestellt. Während Jubilatekirche und Schwimmbad hier noch ganz groß wirken, sehen sie auf der topografischen Karte nur noch wie Monopoly- Häuschen aus. Detailverliebt konstruierten dort die Kinder die gesamte Gemeinde Lindlar nach – mit all seinen Höhen und Tiefen, wie auch Bürgermeister Hermann-Josef Tebroke bemerkte: „Wenn man auf die Landkarte schaut, könnte man meinen, dass es ein Leichtes sei, von Schmitzhöhe über Kemmerich nach Lindlar mit dem Fahrrad zu fahren. Das ist aber alles andere als einfach, wie wir hier sehen.“

Einen trostlosen Flecken Wand direkt am Bergischen Freilichtmuseum haben 26 Schüler der Hauptschule seit Montag zu neuem Glanz verholfen. „Immer, wenn ich nach Lindlar über die L299 reingefahren bin, habe ich mich über diese Mauer geärgert“, erinnert sich Dieter Grävingholt vom Verkehrs- und Verschönerungsverein, der gemeinsam mit Kollege Heinz Wüste das Projekt unterstützt hat. Seit Ende Januar hatten die Schüler im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft die Umgestaltung der Wand geplant und besprochen.

[Ein 64 Meter langes Kunstwerk haben Hauptschüler an der L299 erschaffen.]

„Bislang 'schmückten' Graffitis diese Mauer, was eigentlich ein unhaltbarer Zustand war. Nun wirkt sie freundlich, lebendig und zeigt Lindlarer Motive“, freut sich Techniklehrer Peter Waslawiak, der gemeinsam mit der Kunstlehrer Ursula Zimmern den Schüler mit Rat und Tat zur Seite stand. In einem ersten Schritt habe man aus Büchern die Bilder auf Folien kopiert und anschließend gerädert, um eine entsprechende Vorlage zu besitzen. Nachdem die Schmierereien übermalt worden sind, machten sich die Jugendlichen daran, in Schichtarbeit die Wand zu grundieren und neu zu bemalen. Herausgekommen sind Kunstwerke, die sowohl an die Lindlarer- als auch weltliche Zeitgeschichte erinnern. Startpunkt ist – passend zum Jubiläumsjahr – das 12. Jahrhundert, von wo es in 100 Jahrsprüngen bis in die heutige Zeit geht. Neben der Burg Eibach und dem Schloss Heiligenhoven sind auch der historische Bahnhof oder die Mondlandung auf der 64 Meter langen Stützwand wiederzufinden. Doch auch nachdenkliche Momente wie der Pestausbruch um 1600 oder der Terrorangriff auf das World Trade Center sind nun verewigt. Die Schüler selbst sind von ihrem Werk beeindruckt. „Anfangs hielt sich die Begeisterung und Motivation in Grenzen, aber je stäkrer es auf das Ende zuging, desto mehr Spaß hat es gemacht“, resümiert Niklas Henk, der gemeinsam mit Philip Caucal das Gemeindewappen gemalt hat. Und auch Bürgermeister Tebroke freut sich über soviel Tatendrang: „Dank der Schüler wird man nun noch freundlicher empfangen, wenn man nach Lindlarer kommt.“



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